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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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vorbeigekommen und hatte ihn drinnen mit einer von ihnen Hand in Hand gesehen, tat aber, als wäre
nichts gewesen. Ich war nicht naiv. Ich glaube, in Wahrheit war er einfach bequem, und ich nehme auch an, dass die jungen Frauen mehr von ihm wollten, als er zu geben bereit war, deswegen passte ihm unser Arrangement gut in den Kram. Wir konnten zusammen lachen, wir konnten zusammen über Antiquitäten fachsimpeln – er hatte ein sehr gutes Auge, und ich scherzte immer, dass er deswegen bei mir hängen geblieben war – und Seffy mochte ihn, was mich sehr erleichterte.
    Ich hatte Seffy noch nie zuvor einen Freund präsentiert. Und obwohl es ein paar gegeben hatte, hatte ich sie nie mit nach Hause genommen, sondern immer auswärts geschlafen. Aber Ivan wohnte meilenweit entfernt in Crouch End mit ein paar anderen Typen zusammen in einer Wohnung, die man nur als Loch bezeichnen konnte. Es hatte sich schon mal ergeben, dass ich dort geblieben war, aber dann war ich auf einem unsäglich unbequemen Futon aufgewacht, war auf dem Weg zum Klo in eine angetrocknete Schüssel mit Cornflakes getreten und hatte mir einen Weg durch herumliegende, leere Bierdosen und überquellende Aschenbecher gebahnt, um an einem Spülbecken voll dreckigen Geschirrs den Wasserkocher zu füllen. Dabei hatte ich mich verschlafen gefragt, ob die Zeit der Auswärtsspiele für mich vorbei war. Einmal hatte ich aufgeräumt, nachdem sie alle die Wohnung verlassen hatten. Danach hatte alles nur so geblitzt vor Sauberkeit, aber ich war mir wie ihre Mutter vorgekommen. Also hatte ich einmal tief Luft geholt und den Spielort gewechselt.
    Und wie gesagt, Seffy mochte ihn. Ich glaube, er war vor allem froh, dass ich mich noch für jemand anderen außer ihn interessierte – so etwas hatte er mal gesagt – und deswegen wäre er vielleicht bereit gewesen, jeden
zu mögen, der einigermaßen akzeptabel war. Als ich ihn eines Abends schüchtern und mit vor lauter Peinlichkeit knallrotem Gesicht gefragt hatte, ob er etwas dagegen hätte, wenn Ivan über Nacht bliebe, hatte Seffy kaum von seinem Computer aufgeblickt und geantwortet: »Also, ich dachte mir schon, dass ihr nicht nur Monopoly spielt, Mum.«
    Zugegeben, wenn Ivan nicht da war, nannte er ihn meinen Lover, und zum Geburtstag hatte ich von ihm Hanteln bekommen, um meine Oberarme zu trainieren – toll, aber man muss echt dranbleiben, sonst wird der Muskel sofort wieder schlaff. Einmal hatte er auch eine Bemerkung losgelassen, dass Ivan immer erst nach neun Uhr abends bei uns aufkreuzte. Aber ich bin auch sehr kritisch. An einem Morgen, als Ivan nicht gleich wie sonst nach dem Frühstück zur Tür hinausgeschossen war, waren wir noch zu dritt in den Bishop’s Park gegangen, wo die beiden ein bisschen herumgekickt hatten. Und obwohl Seffy so einen ironischen Ausdruck in den Augen hatte, als wollte er sagen, echt Mum, jetzt kicke ich hier schon mit deinem jugendlichen Liebhaber rum, hatte ich mich darüber gefreut.
    Also, ja, Ivan war noch immer bei uns: Eben kam er aus der Küche zurückgetapst, wo er uns beiden ein Glas Wein geholt hatte. Er beugte sich vor, küsste mich auf den Mund, als er mir meines reichte, und ließ sich dann neben mich fallen.
    »Und, wo warst du?«
    »Hab ich doch gesagt, bei meiner Schwester.«
    »Nein, zum Schwimmen.«
    Glücklicherweise war es ziemlich dunkel, da ich auf unschöne Weise dunkelrot anlief wie eine Tomate.
    »Ach, äh, in Putney.«

    »Echt?« Er löste interessiert den Blick vom Fernseher. »Haben die jetzt wieder geöffnet?«
    »Bitte?«
    »Das Schwimmbad ist schon seit Ewigkeiten wegen Umbauarbeiten geschlossen. Ich wollte letztens da hingehen und stand vor verschlossenen Türen.«
    »Ach ja, stimmt. Du hast recht. Ich war erst in Putney, aber es war … noch immer geschlossen. Und dann bin ich, äh, woanders, hingegangen.«
    »Ach so, ja.« Er wartete jetzt interessiert, denn Ivan ging regelmäßig schwimmen. Er schwamm Bahn um Bahn. Pflügte das Becken hinauf und hinunter, was mir wie eine sehr stupide Aktivität erschien. Sobald man mal auf jeder Seite gewesen war, hatte man doch alles gesehen, oder? Gab es ein Bad in Fulham? Fulham Pool, Fulham Baths, Fulham Lido … nein, das sagte mir alles nichts. Er wartete noch immer. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen.
    »Ja, da kam so ein Typ vorbei, der gesehen hat, dass ich da rein wollte, und er hat mir von einem Bad in Roehampton erzählt. Hättest du gerne ein paar Chips zum Wein? Ich habe jede Menge

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