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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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Schnipsel alter Filme wahrscheinlich, die ich mal gesehen habe, allesamt kitschig und romantisch und völlig unwirklich. Ich muss mich zusammenreißen.
    »Ich … mache … Unterhaltung«, sage ich schließlich und lächele wenig überzeugend. »Du bist … Gast.«
    Sie verdreht die Augen und wendet sich wieder ihrem Essen zu. Der zweite Ohrknopf liegt immer noch auf demTisch. Beiläufig, ohne auch nur von ihrem Tablett aufzublicken, schiebt sie ihn mir rüber. Ich stecke ihn in mein Ohr, und die Stimme von Paul McCartney driftet in meinen Kopf, all diese wehmütigen Gegensatzpaare: yes/no, high/low, hello/goodbye/hello.
    »Wusstest du, dass John Lennon diesen Song gehasst hat?«, fragt Julie. Sie sagt es zu mir, ohne wirklich das Wort an mich zu richten.
    »Er hielt das alles für hohles Geschwätz. Lustig, wenn man bedenkt, dass er ›I Am the Walrus‹ geschrieben hat.«
    »Goo goo…g’joob«, sage ich.
    Sie hält inne, guckt mich an und neigt in freudiger Überraschung den Kopf zur Seite. »Ja, genau.« Sie trinkt einen Schluck Bier, ohne daran zu denken, dass ich aus der Flasche getrunken habe, und voller Panik reiße ich die Augen auf. Doch nichts geschieht. Vielleicht kann meine Infektion so sanften Augenblicken wie diesem nichts anhaben. Vielleicht braucht es die Gewalt eines Bisses.
    »Egal«, sagt sie. »Für den Moment ist mir das ein bisschen zu fröhlich.« Sie überspringt den Song. Ich höre ein Bruchstück von Ava Gardners »Bill«, sie überspringt noch ein paar Lieder, landet bei einer unbekannten Rockmelodie und macht lauter. Ich bin mir der Musik vage bewusst, aber ich habe abgeschaltet. Ich beobachte Julie, die mit geschlossenen Augen den Kopf hin-und herwiegt. Selbst jetzt, hier, an diesem finstersten und fremdesten aller Orte, in meiner makabren Gesellschaft, kann die Musik sie bewegen, ihr Leben zum Pulsieren bringen. Ich rieche es wieder, es ist ein weißglühender Dampf, der aus der Tiefe unter meinem schwarzen Blut herweht. Und selbst Julies Sicherheit zuliebe bringe ich es nicht über mich, ihn zu ersticken.
    Was stimmt mit mir nicht? Ich starre auf meine Hand, das fahlgraue Fleisch, so kalt und so steif, und ich stelle mirvor, es wäre rosa, warm und geschmeidig und könnte etwas stützen, etwas aufbauen, jemanden streicheln. Ich stelle mir vor, wie meine abgestorbenen Zellen ihre Apathie abschütteln, anschwellen und tief in meinem dunklen Innersten aufleuchten wie ein Weihnachtsbaum. Bilde ich mir das alles bloß ein? So wie die Wirkung des Biers? Wie ein Placebo? So oder so, ich spüre, wie die Nulllinie meiner Existenz aufbricht und aus Herzschlägen Berge und Täler formt.

»Du musst die Kurve enger nehmen. Wenn du nach rechts drehst, kommst du von der Straße ab.«
    Ich kurbele an dem schmalen Lederlenkrad und drücke den Fuß aufs Gaspedal. Der Mercedes macht einen Satz, unsere Köpfe fliegen nach hinten.
    »Meine Güte, was hast du für einen Bleifuß. Kannst du nicht aufpassen mit dem Gas?«
    Ich halte ruckartig an, vergesse die Kupplung zu treten, und der Motor würgt ab. Julie verdreht die Augen und bemüht sich, geduldig zu klingen. »Okay, sieh mal.« Sie lässt den Motor wieder an, rückt ein Stück rüber, schlingt ihre Beine um meine und stellt ihre Füße auf meine Füße. Unter ihrem Druck trete ich geschmeidig die Kupplung, und der Wagen gleitet nach vorn. »So«, sagt sie und setzt sich wieder richtig hin. Ich atme zufrieden.
    Wir sind mit dem Cabrio auf der Piste, rollen im Licht der milden Abendsonne kreuz und quer über die Startbahn. Die Brise zaust unser Haar. In diesem Moment, in diesem bonbonroten 64er Roadster, mit dieser schönen Frau an meiner Seite kann ich gar nicht anders, als mich in einen anderen, klassischeren Film zu träumen. Meine Gedankentreiben dahin, und ich verliere das letzte bisschen Konzentration, das ich noch aufbringen kann. Ich komme von der Piste ab, kappe die Stoßstange eines Gepäckwagens und bringe den Kirchenkreis der Knochen durcheinander. Bei dem Ruck fliegen unsere Köpfe zur Seite, und ich kann hören, wie meinen Kindern auf den Rücksitzen die Hälse knacken. Sie protestieren stöhnend, und ich herrsche sie an. Mir ist das alles auch so schon peinlich genug; die Kinder müssen es mir nicht noch unter die Nase reiben.
    Julie begutachtet die eingedrückte Motorhaube und schüttelt den Kopf. »Verdammt, R. Das war ein so schönes Auto.«
    Mein Sohn unternimmt einen weiteren unbeholfenen Versuch, Julies Schulter anzufressen, und

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