Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
Vom Netzwerk:
an. Das bin ich, R, der Leichnam, der glaubt, dass er lebendig sei, und mich aus aufgerissenen, zinngrauen Augen anstarrt. Julie reicht mir die Kamera.
    »Du solltest immer Bilder machen, wenn nicht mit einer Kamera, dann mit deinem Verstand. Erinnerungen, die man mit Absicht einfängt, sind lebendiger als die, zu denen man zufällig kommt.« Sie stellt sich in Pose und grinst. »Cheese!«
    Ich fotografiere sie. Sie greift nach dem Bild, als es aus der Kamera kommt, aber ich schnappe es ihr weg und verstecke es hinter meinem Rücken. Ich gebe ihr meins. Sie verdreht die Augen. Sie nimmt das Foto, legt den Kopf zur Seite und guckt es an. »Dein Teint sieht ein bisschen besser aus. Wahrscheinlich hat dich der Regen ein bisschen saubergemacht.«
    Sie senkt das Foto und mustert mich. »Warum sind deine Augen so?«
    Ich sehe sie misstrauisch an. »Wie … denn?«
    »Dieses abgefahrene Grau. Deine Augen sehen überhaupt nicht nach Leiche aus. Nicht verhangen oder so. Warum sind die so?«
    Ich denke darüber nach. »Weiß nicht. Passiert bei … Verwandlung.«
    Ihr Blick ist so durchdringend, dass ich mich unter ihm winde. »Es ist unheimlich«, sagt sie. »Sieht fast … übernatürlich aus. Wechseln sie manchmal die Farbe? Wenn du Leute umbringst oder so?«
    Ich unterdrücke einen Seufzer. »Ich glaube … du meinst … Vampire.«
    »Oh, ja, ja.« Sie kichert und schüttelt reumütig den Kopf. »Wenigstens die sind noch nicht real. Zu viele Monster, als dass man noch den Überblick behalten könnte, heutzutage.«
    Bevor ich es ihr übelnehmen kann, schaut sie mich an und lächelt. »Egal … ich mag sie. Deine Augen. Irgendwie sind sie ganz hübsch. Unheimlich … aber hübsch.«
    Vermutlich habe ich in meinem Leben als Toter nie ein größeres Kompliment bekommen. Ohne auf mein idiotisches Starren zu achten, wandert Julie durchs Haus und summt vor sich hin.
     
    Draußen tobt der Sturm, dann und wann donnert es. Ich bin froh, dass die Fenster hier zufällig heil sind. In den meisten Gebäuden sind sie vor langer Zeit von Flüchtlingen oder Plünderern zerschlagen worden. Ich habe ein paar enthirnte Leichen auf den grünen Rasenflächen unserer Nachbarn entdeckt, aber mir gefällt die Vorstellung, dass unsere Gastgeber lebend rausgekommen sind. Dass sie es bis zu einem der Stadien geschafft haben, vielleicht sogar zu einem von Mauern umgebenen Paradies in den Bergen, wo hinter mit Perlen besetzten Titantoren Engelschöre singen …
    Ich hocke im Wohnzimmer und höre dem Regen beim Fallen zu, während Julie im Haus rumort. Nach einer Weile kommt sie mit einem Armvoll trockener Klamotten zurückund schmeißt sie auf das kleine Sofa. Sie hält eine Jeans hoch, die ihr etwa zehn Nummern zu groß ist. »Was meinst du?«, sagt sie, allein in den Hosenbund könnte sie sich einwickeln. »Sehe ich fett darin aus?« Sie lässt die Jeans fallen, wühlt in dem Haufen und zieht ein Stoffungetüm hervor, das ein Kleid zu sein scheint. »Das kann ich als Zelt nehmen, falls wir uns morgen im Wald verirren. Himmel, für irgendeinen glücklichen Zombie müssen diese Leute ein wahres Festmahl gewesen sein.«
    Ich schüttele den Kopf und tue so, als müsste ich würgen.
    »Was, ihr esst keine Dicken?«
    »Fett … nicht lebendig. Abfall … produkt. Brauchen … Fleisch.«
    Sie lacht. »Oh, du bist also ein Hi-Fi-Freak und ein Feinschmecker! Herrgott!« Sie wirft die Klamotten zur Seite und schnauft. »Na gut. Ich bin ziemlich müde. Das Bett da drin ist nicht allzu verrottet. Ich geh schlafen.«
    Ich strecke mich auf dem kleinen Sofa aus und bereite mich auf eine lange Nacht allein mit meinen Gedanken vor. Doch Julie geht nicht. Sie steht in der Tür zum Schlafzimmer und sieht mich lange an. Ich habe diesen Blick schon mal gesehen und wappne mich für das, was jetzt auch immer kommen mag.
    »R …«, sagt sie. » Müsst ihr Menschen fressen?«
    Innerlich stoße ich einen Seufzer aus, erschöpft von diesen hässlichen Fragen, aber seit wann steht einem Monster Privatsphäre zu?
    »Ja.«
    »Wenn nicht, müsst ihr sterben?«
    »Ja.«
    »Aber mich hast du nicht gefressen.«
    Ich zögere.
    »Mich hast du gerettet. Drei Mal oder so.«
    Ich nicke bedächtig.
    »Und seitdem hast du niemanden mehr gefressen, oder?«
    Ich lege die Stirn in konzentrierte Falten und denke zurück. Sie hat recht. Von den paar übrig gebliebenen Bissen Hirn hier und da abgesehen, bin ich seit dem Tag, an dem ich sie kennengelernt habe, gastronomisch gesehen

Weitere Kostenlose Bücher