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War ich gut Schatz

Titel: War ich gut Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russo Andrea
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Vertrauensbruch. Ich will ja auch nicht, dass irgendjemand in meinem Handy rumschnüffelt.«
    Dass ich kurze Zeit selbst daran gedacht hatte, als ich Daniels Handy auf dem Küchentisch habe liegen sehen, verdränge ich in diesem Moment. Immerhin habe ich es nicht getan. Und nur der Gedanke allein zählt nicht.
    Â»Das ist kein Vertrauensbruch, das ist ein Notfall. Und im Notfall ist alles erlaubt. Ich kann dir sagen, was ein Vertrauensbruch ist: Sich nachts irgendwo rumzutreiben und dann zu behaupten, man sei in der Apotheke gewesen. Wie dreist ist das denn?«

13 So schlecht habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt
    Daniel hat seine Telefonliste nicht gelöscht. Entweder weil er einfach nichts zu verheimlichen hat, oder weil er doch blöder ist, als die Polizei erlaubt. Oder er denkt, ich sei blöd und merke nicht, dass irgendwas im Busch ist.
    Es ist sechs Uhr morgens. Ich stehe in der Küche, durchforste Daniels Handy und fühle mich gar nicht gut dabei. Aber es ist nicht das schlechte Gewissen, das mich quält, nein, es ist schlicht und einfach die Angst, dabei erwischt zu werden. Aber da muss ich jetzt durch. Schnell überfliege ich die Liste der eingegangenen Anrufe. Ein paar Anrufe von Tom, einer von seiner Mutter, einer vom Studio und einige mit einer mir unbekannten Nummer ohne Namen. Wusste ich es doch! Einen kurzen Moment überlege ich: Ich könnte einfach auf die grüne Taste drücken, dann wüsste ich sekundenschnell, wer sich hinter der unbekannten Nummer verbirgt. Aber wenn ich von Daniels Handy anrufe, könnte ihm das vielleicht auffallen. Also tippe ich die Nummer in mein Handy ein und speichere sie unter »A« ab. Das geht am schnellsten.
    Jetzt fehlen nur noch die Simse. Wenn ich schon mal dabei bin, dann kann ich auch gleich mal Daniels eingegangene
Nachrichten kontrollieren. Eine SMS von »Engel«. Das ist die knappe Nachricht, die ich ihm von Sam aus geschickt habe. Danach gleich eine SMS von der unbekannten Nummer, also von Fräulein Unbekannt . Ich nenne sie jetzt mal so, da ich stark davon ausgehe, dass es sich hier um ein weibliches Wesen handelt. Meine Angst, beim Spionieren erwischt zu werden, ist augenblicklich verschwunden. Ohne noch einmal darüber nachzudenken, öffne ich die Nachricht:
    Â»Nein, das ist schon okay so. Wir müssen es ja nicht übertreiben. Mir tut vom letzten Mal noch alles weh. Und morgen ist ja auch noch ein Tag. Also um 10? Freu mich wahnsinnig! M.«
    M ? Heißt so nicht die Leiterin des Geheimdienstes, für den James Bond unterwegs ist? Bin ich bescheuert! Manchmal frage ich mich wirklich, wo in solchen Momenten meine verqueren Gedanken herkommen. Ich sollte lieber mal nachschauen, was Daniel dieser mysteriösen »M« geantwortet hat, anstatt mir über 007 Gedanken zu machen … Gut, dass wir die gleichen Handys haben und ich nicht lange suchen muss. Ich drücke gerade den Menüpunkt »gesendet«, da höre ich plötzlich Schritte im Flur.
    Â»Anna?«
    Mist, Daniel ist wach geworden, und so wie es sich anhört, ist er auf dem direkten Weg zur Küche, wo er mich gleich mit seinem Handy in der Hand erwischen wird. Ich lege flugs beide Telefone nebeneinander auf den Küchentisch, damit ich notfalls behaupten kann, ich hätte die
Dinger verwechselt. Dann flitze ich schnell aus der Tür, um Daniel noch rechtzeitig im Flur abzufangen.
    Â»Hab ich doch richtig gehört.« Mein Mann steht mir verschlafen gegenüber. Gut, wenigstens hat er die Nacht zu Hause verbracht.
    Â»Was machst du schon so früh hier?«
    Ich muss noch nicht einmal lügen, als ich betont fröhlich antworte: »Sam hat Frühschicht. Ich war ohne Auto unterwegs, und da hat sie mich auf dem Weg zur Wache eben hier abgesetzt.« Danach gähne ich herzhaft und lüge doch: »Ich bin total müde. Komm, wir schlafen noch ein, zwei Stündchen.«
    Daniel ließ sich nicht lange überreden und ist gleich wieder eingeratzt. Seinen Schlaf habe ich schon immer bewundert. Er kann immer und sofort und überall schlafen. Ich warte noch eine Viertelstunde, dann klettere ich leise nochmal aus dem Bett und schleiche wieder in die Küche. Daniels Handy befindet sich immer noch im Menüpunkt »gesendet«. Gut, dass er das nicht gesehen hat. Noch mal nachgucken traue ich mich nicht. Schnell drücke ich einmal auf die rote Taste und alles ist wieder in Ordnung. Fast alles.
    So

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