War ich gut Schatz
schlecht habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Erstens, da das schlechte Gewissen jetzt doch heimtückisch angeschlichen kommt, weil ich eben im Handy meines Mannes rumgeschnüffelt habe. Früher wäre das für mich ein ernsthafter Trennungsgrund gewesen, hätte ich einen meiner Freunde an meinem Handy erwischt. Und zweitens, weil ein Buchstabe jetzt in meinem Kopf rumgeistert,
den ich nicht mehr vergessen kann: »M«. Wie sie wohl heiÃt? Es gibt eine ganze Menge schöner Frauennamen, die mit einem M beginnen: Maria, Michelle, Mandy, Marilyn, Mercedes, Mia â¦
Ich liege auf dem Rücken neben Daniel und starre die Decke an. Dabei versuche ich, ihn nicht zu berühren, denn das könnte ich jetzt gar nicht ertragen. Ich bin müde und trotzdem hellwach, irgendwie aufgewühlt. Als um neun Uhr der Wecker klingelt, und Daniel sich an mich kuschelt, stelle ich mich schlafend. Zum Glück steht er kurz danach auf. Als er um halb zehn zu mir ans Bett kommt, mir einen Kuss auf die Stirn drückt und sich mit den Worten verabschiedet: »Bin im Studio, schlaf dich schön aus. Ich meld mich später mal«, stelle ich mich immer noch schlafend. So ein Arsch! Mir erzählt er, er gehe ins Studio, und dabei trifft er sich mit irgendeiner mysteriösen »M«. Das »M« steht eindeutig für Miststück , so viel steht schon mal fest.
Ich gebe meinem Mann ein »Hm, ja« mit auf den Weg und warte ungefähr fünf Minuten, bis ich wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett hüpfe und in die Küche stürze. Ich schnappe mir mein Handy, stelle »Nummer unterdrücken« ein, suche im Telefonbuch nach »A« und wähle die Nummer. Es dauert nicht lange, da begrüÃt mich eine freundliche, sehr weibliche Stimme mit den Worten: »Guten Morgen, schöner Unbekannter.«
Was war das denn? Instinktiv lege ich auf. Kurz danach wähle ich die Nummer gleich noch einmal. Diesmal bekomme ich ein schlichtes »Hallo« zu hören. Klack, wieder
lege ich auf. Blöde Pute, weià noch nicht mal, was sich gehört und dass man sich mit seinem Namen meldet. Okay, ich gehe ja selbst nicht immer ans Telefon, wenn jemand mit unterdrückter Nummer anruft, aber wenn, dann melde ich mich wenigstens mit meinem Namen. Würde ich jetzt nochmal anrufen, würde sie bestimmt nicht mehr rangehen.
Und was jetzt? Wozu habe ich eine Freundin bei der Polizei? Die wird schon nicht gleich rausfliegen, wenn sie ein wenig für mich nachforscht. Ich simse ihr die Nummer, und keine fünf Minuten später habe ich Sam in der Leitung.
»Sie heiÃt Micheline. Micheline Libenowa.«
» Libenowa ? Ist das eine Russin oder so? Die hat sich gar nicht so angehört.«
»Die ist aus Polen. Zumindest sind die Eltern von da. Wohnt in Fuhlenbrock, das ist ein Stadtteil von Bottrop, Grenze Oberhausen. Also nicht weit ⦠Ich hol dich um zwölf ab, da habe ich eine Stunde Mittagspause. Die gucken wir uns an!«
Eigentlich bin ich mir gar nicht sicher, ob ich wissen will, wie Micheline aussieht. Es sei denn, sie hat Ãhnlichkeit mit diesem fetten, unförmigen Männchen, das für den Reifenhersteller »Michelin« Werbung macht. Nein, wer Micheline heiÃt, ist mit Sicherheit hübsch. Bestimmt ist sie blond, sehr schlank und hat strahlend weiÃe Zähne in ihrem ebenmäÃigen Gesicht. Und mit Sicherheit bekomme ich noch schlechtere Laune, wenn ich sie gesehen habe. Ich beschlieÃe auf der Stelle, dass ich Polinnen nicht
leiden kann. Allerdings muss ich zugeben, dass Michelines Stimme eigentlich ganz sympathisch war, zumindest die paar Worte, die ich von ihr gehört habe. Die klangen irgendwie sehr dunkel, aber warm.
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Sam ist doch tatsächlich in ihrem Dienstwagen hier aufgetaucht. Komischerweise ist mir das anfangs ein bisschen peinlich, denn ich fühle mich so, als hätte ich was angestellt. Andererseits sitzen Verbrecher ja immer hinten und ich sitze vorne, neben Sam. Und irgendwie ist es schon cool, in so einem Polizeiauto durch die Gegend zu fahren.
»Wo ist denn dein Kollege heute?«, frage ich sie. »Du hast doch letztens gesagt, ihr seid immer zu zweit unterwegs.«
»Aber nicht, um Pommes zu holen«, lacht Sam. »AuÃerdem muss ich heute Akten bearbeiten. Ich habâne Stunde Zeit, dann muss ich zurück sein.«
»Und was machen wir jetzt? Wir können ja schlecht klingeln und mit
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