War ich gut Schatz
einer Hausdurchsuchung drohen. Oder doch?«
»Wir gucken erst einmal, wo sie wohnt. Die ist übrigens immer noch bei der Adresse ihrer Eltern gemeldet. Und das mit sechsundzwanzig! Wenn die wirklich was miteinander haben, dann hat Daniel gleich Familienanschluss.«
»Ich weià ja gar nicht, ob Daniel jetzt bei ihr ist«, wende ich zaghaft ein. »Vielleicht ist er ja doch im Studio.«
»Werâs glaubt, wird selig!«
Ja, das wäre eigentlich keine schlechte Idee. Ich glaube,
ich vergesse die ganze Geschichte einfach und werde wieder glücklich. Oder aber ich drehe jetzt augenblicklich um, packe zu Hause meine Koffer und gehe. Hatte ich ja sowieso vor. Ich möchte mir keine Gedanken um andere Frauen machen und darüber, was Daniel eventuell gerade mit denen treibt. Und ich möchte schon gar kein Bild von einer anderen Frau in meinem Kopf haben. Das macht alles nur noch schlimmer.
»Was ist jetzt?«
»Ach, ich weià auch nicht. Irgendwie ist das doch alles total bescheuert. Ich fühle mich echt richtig scheiÃe. Und eigentlich will ich das hier alles auch gar nicht wissen.«
»Klar! Damit Daniel dir wieder eine seiner Geschichten erzählen kann. Glaub mir, es ist besser, wenn du es weiÃt. Das tut zwar anfangs höllisch weh, aber es geht vorbei. Und irgendwann tröstest du dich mit einem anderen, und dann hast du Daniel bald vergessen. War bei mir ja auch so.«
Sam hat gut reden. Die hat sich ja nun wirklich charmant trösten lassen. Nur dumm, dass dann alles etwas danebengelaufen ist, um es mal so auszudrücken. Aber der arme Chris wird es sowieso nicht leicht haben mit ihr. Er hat wohl schon mehrmals angerufen, und Sam geht einfach nicht ans Telefon. Sie ignoriert ihn schlicht und ergreifend.
»Hast du eigentlich irgendwas gemerkt? Ist dir schlecht geworden oder so?«, frage ich sie. »Ich meine wegen der Nebenwirkungen der Pille.«
»Nö, alles wie immer! In zehn Tagen oder so bekomme ich eine Abbruchblutung. Das hoffe ich wenigstens!
Nochmal brauche ich das auf jeden Fall nicht, so viel steht fest. Guck mal, wir sind da. Nummer sechsunddreiÃig, auf der anderen StraÃenseite.«
Ein schlichtes Reihenhaus. Hier wohnt also Micheline, und mit ihren langen Beinen umschlingt sie gerade meinen Mann. Sie drückt so fest zu, dass er sich nie wieder aus dieser Beinzange befreien kann.
»Und jetzt?«
»Jetzt klingelst du!«
»Spinnst du? Und dann? Soll ich sie etwa fragen, ob sie was mit meinem Mann hat? Und wenn sie so blöd ist und auch noch Ja sagt, dann haue ich ihr eine runter oder was?«
»Quatsch. Du haust ihr keine runter, du haust ab, aber natürlich bevor sie die Tür öffnet. Du machst das Klingelmännchen , so wie früher, klingeln und abhauen. Ich guck dann, wer aufmacht. Wenn überhaupt jemand aufmacht und sie nicht gerade mit anderen Dingen beschäftigt sind, was ja durchaus sein könnte.«
»Das ist doch mehr als doof. Wenn ich Pech habe, kommt Daniel genau in dem Moment aus der Tür, in dem ich gerade den Klingelknopf drücke. Und dann? Wenn überhaupt jemand das Klingelmännchen macht, dann du. Du bist in Uniform. Und dir fällt immer irgendeine Ausrede ein.«
»Na gut«, sagt Sam bereitwillig.
Und da läuft sie schon und tut ganz unauffällig, so wie früher, als wir als Kinder die StraÃen unsicher gemacht haben. Schon damals war es meistens Sam, die geschellt hat. Sie war am schnellsten und am mutigsten. Sogar mutiger
als mein Bruder, der das alles oft mit »blödem Babykram« abgetan hat. Dabei hatte er einfach nur Schiss, erwischt zu werden.
Sam guckt ein paarmal, ob jemand in der Nähe ist, und dann geht alles ganz schnell. Sie klingelt, rennt ein paar Schritte den Gehweg entlang und ich denke schon: Gleich ist sie um die Ecke. Dann hält meine Freundin prompt an und kehrt gemütlich um. Sam ist echt dreist. Jetzt tut sie auch noch so, als hätte sie mit dem Klingeln gar nichts zu tun gehabt und läuft in aller Ruhe an dem Haus vorbei, an dem sie eben noch geschellt hat. In dem Moment geht auch schon die Tür auf. Automatisch rutsche ich ein wenig tiefer in den Sitz hinein, aber nur so weit, dass ich noch alles ganz genau sehen kann.
In der Tür steht eine kleine Frau. Ihre Haare sind braun und kurz, nicht blond und lang, wie ich automatisch vermutet hatte. Sie trägt eine schlabberige, ausgewaschene Jeans und ein
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