Warm Bodies
war die Pflanze deiner Mutter.«
»Aber du warst derjenige, der sie geliebt hat.« Sie dreht sich zu mir. »Ob du es glaubst oder nicht, Dad war wirklich der Innenarchitekt; er hat unser altes Haus wie einen Verkaufsraum von IKEA ausstaffiert, was meine Mom nicht ausstehen konnte – sie wollte alles urig und natürlich, alles aus Hanffasern und nachhaltigem Hartholz …«
Mr. Grigios Miene ist angespannt. Entweder bemerkt Julie es nicht oder es ist ihr egal.
»… also kauft sie diesen üppigen, hellgrünen Busch, steckt ihn in einen großen Weidentopf und knallt ihn mitten in Dads perfektes Wohnzimmer aus Weiß und Stahl.«
»Es war nicht mein Wohnzimmer, Julie«, wirft er ein. »Soweit ich mich erinnere, haben wir über jedes Möbelstück abgestimmt, und du hast dich immer auf meine Seite geschlagen.«
»Ich war acht oder so, Dad, wahrscheinlich habe ich gerne so getan, als würde ich in einem Raumschiff leben. Wie auch immer, Mom kauft diese Pflanze, und sie streiten eine Woche lang – Dad sagt, die Pflanze ist ›unpassend‹, Mom sagt, entweder die Pflanze oder ich …« Julie zögert einen Moment. »Das ging eine Weile so«, fährt sie fort, »aber typisch Mom, plötzlich interessiert sie sich für was anderes und vergisst, die Pflanze zu gießen. Was glaubst du also, wer das arme Ding adoptiert hat, als es einzugehen drohte?«
»Ich wollte einfach keinen toten Busch im Mittelpunkt unseres Wohnzimmers haben. Irgendwer musste sich drum kümmern.«
»Du hast sie jeden Tag gegossen, Dad. Du hast ihr Pflanzendünger gegeben und sie zurückgeschnitten.«
»Richtig, Julie, so hält man eine Pflanze am Leben.«
»Dad, warum kannst du nicht zugeben, dass du das dumme Ding geliebt hast?« Sie betrachtet ihn mit einer Mischung aus Erstaunen und Enttäuschung. »Ich versteh’s nicht, was ist denn daran so schlimm?«
»Es ist absurd«, schnappt er, und die Stimmung im Raum schlägt plötzlich um. »Man kann eine Pflanze gießen und zurückschneiden, aber man kann eine Pflanze nicht lieben.«
Julie macht den Mund auf, um etwas zu sagen, dann macht sie ihn wieder zu.
»Eine Planze ist eine sinnlose Dekoration. Sie steht da und kostet Zeit und Ressourcen, und eines Tages beschließt sie einzugehen, ganz egal, wie oft man sie gegossen hat. Es ist absurd, Gefühle an etwas so Unnützes und Flüchtiges zu verschwenden.«
Ein paar lange Sekunden lang herrscht Schweigen. Julie weicht dem Blick ihres Vaters aus und stochert in ihrem Reis. »Egal«, murmelt sie, »was ich sagen wollte, Perry, ist … dass Dad mal gegärtnert hat. Also solltet ihr euch Gartengeschichten erzählen.«
»Ich interessiere mich noch für viel mehr als für Gartenbau«, sage ich, in Windeseile das Thema wechselnd.
»Oh?«, sagt Mr. Grigio.
»Ja … Motorräder. Ich habe vor einer Weile eine BMW R 1200 geborgen und bin gerade dabei, sie zu panzern, damit sie für den Notfall gefechtsbereit ist.«
»Dann kennst du dich also mit Maschinen aus. Das ist gut. Wir haben im Augenblick einen Engpass im Waffenlager.«
Julie verdreht die Augen und schaufelt sich Bohnen in den Mund.
»Ich investiere auch viel Zeit in meine Treffsicherheit. Ich habe Extraaufgaben von der Schule angefordert und bin jetzt ziemlich gut mit der M40.«
»Hey Perry«, sagt Julie. »Warum erzählst du Dad nicht von deinen anderen Plänen. Dass du schon immer –«
Ich trete ihr auf den Fuß. Sie starrt mich an.
»Was wolltest du schon immer?«, fragt ihr Vater.
»Ich – ich bin nicht wirklich …« Ich trinke einen Schluck Wasser. »Ich bin mir noch nicht ganz sicher, Sir, um ehrlich zu sein. Ich bin mir nicht sicher, was ich mit meinem Leben anfangen möchte. Aber bestimmt habe ich es herausgefunden, wenn ich auf die High School gehe.«
Was wolltest du sagen? fragt sich R laut, die Szene wieder unterbrechend. Ich spüre einen Ruck, als wir die Plätze tauschen. Perry sieht zu ihm – zu mir auf, die Stirn in Falten.
»Komm schon, Leiche, nicht jetzt. Es ist das erste Mal, dass ich Julies Vater treffe, und es läuft nicht gut. Ich muss mich konzentrieren.«
»Es läuft gut«, sagt Julie zu Perry. »So ist mein Dad jetzt eben, ich habe dich vor ihm gewarnt.«
»Pass besser auf«, sagt Perry zu mir. »Kann sein, dass du ihn eines Tages kennenlernen musst, und du wirst es um einiges schwerer haben, seine Zustimmung zu gewinnen, als ich.«
Julie fährt mit der Hand durch Perrys Haar. »Ach Baby,sprich nicht von der Gegenwart. Ich komme mir so ausgeschlossen
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