Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
Vom Netzwerk:
paar fiebrigen Stunden wieder wach bin. Das Gewicht meiner gesammelten Gedanken lastet noch immer auf meinem weichen Hirn, doch schlafen kann ich, glaube ich, nicht mehr. Ein Surren und Summen in meinem Kopf hält mich wach. Ich greife nach dem Einzigen, was mir in Momenten wie diesen je geholfen hat. Ich greife in die Tasche und hole mein letztes Stück Großhirn heraus.
    Wenn die verbliebene Lebensenergie verblasst, verschwindet zuerst der nutzlose Müll. Die Filmzitate, die Radio-Jingles, Promi-Tratsch und Polit-Slogans schmelzen dahin, übrig bleiben nur die stärksten und erschütterndsten Erinnerungen. Wenn Hirn abstirbt, klärt sich das Leben darin. Es altert wie ein guter Wein.
    Das Stück in meiner Hand ist schon ein wenig verschrumpelt und mittlerweile braun-grau verfärbt. Ich habe das Glück, noch ein paar Minuten von Perrys Leben genießen zu können, aber was für lodernde, eindringliche Minuten werden das sein! Ich schließe die Augen, stopfe es mir in den Mund, kaue und denke: Bleib noch etwas, Perry. Bloß noch ein bisschen. Bitte. Bloß ein bisschen länger.
     
    Aus dem dunklen, erdrückenden Tunnel trete ich in einen Blitz aus Licht und Lärm. Eine neue Art Luft umweht mich, trocken und kalt, während sie mir den letzten Schmier von zu Hause abwischen. Ich spüre einen scharfen Schmerz, sie schneiden mir etwas weg, und plötzlich bin ich weniger. Ich bin allein ich, winzig und zerbrechlich und ganz allein. Ich werde hochgehoben, ein Schwung in große Höhen und über klaffende Abgründe, und werde Ihr gegeben. Sie bedeckt mich, ist so viel größer und weicher, als ich es mir drinnen je hätte vorstellen können, und mühsam öffne ich die Augen. Ich sehe Sie. Sie ist gewaltig, kosmisch. Sie ist die Welt. Die Welt lächelt auf mich herab, und wenn Sie spricht, ist es die Stimme Gottes, ungeheuerlich und bedeutungsschwer, doch die Worte sind unermesslich, Kauderwelsch für meinen leeren, weißen Verstand.
    Sie sagt –
     
    Ich bin in einem dunklen, verwinkelten Raum und packe medizinisches Material in Kisten. Der Bergungstrupp ist klein, alle Teilnehmer von Colonel Rosso handverlesen. Mit einer Ausnahme. Eine hat sich selbst ausgewählt. Eine hat den Ausdruck in meinen Augen gesehen und sich Sorgen gemacht. Eine will mich retten.
    »Hast du das gehört?«, fragt Julie und guckt sich um.
    »Nein«, sage ich sofort und packe weiter ein.
    »Ich schon«, sagt Nora und streicht sich ihre krausen Locken aus den Augen. »Pear, vielleicht sollten wir …?«
    »Alles gut. Wir haben uns gründlich umgesehen, wir sind sicher. Mach einfach.«
    Sie beobachten mich die ganze Zeit über, angespannt wie Spitalsoldaten, die nur auf ihren Einsatz warten. Es ändert nichts. Ich werde sie nicht in Gefahr bringen, aber ich finde schon einen Weg. Wenn ich allein bin, wenn niemand hinsieht, mach ich’s. Dann lass ich’s geschehen. Sie geben und geben nicht auf, aber die Schönheit ihrer Liebe reißt mich nur noch tiefer. Warum begreifen sie nicht, dass es zu spät ist?
    Ein Geräusch. Jetzt höre ich es. Ein Poltern auf der Treppe, ein röchelnder Refrain. Sind Julies Ohren so viel besser oder höre ich bloß nicht mehr hin? Ich hebe mein Gewehr auf und drehe mich um.
    Nicht , platzt es mitten in der Vision aus mir heraus. Nicht das. Das will ich nicht sehen.
    Zu meiner Überraschung bleibt alles stehen. Perry sieht zu mir auf, zur Stimme im Himmel. »Das sind meine Erinnerungen, schon vergessen? Du bist hier Gast. Wenn du’s nicht sehen willst, spuck’s aus.«
    Das ist ein Schock. Die Erinnerung ist improvisiert. Rede ich mit dem Geist, den ich verdaue? Ich habe keine Ahnung, wie viel davon Perry ist und wie viel ich, aber es reißt mich mit sich.
    Wir müssten dein Leben sehen!, rufe ich zu ihm hinab. Nicht das! Warum sollte dein letzter Gedanke deinen dreckigen, sinnlosen Tod abspulen?
    »Du findest den Tod sinnlos?«, entgegnet er und entsichert sein Gewehr. Julie und die anderen warten wie Komparsen im Hintergrund und laufen ungeduldig hin und her. »Würdest du dich nicht gerne an deinen erinnern, wenn du könntest? Wie willst du dich sonst zurückentwickeln? Zu etwas Neuem?«
    Etwas Neuem?
    »Na klar, du blöde Leiche.« Er sieht sich um, scannt den Raum und bleibt einen Moment lang bei Berg hängen. »Im metaphysischen Spektrum gibt es tausend Arten zu leben und zu sterben, ganz zu schweigen von dem metaphorischen. Du willst nicht für den Rest deines Lebens tot sein, oder?«
    Nein … Nein.
    »Dann entspann

Weitere Kostenlose Bücher