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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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erfahrenen Handwerker, die schon seit Jahren für uns arbeiteten und die wir für die Abbey abgestellt hatten, da wir wussten, dass sie, sobald sie einmal eingewiesen worden waren, keinerlei weitere Aufsicht benötigten. Ich runzelte die Stirn. Dann begriff ich. Christian sollte sich während unserer Abwesenheit um den Laden kümmern, eine Aufgabe, die er von Zeit zu Zeit liebend gerne übernahm, auf die er sich richtig freute. Nachdem seine Frau vor einiger Zeit gestorben war, kam er so mal wieder aus seiner Wohnung heraus und fühlte sich nützlich, was er auch ganz
sicher war. Er wäre bitter enttäuscht zu hören, dass sich die Pläne geändert hatten. Und so hätte Maggies Affäre ohne diese Bemühungen um Schadensbegrenzung einen verheerenden Dominoeffekt haben können. Und natürlich konnte sie nicht einfach zu Hause sitzen und auf Henry warten, während Christian den Laden betreute. Selbst im Liebeswahn hatte Maggie noch ihren Stolz. Wo sollte sie sonst hin?
    »Du sagtest, du willst mal ›vorbeischauen‹«, sagte ich langsam, »aber Little Crandon ist ja nicht gerade um die Ecke.«
    »Ach, es ist nur eine gute Stunde oder so«, sagte sie leichthin. »Das macht mir nichts aus.«
    »Okay. Also … willst du, dass ich das mit Laura bespreche? «
    »Nein, das ist schon in Ordnung. Ich habe schon mit ihr gesprochen.« Ich ließ fast den Telefonhörer fallen. »Sie, äh, meinte, es wäre okay, wenn ich komme. Ich habe ihr eine Mail geschrieben.«
    Ich konnte fast durchs Telefon hindurch spüren, wie sie errötete.
    »Ich wusste gar nicht, dass du ihre E-Mail-Adresse hast.«
    »Die habe ich mir aus deinen Mails rausgesucht.«
    »Na dann …«, sagte ich matt. »Dann scheinst du ja alles im Griff zu haben, Maggie.« Ich konnte ein klein wenig Schärfe nicht aus meiner Stimme heraushalten. Sie hatte sich an Laura gewandt, ohne vorher mit mir gesprochen zu haben, so wichtig war es ihr, dass ihr Plan nicht schiefging.
    »Tut mir leid«, flüsterte sie, als ihr für einen kurzen Augenblick das Ausmaß ihrer Aktion bewusst wurde. »Ich kann einfach nicht anders.«

    So war es wohl, dachte ich am folgenden Morgen, während der Lastwagen die Rampe der Fähre in Calais hinunterrumpelte mit meiner Wenigkeit mutterseelenallein am Steuer. Genau wie ich nicht anders gekonnt hatte. Aber wenn wir es nicht in der Hand hatten, dachte ich, während ich durch die vertraute, quirlige Stadt fuhr und mich fest auf der rechten Seite hielt, und wenn insbesondere meine scharfzüngige, gewitzte und kluge alte Freundin es nicht in der Hand hatte, was gab es dann noch für uns zu hoffen? Nicht zum ersten Mal dachte ich darüber nach, wie einfach und glatt das Leben sein könnte, wenn die Liebe nicht wäre.
    Wie gerne ich auch Maggies Gesellschaft gehabt hätte, so hatte es mir doch glücklicherweise nie etwas ausgemacht, allein zu sein. Jahrelang war ich mir selbst genug gewesen, und so war ich zufrieden mit der Stille und meinen Gedanken. Als die städtische Bebauung der freieren Landschaft wich, in der goldbraune Stoppelfelder rechts und links der langen, geraden Straße strammstanden, kniff ich die Augen zusammen, blickte in die schimmernde Ferne, und spürte dabei, wie ich mich entspannte. So entspannt war ich nur, wenn ich weit weg von zu Hause war, und ganz besonders gut klappte es in Frankreich. Ich liebte die Anonymität der Fremde. Liebte es, aus mir heraustreten und mal ein ganz anderer Mensch sein zu können. Dem würde mein Vater nicht zustimmen. Er sagte immer, du kannst den Himmel über dir ändern, aber deine Seele nicht, was ich mir immer mit einem schmerzlichen Gefühl von Furcht anhörte. Die Wahrheit, so kam es mir vor, klang nicht einfach irgendwo mit, sondern dröhnte mit einem Krachen auf uns nieder. Und Dad war so viel gereist. Ich rutschte auf meinem Sitz hin und her. Nun ja, wenn ich schon meine Seele nicht ändern
konnte, so konnte ich sie zumindest trösten, und die flache, anonyme, weitläufige Landschaft des Burgund schien dafür genau das Richtige zu sein.
    Es hat immer etwas Romantisches an sich, fand ich, mit dem Lastwagen nach Frankreich zu fahren, irgendwie mutig und heldenhaft. Zu diesem Zweck gab ich mir immer Mühe, entsprechend auszusehen – frisch gewaschene Haare, ein bisschen Make-up … ich warf einen Blick in den Rückspiegel. Ja, es war unabdingbar, so auszusehen, wie man sich eine junge Engländerin auf Reisen vorstellte, die die Märkte abklappert und sich ein wohlwollendes Nicken von den

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