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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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abstinent.
    Der Anflug eines sonderbaren kleinen Halblächelns zuckt um ihre Mundwinkel. »Du … veränderst dich irgendwie, stimmt’s?«
    Wie üblich bin ich sprachlos.
    »Na, dann gute Nacht«, sagt sie und schließt die Schlafzimmertür. Da liege ich auf dem Sofa und starre an die käsige Decke.
    »Was ist los mit dir? «, fragt M mich, während wir im Starbucks des Flughafens über einer Tasse mit verschimmeltem Kaffee sitzen. »Bist du okay?«
    »Ich bin okay. Verändere mich nur.«
    »Wie kannst du dich verändern? Wenn wir alle bei Null anfangen, wie kannst du dann abweichen?«
    »Vielleicht fangen wir nicht bei Null an. Vielleicht formen uns die Trümmer unseres alten Lebens noch immer.«
    »Aber wir erinnern uns nicht an dieses Leben. Wir können unsere Tagebücher nicht lesen.«
    »Das spielt keine Rolle. Wir sind, wo wir sind, ganz egal, wie wir hierhergekommen sind. Was zählt, ist, wohin wir als Nächstes gehen.«
    »Aber haben wir die Wahl?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wir sind Tote. Können wir uns überhaupt entscheiden?«
    »Vielleicht. Wenn wir es nur richtig wollen.«
    Der Regen trommelt aufs Dach. Das müde Holz knarrt.Die alten Sofakissen pieksen, wo mein T-Shirt Löcher hat. Gerade durchsuche ich mein Post-Mortem-Gedächtnis nach dem letzten Mal, an dem ich so lange ohne etwas zu essen gewesen war, als ich bemerke, dass Julie wieder im Türrahmen steht.
    »Was?«, frage ich.
    »Na ja …«, sagt sie. »Ich dachte nur. Das Bett ist ein Doppelbett. Also, wenn du willst … Ich hätte nichts dagegen, wenn du mir da drin Gesellschaft leisten würdest.« Ich ziehe die Augenbrauen leicht nach oben. Sie wird rot. »Schau, ich sage bloß – ich sage echt bloß –, dass ich nichts dagegen hätte, dir eine Hälfte des Betts zu überlassen. Diese Zimmer sind irgendwie ziemlich gespenstisch. Ich habe keine Lust, dass mich der Geist von Mrs. Sprat im Schlaf überfällt. Und wenn man bedenkt, dass ich seit über einer Woche nicht geduscht habe, riechst du vermutlich nicht viel schlimmer als ich. Vielleicht neutralisieren wir uns gegenseitig.« Sie zuckt mit einer Schulter und verschwindet im Schlafzimmer.
    Ich warte ein paar Minuten. Dann stehe ich, völlig verunsichert, auf und gehe ihr nach. Sie liegt schon im Bett, wie ein Embryo zusammengerollt, die Decken fest um sich gewickelt. Langsam lasse ich mich auf der anderen Seite nieder. Die Decken liegen alle auf ihrer Seite, aber ich muss ja nicht warm bleiben. Ich habe dauerhaft Zimmertemperatur.
    Trotz des Haufens luxuriöser Daunendecken, die sie um sich gewickelt hat, zittert Julie immer noch. »Diese Klamotten sind …«, murmelt sie und setzt sich im Bett auf. »Scheiße.« Sie schaut zu mir rüber. »Ich lege meine Sachen zum Trocknen hin. Nur die … Ruhe, okay?«
    Mit dem Rücken zu mir schält sie sich aus ihrer nassen Jeans und streift sich das T-Shirt über den Kopf. Die Haut an ihrem Rücken ist vor Kälte blauweiß. Fast derselbe Farbton wie bei mir. In ihrem gepunkteten BH und ihrem karierten Höschen steigt sie aus dem Bett und legt ihre Kleider auf die Kommode. Dann kriecht sie schnell wieder unter die Decken und igelt sich ein. »Gute Nacht«, sagt sie.
    Ich habe die Hände hinter dem Kopf verschränkt und starre an die Decke. Wir sind beide an den äußersten Rand der Matratze gerückt, etwa anderthalb Meter Platz zwischen uns. Ich habe das Gefühl, dass sie nicht nur meiner makabren Natur wegen so auf der Hut ist. Tot oder lebendig, viril oder impotent, ich scheine immer noch ein Mann zu sein, und vielleicht glaubt sie, dass ich mich wie jeder andere Mann benehmen würde, der so nah neben einer schönen Frau liegt. Vielleicht glaubt sie, dass ich etwas von ihr will. Dass ich rüberrutsche und sie zu nehmen versuche. Aber warum bin ich dann überhaupt in diesem Bett? Ist es ein Test? Für mich oder für sie selbst? Welche seltsamen Hoffnungen lassen sie dieses Risiko eingehen?
    Ich lausche ihren langsamer werdenden Atemzügen, bis sie einschläft. Nach ein paar Stunden, in denen die Träume ihre Angst sicher verstaut haben, rollt sie rüber und überwindet den größten Teil des Abstands zwischen uns. Ihr Gesicht ist jetzt mir zugewandt. Ihr leiser Atem kitzelt mein Ohr. Würde sie, wenn sie genau jetzt aufwachte, schreien? Könnte ich ihr je begreiflich machen, wie sehr sie in Wahrheit in Sicherheit ist? Ich kann nicht leugnen, dass ihre Nähe Triebe in mir wachruft, die über das Töten und Fressen hinausgehen. Doch obwohl diese

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