War ich gut Schatz
verstehen, dass Adele dieser Pudel ans Herz gewachsen ist. Sogar wenn ich mit ihm schimpfe, wedelt er freundlich.
»Was meinst du, Helmut?«, frage ich ihn. »Ob du mal Papa wirst? Die kleine, struppige Betty-Lou von nebenan, an der du immer so gerne schnupperst, die wäre doch bestimmt was für dich.«
Was dabei wohl rauskommen würde, bei einem schwarzen Königspudelpapa und einer weiÃen West Highland Terriermama? Aber das werde ich wohl nie erfahren ⦠Und auÃerdem habe ich momentan ganz andere Probleme.
In drei Stunden schlagen Friedemanns hier auf. Auf dem Markt war ich schon. Daniel war zu der Zeit mal wieder irgendwo unterwegs. Wahrscheinlich im Fitnessstudio oder bei Tom oder bei Micheline, oder er hat vorsorglich schon mal einen Blick auf Claudia geworfen, damit er sich auch sicher sein kann, dass sie keine olle Schabracke ist. Wie auch immer, den Balkon habe ich bereits hübsch geschmückt. Dann können wir nach dem Essen vielleicht gemütlich ein Glas Wein drauÃen trinken. Das Essen selbst serviere ich im Wohnzimmer, dann kann ich besser hören, was die drei ohne mich reden, wenn ich in der Küche bin.
Als ich wie geplant die Paprika in kleine Stücke schneide, steht Daniel plötzlich wieder in der Tür.
»Hallo, mein Engel, bin wieder da«, verkündet er. »Soll ich dir helfen?«
Mir liegt »Wo warst du so lange?« auf der Zunge, aber ich schlucke es runter, wie die vielen anderen Fragen, auf die ich gerne eine Antwort haben würde. Also erwidere ich schlicht: »Nein, brauchst du nicht. Das ist nicht viel Arbeit. Und den Nachtisch habe ich gestern schon vorbereitet. Ist der Baum unten?«
»Klar! Adele hat übrigens eine schöne Wohnung, hätte ich ihr gar nicht zugetraut.«
»Sehr geschmackvoll, finde ich auch. Sie ist sowieso eine unheimlich interessante Frau. Hat schon eine ganze Menge erlebt.«
»So? Was denn? Davon hast du ja bisher gar nichts erzählt.«
»Ein Gentleman schweigt«, sage ich geheimnisvoll, »und eine Gentlelady tut es ihm gleich.«
»Soso, dann habt ihr also Geheimnisse.«
»Ganz genau.«
Es gibt Dinge, die erzählt man seinem Mann, und es gibt Dinge, die behält man lieber für sich. Ich habe Daniel auch noch nicht erzählt, dass Michael meine Freundin betrügt. Vielleicht besser, wenn er gar nicht erst weiÃ, dass Katharina schon insgeheim ihren Auszug plant. Immerhin hatte ich das ja auch mal vor. Und wenn Daniel tatsächlich mit dieser Claudia ins Bett geht, dann mache ich das auch noch. Vielleicht ziehe ich dann mit Katharina
zusammen? Wäre eigentlich gar keine schlechte Idee. Dann wären wir ein Vierfrauenhaushalt und hätten bestimmt eine Menge SpaÃ. Ich wollte immer mal gerne in einer WG wohnen, aber irgendwie ist es nie dazu gekommen.
Erst habe ich während meines Studiums noch längere Zeit zu Hause gewohnt, weil wir uns was anderes gar nicht hätten leisten können. Und als ich einen Nebenjob hatte, habe ich mir eine kleine Wohnung genommen, die nur aus einem Zimmer und der Küche bestand. In der Küche befand sich auch die Dusche. Das war manchmal urkomisch, wenn ich Ãbernachtungsbesuch hatte. Dann konnte man vom Frühstückstisch aus den oder die Duschende beobachten oder sich beim Kaffeekochen und Duschgeplätscher unterhalten. Das war lustig. Leise lächle ich vor mich hin.
Da klingelt plötzlich das Telefon, und ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Bitte, bitte, lass sie absagen, denke ich, aber in dem Moment ruft Daniel auch schon: »Für dich. Es ist Katharina!«
»Hallo, schöne Schwangere. Du bist doch noch schwanger, oder?«, frage ich in den Hörer.
»Ich habe die Fotos. Voll widerlich!«
Oh je, das ging aber schnell. Damit habe ich ja überhaupt nicht gerechnet.
»Ich muss sowieso nochmal mit Helmut raus, ich ruf dich auf deinem Handy an, ja? Bis gleich.«
Im null Komma nix habe ich den Hund an die Leine gelegt und rufe Daniel zu, der es sich auf der Terrasse
bequem gemacht hat: »Bin nochmal schnell mit Helmut raus, der hat heute Nachmittag noch gar kein Pipi gemacht!«
Noch in der Wohnung fange ich an, schnell eine SMS an Sam zu schicken: »Fotos sind da. Katharina weià jetzt offiziell von Zöpfchen.«
Als ich zur Haustür raus bin, habe ich schon Katharina am Telefon.
»Erzähl«, fordere ich sie auf, »ist sie wirklich so schlimm, wie
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