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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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meine Platten, aber ihre Stimme wird schriller. »Ihr denkt an nichts Neues? Ihr sucht nicht? Was soll das denn heißen? Ihr sucht was nicht? Musik? Musik ist Leben! Gefühl! Körperlich! Man kann sie anfassen! Neonectoenergie, den Geistern ausgesaugt und in Klangwellen verwandelt, damit du sie mit den Ohren schlucken kannst. Willst du mir erzählen, dass das – was? – langweilig ist? Dass du keine Zeit dafür hast?«
    Es gibt nichts, was ich darauf entgegnen könnte. Ich erwische mich dabei, wie ich zum offenen Rachen des Himmels bete, dass Julie bleibt, wie sie ist. Dass sie nicht eines Tages aufwacht und merkt, dass sie älter und weiser geworden ist.
    »Egal, ein paar gute Sachen hast du trotzdem hier«, sagt sie. »Gutes Zeug, echt. Hier, lass uns die noch mal auflegen. Mit Frank liegt man nie schief.« Sie legt eine Platte auf und kehrt zu ihrem Phad Thai zurück. »The Lady is a Tramp« erfüllt die Kabine, und sie schenkt mir ein schiefes Lächeln. »Meine Erkennungsmelodie«, sagt sie und stopft sich den Mund mit Nudeln voll.
    Aus einer morbiden Neugierde heraus nehme ich eine von ihrem Tablett, stecke sie mir in den Mund und kaue. Es schmeckt nach gar nichts. Wie Phantasieessen, als kaute man Luft. Ich wende mich ab und spucke die Nudel in meine offene Hand. Julie bemerkt es nicht. Sie scheint wieder weit weg, und ich sehe den flackernden Farben und Formen des Gedankenfilms auf ihrem Gesicht zu. Endlich schluckt sie den Bissen hinunter und schaut zu mir auf.
    »R«, sagt sie beiläufig. »Wen hast du umgebracht?«
    Ich erstarre. Die Musik schwindet aus meinem Bewusstsein.
    »In dem Hochhaus. Bevor du mich gerettet hast. Du hattest Blut im Gesicht. Ich hab es gesehen. Wessen Blut war das?«
    Ich sehe sie bloß an. Warum muss sie mich das fragen? Warum können ihre Erinnerungen nicht verblassen wie meine? Warum kann sie nicht einfach mit mir allein in der Finsternis leben, im Abgrund der ausradierten Geschichte?
    »Ich will nur wissen, wer es war.« Ihr Ausdruck verrät nichts. Ihr Blick nagelt mich fest.
    »Niemand«, murmele ich. »Irgendein … Junge.«
    »Es gibt diese Theorie, dass ihr das Hirn esst, um das Leben eures Opfer noch mal zu leben. Stimmt das?«
    Ich zucke die Schultern. Ich fühle mich wie ein Kleinkind, das dabei erwischt wurde, wie es die Tapete angemalt hat. Oder Dutzende Menschen getötet.
    »Wer war es?«, drängt sie. »Weißt du es etwa nicht mehr?«
    Ich könnte lügen. Ich erinnere mich an ein paar Gesichter im Raum; ich könnte würfeln und mir einfach eins aussuchen, einen beliebigen Neuling, den sie wahrscheinlich nicht mal gekannt hat, und sie würde es hinnehmen und nie wieder davon anfangen. Aber ich kann das nicht. So wenig wie ich die unerträgliche Wahrheit ausspucken kann, kann ich sie anlügen. Ich sitze in der Falle.
    Eine lange Minute lang durchbohrt mich Julie mit ihrem Blick, dann gerät sie ins Schwanken. »War es Berg?«, fragt sie. »Der mit der Akne. Ich wette, es war Berg. Der Kerl war ein Idiot. Er hat Mulattin zu Nora gesagt und die ganze Zeit lang auf meinen Arsch geguckt. Was Perry natürlich noch nicht mal bemerkt hat. Wenn es Berg war, bin ich fast froh, dass du ihn erwischt hast.«
    Ich will ihren leeren Blick auffangen und versuche, mir einen Reim auf diese Veränderung zu machen, aber jetzt ist sie es, die meinen Blick meidet. »Wer immer Perry umgebracht hat«, sagt sie, »ich will, dass … dass du weißt, dass ich ihm keine Vorwürfe mache.«
    In mir krampft sich alles zusammen. »Tust du … nicht?«
    »Nein. Ich meine, ich glaube, ich hab’s verstanden. Ihr habt keine Wahl, oder? Und um ehrlich zu sein – das würde ich niemandem sagen, aber …« Sie stochert in ihrem Essen. »Irgendwie ist es erleichternd, dass es jetzt soweit ist.«
    Ich runzle die Stirn. »Was?«
    »Sich nicht mehr davor fürchten zu müssen.«
    »Dass Perry … stirbt?«
    Im selben Moment bereue ich, seinen Namen ausgesprochen zu haben. Die Silben, die mir von der Zunge rollen, schmecken nach seinem Blut.
    Julie nickt. Sie starrt immer noch auf ihren Teller. Als sie wieder den Mund aufmacht, ist ihre Stimme leise und sanft,die Stimme der Erinnerungen, die sich nach dem Vergessen sehnt. »Etwas ist mit ihm geschehen. Vieles. Ich glaube, er war an einem Punkt, an dem er es einfach nicht mehr verkraften konnte, also ist er einfach ein anderer geworden. Er war mal dieser brillante, sprühende Junge, so witzig und voller Träume, und dann … hat er alle Pläne aufgegeben und

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