War da noch was - Roman
fütterte ihren Kiki mit den Überresten ihres Plat du jour .
» Ça va ?« Sie lächelte und tätschelte meinen Arm mit ihrer schwer beringten Hand, als ich zu ihr herüberkam.
Ich küsste sie drei Mal, wie sie es gerne hatte.
» Ça va «, antwortete ich, » mais fatiguée. « Ich ließ die Schultern hängen.
» Ah oui, c’est normal pour moi! « Ihre eigenen Schultern gingen nach oben, und sie riss die Augen weit auf, um mich durch ihren entsetzten Ausdruck wissen zu lassen, dass keiner, ganz gleich, wie alt er wurde oder wie weit er gereist war, jemals so müde sein würde wie sie, Madame Alain.
Ich setzte mich, unterhielt mich ein wenig mit ihr und fragte mich insgeheim, ob sie wohl die Frau war, die ich zu werden fürchtete, dann stand ich auf und ging weiter.
Ich hatte mich in meinem üblichen Hotel einquartiert – kein Balkon, wie ich lächelnd feststellte – und nachdem ich geduscht und mich umgezogen hatte, ging ich mit einem Buch wieder nach unten auf den Platz. Ich ging geradewegs zu einem Café in einer Nebenstraße, das, wie ich wusste, weniger von Touristen besucht war, wo es aber sehr gute Saucissons gab, die zusammen mit einem Glas Wein genau das waren, worauf ich heute Abend Appetit hatte.
Nachdem ich mich an einem der Tische draußen niedergelassen und bestellt hatte, schlug ich mein Buch auf, um beim Schein der Lichterketten in den Bäumen über mir zu lesen. Plötzlich fiel ein Schatten auf die Seite und nahm mir das Licht. Ich blickte auf und sah Hal Forbes vor mir stehen.
Verblüfft starrte ich ihn an.
»Hallo, Hattie.« Er lächelte und dann, so als wäre in den vergangenen Jahren nichts zwischen uns gewesen, deutete er auf den Stuhl mir gegenüber: »Darf ich?«
Noch immer sprachlos, sah ich zu, wie er sich setzte. Schließlich fand ich meine Stimme wieder. Ich nahm die Brille ab. »Was zum Teufel tust du denn hier?«
»Hm?« Er blickte sich suchend nach einem Kellner um, so als wäre es die natürlichste Sache der Welt, mir auf einer Kopfstein gepflasterten Straße in Montauroux gegen-überzusitzen, weit über tausend Kilometer von zu Hause entfernt.
»Ich wohne hier. Oder zumindest habe ich ein Haus hier, in der Nähe von Seillans. Hatte ich das neulich nicht erwähnt?«
Ich machte den Mund auf. »Oh. Ja. Also – nein. Wenigstens … also, ich wusste nur, dass du hier heiraten wirst. Ich wusste nicht, dass du hier richtig wohnst.«
»Ich habe schon seit fünf Jahren ein Haus hier. Und dies ist meine Stammkneipe. Sie haben die beste Saucissons -Platte weit und breit. Sollen wir davon nicht gleich eine Flasche nehmen?«, fragte er, als der Kellner mit meinem Glas Wein kam. »Aber wohnen sollte man hier nicht«, warnte er mich, während der Kellner, der Hal erkannte, ein breites Lächeln aufsetzte. »Die Zimmer sind unsäglich. Pierre!«
Er stand auf, um dem Wirt die Hand zu schütteln. Ich war baff. Das hier war seine Stammkneipe? Von allen Kneipen auf dieser Welt war ich ausgerechnet hier gelandet … Er und Pierre tauschten gerade in rasantem Französisch die jüngsten Neuigkeiten aus. Das gab mir einen Augenblick, um mich zu sammeln.
»Wie weit ist denn dein Haus von hier entfernt?« Es gelang mir, die Frage in leichtem und neutralem Ton vorzubringen, als er sich wieder hinsetzte. Jetzt war ich wirklich neugierig.
»Gute fünfzehn Kilometer in diese Richtung.« Er machte
eine Kopfbewegung. »Es ist ein altes Bauernhaus am Rand des Camiole-Tals, ziemlich abgelegen.«
»Aber ich dachte immer, du wohnst in London.«
»Das tue ich auch, normalerweise. Meine Güte, du weißt aber viel über mich, Hattie. Du verfolgst mich doch nicht, oder?«, grinste er. »Erst sehe ich dich jahrelang nicht, und dann tauchst du erst bei mir zu Hause in Buckinghamshire auf und jetzt hier.«
Ich machte den Mund auf, um erstaunt zu protestieren. »Bei dir zu Hause! In Little Crandon ist vor allem meine Schwester zu Hause. Und hier, nur, dass du es gleich weißt, bin ich zu Hause. Das hier ist mein Antikmarkt, zu dem ich jedes Jahr komme, schon seit sechs Jahren!«
»Mit Ausnahme von letztem Jahr.«
»Ja, mit Ausnahme von letztem Jahr«, sagte ich überrascht. »Den haben wir ausgelassen. Aber woher weißt du …«
»Ich habe dich im Jahr davor hier gesehen, konnte aber nicht den Mut finden, mit dir zu sprechen. Letztes Jahr habe ich nach dir Ausschau gehalten, aber du bist nicht aufgetaucht. Und da dachte ich, dass ich diesmal mein Glück versuche.«
»Also bist du derjenige, der mich
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