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War ich gut Schatz

Titel: War ich gut Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russo Andrea
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futsch. Von den ganzen Lehrgängen und Weiterbildungen mal abgesehen, an denen er immer mal wieder teilnimmt.
    Früher hat Daniel mich ab und an zu überreden versucht, mich im Studio anzumelden, damit wir uns dann wenigstens beim Training sehen können. Und einmal hat er es sogar geschafft, mich von einer Probestunde Spinning zu überzeugen. Das war eines meiner schlimmsten Sporterlebnisse, das ich je hatte. Um mich herum fünfzehn Sportverrückte auf fest montierten Rädern, die sich im Bumm-Bumm-Takt zu lauter Musik einen um die Wette abschwitzten. Und ich mittendrin.
    Aber am schlimmsten war für mich, Daniel als Trainer
zu erleben. Er ist in seiner Rolle komplett aufgegangen. Aber sein Anfeuern und Rumbrüllen hat mir im Gegensatz zu den anderen sportlichen Radlern gar nicht gefallen: »Mehr, mehr, mehr, mehr! Jeder Tritt geht direkt ins Gesäß!« Und dort wollte ich ihn dann auch gerne hintreten. Und zwar mit voller Wucht! Mir tat alles weh nach der Stunde. Außerdem passte es mir überhaupt nicht, wie die anderen Mädels meinen Ehemann anschmachteten.
    Daniel geht sehr locker mit seinen Bekanntschaften um und macht dabei keine Unterschiede beim Geschlecht. Er drückt und umarmt Männer genauso wie Frauen. Wobei es mich nicht sonderlich stört, wenn er einem Kerl dabei freundschaftlich auf die Schulter klopft. Hängt allerdings ein Mädel wie eine Klette an seinem Hals, um ihn mit Küsschen hier und Küsschen dort zu verabschieden, kommt mir regelmäßig die Galle hoch. Es stört mich einfach, wenn andere Frauen ihn anfassen. Und es stört mich, dass er sich darüber überhaupt keine Gedanken macht. Aber so ist Daniel nun mal. Er macht sich eben selten Gedanken. Dafür ist er immer fröhlich und hat meistens gute Laune. Es hat halt alles seine Vor- und Nachteile …
    Das knackige Mädel hinter der Theke strahlt mich freundlich an. Irgendwie habe ich das Gefühl, hier sehen alle gleich aus. Keine ist älter als einundzwanzig, alle tragen langes Haar mit einem Pferdeschwanz, und alle sehen aus, wie gerade frisch aus dem Urlaub heimgekehrt oder wie einmal zu viel im Solarium gewesen.
    Â»Daniel? Der hat ein Probetraining, da kann ich ihn schlecht stören. Soll ich ihm was ausrichten?«

    Â»Ja«, antworte ich möglichst freundlich, »du kannst ihm sagen, dass seine Frau hier ist.«
    Bamm, das hat gesessen.
    Â»Oh, du bist Daniels Frau? Dich habe ich mir aber ganz anders vorgestellt.«
    Na, das ist doch mal’ne nette Ansage. Sofort gehen alle Alarmglocken in mir an. Was sie damit wohl ausdrücken wollte? Bin ich zu fett? Zu alt? Zu schön vielleicht? Ich überlege einen kurzen Moment, ob ich sie frage, wie genau sie sich Daniels Frau denn vorgestellt habe, werfe ihr aber stattdessen einfach einen vernichtenden Blick zu. Das Fitnessmäuschen mir gegenüber scheint meinen eisigen Gesichtsausdruck allerdings gar nicht zu bemerken. Sie lächelt mich einfach weiter an, so als hätte sie den einen Satz eben gar nicht gesagt oder schon wieder vergessen.
    Â»Willst du warten? Dahinten sind Stühle und Tische, siehst du? Dann sag ich ihm Bescheid. Du kannst auch was trinken.«
    Ist ja nicht so, als wäre ich noch nie in diesem Studio gewesen. Ich war schon da, als es das Mäuschen hier noch gar nicht gab. Egal. Ich warte. Und weil ich weder ein Mineralgetränk noch einen Eiweißshake möchte, bekomme ich tatsächlich vorher noch einen Cappuccino serviert.
    Dass Daniel wirklich im Studio ist, überrascht mich. Aber vielleicht hat er Micheline ja auch einfach abgesagt? Ich konnte ja nicht mehr lesen, was er geantwortet hat. Es wäre clever gewesen, wenn ich einfach heute Morgen hier angerufen hätte. Darauf hätte Sam aber auch kommen können, immerhin ist sie die Kommissarin!

    Die fünfzehn Minuten, die ich warten muss, kommen mir wie eine Ewigkeit vor. Wenigstens liegen auf den Tischen ein paar Zeitschriften herum: Auto Motor Sport , fit for fun , Men’s health. Eine der Ürschriften darauf fällt mir sofort ins Auge: »Warum wir fremdgehen«. Ich kann es nicht lassen und fange an zu lesen.
    Nach kurzer Zeit weiß ich, was mir auch vorher schon klar war: Frauen betrügen Männer gefühlsmäßig. Und zwar meistens, weil sie zu wenig Anerkennung von ihrem eigenen Partner erhalten. Und sie sind sich darüber durchaus im Klaren. Sie wissen, warum sie es tun.

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