War ich gut Schatz
»Ich habe unseren Männern einen Schubs gegeben, die trinken auch gleich Brüderschaft.«
Na wunderbar, denke ich, als sie mir gleich darauf links und rechts ein feuchtes Küsschen auf die Wange drückt. Wenn ich Pech habe, dann lädt Daniel seinen neu gewonnenen Bruder zum nächsten Pokerabend bei uns ein. Aber nein, dass passt nicht zu Friedemann, also hebe ich lächelnd mein Glas. »Auf uns, Frieda, mein Name ist Anna, aber das weiÃt du ja bereits. Schön, dass du heute hier bist.«
Damit mir das Du leichter über die Lippen kommt, trinke ich, entgegen meinem guten Vorsatz, so nüchtern wie möglich zu bleiben, Glas Nummer vier aus und frage mutig:
»Sag mal, Frieda«, wobei mir der Vorname ungewöhnlich leicht über die Lippen kommt, »ist schon ein komischer Zufall, dass eine Frieda einen Mann heiratet, der ausgerechnet den Nachnamen Friedemann hat. Oder war das Absicht?«
Ich meine, Frieda Friedemann, das hört sich doch echt klasse an, und überhaupt nicht nach Zufall! Wobei ich damit nicht ausdrücken möchte, ich würde gerne Frieda heiÃen. Das hätte nämlich durchaus passieren können, da meine Mutter damals ganz heià auf ABBA war. Heute ist
sie es auch noch, und sie hat sich deswegen schon mehrere Male Mamma Mia angesehen.
Meine neue Busenfreundin scheint diese Frage jedoch nicht weiter zu stören. Im Gegenteil, sie kommt noch ein Stückchen näher zu mir ran und erzählt leise:
»Kein Zufall, das haben meine Eltern natürlich mit Absicht gemacht. Horst hat bei unserer Heirat meinen Namen angenommen. Aber nicht verraten, das ist ihm nämlich etwas peinlich!«
»Oh!« Mehr fällt mir in diesem Moment dazu leider nicht ein. Irgendwie finde ich es ganz süÃ, dass Friedemann den Mädchennamen seiner Frau angenommen hat. Das »Horst« fällt mir allerdings schwer, auch gedanklich. Bestimmt bietet er mir auch gleich das Du an, und wenn ich Pech habe, knutscht er mich dann genauso ab, wie Frieda das gerade getan hat. Das ist mir dann bestimmt unangenehm. Okay, Hauptsache er küsst mich nicht auf den Mund. Er ist und bleibt immerhin mein Chef. AuÃerdem bekomme ich dann vielleicht Herpes. Spätestens morgen fängt es an zu jucken und ich darf mich mal wieder auf den Weg zu einer Apotheke machen, weil die Salbe alle ist.
Trotzdem, das mit dem Nachnamen gefällt mir irgendwie. Es macht mir Horst, der gedanklich trotzdem immer Friedemann bleiben wird, noch ein wenig sympathischer. Eigentlich würde ich jetzt gerne meinen Gedanken nachhängen. Ich bin nämlich müde. Das kommt vom Wein, den ich nicht hätte trinken dürfen, zumindest nicht so viel und so schnell hintereinander. Aber da erzählt Frieda auch schon weiter.
»Er hatte keine Wahl. Mein Vater hat ihn gezwungen. Entweder Friedemann oder er hätte den Einstieg in unser Verlagshaus knicken können.«
Verlagshaus? Friedemann? Warum bin ich da nicht gleich draufgekommen? Die machen alles Mögliche und haben ihren Sitz in Köln. Wow! Aber warum ist Friedemann dann ausgerechnet beim Wochenanzeiger hier in Oberhausen gelandet? Da gibt es doch bestimmt reizvollere Aufgaben! Und auÃerdem hat er doch ihren Namen angenommen, da müsste er doch jetzt eigentlich in der Chefetage in einem fetten Büro seine Fäden spinnen. Ob ich einfach fragen soll? Frieda ist ja sowieso gerade sehr gesprächig. Ich will gerade loslegen, da höre ich meinen Chef und Daniel auf dem Balkon. Aber was ist das denn?
Von Lachen und guter Stimmung ist da überhaupt keine Spur mehr. Ich werfe einen Blick nach drauÃen. Friedemann steht in der Balkonecke, lässig an das Geländer gelehnt. Aufgeregt zieht er gleich zweimal hintereinander an einer Zigarette und pustet den Rauch gleich wieder aus. Er ist knallrot im Gesicht und guckt Daniel völlig entgeistert an. Ob die sich wegen des blöden FuÃballs in die Wolle bekommen haben? Das wäre ja mal wieder typisch für Daniel ⦠Aber dem ist nicht so.
Ich trete auf den Balkon und komme gerade rechtzeitig, um zu hören, wie Friedemann Daniel anblafft: »Das ist so was von krank!«
Daniel klingt ganz kühl und sehr berechnend, als er antwortet:
»Was oder wer hier krank ist, ist ja wohl eine ganz klare
Sache. Das bist einzig und allein du . Ich seh doch, wie du meine Frau die ganze Zeit anglotzt. Du bist ihr vorhin ja fast ins Dekolleté gesprungen,
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