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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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schönen Gesicht herausschauten.
    »Und?«, fragte sie. »Schon irgendwelche Ideen?«
    Die hatte ich, glücklicherweise.
    »Die Fußleisten und die Decke sind strahlend weiß«, erklärte ich, »und die müssen weicher sein. Mindestens naturweiß oder ein ganz helles Grau.«
    »Oh.« Sie blinzelte. »Aber die sind bei mir überall weiß.«
    Es war, als hätte ich eine radikale Umgestaltung ihrer Unterwäsche-Schublade oder etwas ähnlich Persönliches gefordert.
    »Ja, aber in einem französischen Ambiente, wie in diesem Raum, müssen sie etwas gedämpfter sein, sonst ist der Kontrast zu stark. Das sieht dann nach Baumarkt aus.« Das hatte den erwünschten Effekt. Sie erstarrte. Baumarkt war für eine Frau wie sie ein schlimmeres Wort als fuck . »Alle Farben müssen sich ineinanderfügen«, fuhr
ich fort, »sodass man sie nicht wirklich bemerkt. Eine von diesen hier würde gut funktionieren.« Ich kramte in meiner Tasche und holte einen National-Trust - Farbfächer hervor – immer nützlich in Extremsituationen – und warf ihn auf den Tisch.
    »So etwas wie Pontoon «, ich deutete darauf, »oder sogar Dead Salmon .« Greg grinste, aber das taten die Maler immer bei diesen absolut albernen Namen und der verhassten Farbe, die sich streichen ließ wie Wasser und bei der man drei Anstriche brauchte, weil sie keinerlei Kunststoffe enthielt.
    »Ach so, ich verstehe.« Sie warf einen Blick auf die Farben. »Mir würde Muff gut gefallen.«
    »Wie uns allen«, murmelte Greg.
    Ich warf ihm einen Blick zu.
    » Muff ist ein bisschen zu dunkel«, erklärte ich ihr.
    » Beaver wäre auch schön.« Greg konnte nicht widerstehen, um seinen Mund zuckte es. »Ich glaube, Ihrem Mann würde Beaver gut gefallen.«
    »Ich kann hier kein Beaver sehen.«
    »Der Farbton wird nicht mehr hergestellt«, sagte ich rasch und schob den Fächer zusammen. »Aber wenn Sie sich nicht sicher sind, was diese Farben hier angeht, dann könnte ich Ihnen auch eine ganz speziell für Sie anmischen lassen. Etwas, das dann wirklich genau passt.«
    »Ach, würden Sie das tun?« Plötzlich war sie die Freundlichkeit selbst, und ich war nicht mehr irgend so eine dumme Raumgestalterin, die mal wieder alles falsch gemacht hatte, sondern besaß einen Zauberstab und war wirklich ausgesprochen schlau. »Vielen herzlichen Dank. Da wäre ich Ihnen wirklich sehr dankbar.«
    »Keine Ursache«, murmelte ich, während Greg sich vor
seinen Fußleisten noch ein bisschen weiter ins Fäustchen lachte. Er wusste genau, dass ich einen Klacks Abtönfarbe in einen Eimer mit Dispersionsfarbe geben, gut durchrühren und ein selbstgemachtes Etikett draufkleben und ihr anschließend achtzig Pfund dafür berechnen würde, dazu noch zweihundert für den Hausbesuch – Hausbesuche waren teuer – plus Mehrwertsteuer, machte zusammen rund dreihundert Pfund. Das war, bei Licht betrachtet, reine Abzocke, aber, wie Maggie immer sagte, Frauen wie Lucinda Carr verdienten es nicht anders, als abgezockt zu werden. Sie wollte ihren Freundinnen erzählen können, dass ihre Farbe »speziell angemischt« worden war, und sie wollte ganz sicher nicht nur zwanzig Piepen von mir dafür berechnet bekommen.
    Ich seufzte, verabschiedete mich von ihr und ging die Treppe zur Straße hinunter. Das mit ihrem Mann würde ich Maggie nicht erzählen. Sie würde sich allzu sehr daran ergötzen. Maggie hatte in letzter Zeit immer mehr Schadenfreude über die Eheprobleme unserer Freundinnen durchblicken lassen, und obwohl sich ein Teil von mir früher klammheimlich ebenso daran erfreut hatte, war mir mittlerweile nicht mehr so wohl dabei. Eigentlich hatten diese Frauen – alle Frauen – doch unsere Loyalität verdient. Unsere Unterstützung. Mir war klar geworden, dass ich in meinem tiefsten Inneren an so etwas Diffuses und Unbestimmtes wie Solidarität unter Frauen glaubte. Ich wollte mir nicht schadenfroh die Hände reiben angesichts der Probleme meiner verheirateten Freundinnen. Aber wenn ich das gegenüber Maggie zur Sprache brachte, erwiderte sie nur harsch: »Warum denn nicht? Sie haben es verdient. Das haben sie sich alles selbst zu verdanken.«
    »Wodurch?«

    »Weil sie nichts mit ihrem Leben anfangen. Weil sie sich von einem Mann abhängig machen.«
    Aber was sollten sie denn tun?, dachte ich beim Weitergehen. Frauen wie Lucinda Carr? Was hatte sie denn sonst noch, außer ihrer Ehe. Jedenfalls keinen Beruf. Den hatte sie nie gehabt und jetzt war es zu spät, damit anzufangen. Was blieb ihr also anderes

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