War da noch was - Roman
mir hatte, glücklich auf meinem Bett vor dem Fernseher herumgammelte. So war es schon besser. Ich schob mir den Schaum bis zur Nasenspitze hinauf. Vielleicht wie in einer Ehe? Dieses Nachher jedenfalls. Die gemütliche Vertrautheit. Ob er wohl dableiben würde? Von Zeit zu Zeit blieb er über Nacht. Aber meistens fuhr er zu sich nach Hause, weil es, wie er meinte, näher zur Arbeit war und weil er so ein entsetzlicher Morgenmuffel war. Einmal hatte ich angerufen, nachdem er fort war, um ihm zu sagen, dass er seine Brieftasche vergessen hatte, und aus unerfindlichen Gründen hatte ich seinen Festnetzanschluss gewählt anstelle seines Handys. Es war ein Mädchen drangegangen, ganz locker und lässig. Die Schwester seines Mitbewohners hatte er rasch versichert, als er an den Apparat kam. Ich bohrte nicht weiter nach. Auch an den Wochenenden musste er immer zurück, weil da natürlich in der Camden Passage am meisten los war, aber morgen war Montag, ein ruhiger Tag. Und es war schon weit nach neun. Da würde er doch bestimmt bleiben, oder?
Wenige Augenblicke später erschien ein Kopf im Türrahmen, gefolgt vom voll angekleideten Ivan.
»Bis dann.«
»Bis dann.« Ich lächelte tapfer. Aha.
Er ging durchs Badezimmer und kniete sich hin. Natürlich
hatte ich den Schaum sorgfältig so arrangiert, dass er mich ganz bedeckte, und natürlich war der Raum nur von Kerzen erhellt.
Vorsichtig wischte er mir ein wenig Schaum von den Lippen und küsste mich. »Nächste Woche komme ich wieder«, warnte er mich und stützte sich mit dem Arm auf dem Badewannenrand ab. »Ich dachte, wir könnten mal in dieses neue italienische Restaurant an der Lillie Road gehen.«
»Klar, warum nicht?«
Ausgehen. Wir gingen normalerweise nicht aus, weil Ivan viel lieber mit mir drinnen blieb und alles Weitere als einen Schritt rückwärts erachtete. Wogegen ich nichts einzuwenden hatte. Ich war schon lange über das Alter hinaus, in dem ich erst lange ausgeführt werden wollte, bevor es zur Sache ging. Und außerdem hatten wir davon genug in Frankreich auf unseren Beutezügen, von denen es viele gab.
»Oder, wenn ich es mir recht überlege«, sagte er und schob noch etwas Schaum beiseite und starrte nachdenklich ins Badewasser, »vielleicht sollte ich einfach zu dir da reinsteigen?«
»Vielleicht lieber nicht«, lächelte ich und schob den Schaum wieder zurecht.
»Du hast ja deinen Wein noch gar nicht ausgetrunken.« Er nahm das Glas von dem gefliesten Regal an der Seite und setzte es an meine Lippen.
Ich nahm einen Schluck, zog aber die Nase kraus. »Ich kann in der Badewanne nichts trinken«, gestand ich. »Davon kriege ich Blähungen.«
»Wie erotisch.«
Ich grinste. »Genau das sollte es sein. Geh nach Hause, Ivan.«
Er ignorierte mich und küsste mich wieder, diesmal ausgiebig, seine Zunge warm in meinem Mund. »Ach, da müssen Sie sich aber mehr Mühe geben, Miss Carrington«, murmelte er. »Diese hilflose Liegeposition gefällt mir ziemlich gut. Also, wenn ich nicht einen Termin mit diesem Typen wegen einem Paar Kaminhunde aus dem 18. Jahrhundert hätte …« Er setzte den Kuss fort, lang und genüsslich und fast gegen meinen Willen erwiderte ich ihn, als wir von plötzlichen Vivaldi-Klängen unterbrochen wurden.
Ivan hockte sich hin und zog sein Handy aus der Hosentasche. »Hallo. Ja … ja, ich weiß. Ich bin schon unterwegs. «
»Der Mann mit den Hunden?«, fragte ich leichthin.
»Hm?« Er schaute mich fragend an, während er das Handy wieder einsteckte. »Ach so, ja.« Er sprang auf die Füße. Grinste mich schief an. »Gute Nacht, Miss Carrington. « Er beugte sich noch einmal hinab, um mich zu küssen, aber diesmal war es nur ein Küsschen.
»Gute Nacht.«
Und schon war er verschwunden.
Ich griff nach einem Waschlappen, um mir die Wimperntusche abzuwischen, die ich sicherheitshalber immer bis zum letzten Augenblick draufließ. Ja, so passte es mir gut, dachte ich, während ich unten die Haustür zuschlagen und seine Schritte auf dem Weg hörte. Ich knüllte den Waschlappen zusammen und warf ihn ins Wasser. Maggie hatte recht. Ich hatte den ganzen Spaß ohne den Ärger. Kein schnarchender Mann neben mir – aber Ivan schnarchte ja gar nicht – okay, dann also keiner, der mir den ganzen Fruchtsaft wegtrank oder etwas zu essen verlangte. Keiner, der den Computer besetzte. Es war perfekt.
Später, unten in der Küche im Bademantel, nicht der schöne seidene, den ich für Ivan reserviert hatte, sondern in meinem alten,
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