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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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Es gibt kein Regelwerk für die Welt. Es sind bloß unsere Köpfe, unser kollektiver, wimmelnder, menschlicher Geist. Wenn es Regeln gibt, dann, weil wir sie gemacht haben. Wir können sie ändern, wann immer wir wollen.
    Ich spucke das Fleisch aus und wische mir das Blut vom Gesicht. Perry tritt mich noch einmal in den Bauch, und ich kotze. Ich beuge mich vor und befreie mich. Vom Fleisch, vom Blut, vom Wodka. Sobald ich wieder aufrecht stehe und mir den Mund abgeputzt habe, bin ich nüchtern. Der Schleier ist weg. Mein Kopf ist so klar wie eine glänzende neue Platte.
    Der Körper des Wachmanns zuckt zurück ins Leben. Langsam heben sich seine Schultern und ziehen den schlaffen Rest seines Körper mit, als würde er von unsichtbarenFingern gekniffen und hochgezogen. Ich muss ihn töten. Ich weiß, dass ich ihn töten muss, aber ich kann es nicht. Nach dem Schwur, den ich gerade geleistet habe, erfüllt mich der bloße Gedanke, mich erneut in diesen Mann zu verbeißen und sein immer noch warmes Blut zu schmecken, mit lähmendem Entsetzen. Er zittert und würgt, keucht und verkrallt sich im Dreck, kämpft und wälzt sich, bis seine Augen aus den Höhlen treten, als die graue Brühe eines neuen Todes sie überschwemmt. Ein feuchtes, jämmerliches Stöhnen dringt aus seinem Mund, und das ist für mich zu viel. Ich drehe mich um und renne. Selbst in meinem tapfersten Moment bin ich ein Feigling.
     
    Es regnet mit aller Gewalt. Meine Füße platschen in Pfützen, Schlamm spritzt auf meine frisch gewaschenen Sachen. Mein Haar hängt mir wie Seegras ins Gesicht. Vor einem großen Aluminiumgebäude mit einem Sperrholzkreuz auf dem Dach knie ich mich in eine Lache und spritze mir Wasser ins Gesicht. Ich spüle meinen Mund mit dem dreckigen Abwasser und spucke aus, bis ich nichts mehr schmecke. Das heilige, hölzerne »T« ragt über mir auf, und ich frage mich, ob der Herr, wo immer und was immer er ist, jemals Anlass haben könnte, mit mir einverstanden zu sein.
    Hast du ihn schon getroffen, Perry? Ist er gesund und munter? Sag mir, dass er nicht einfach nur der Himmelsrachen ist. Sag mir, dass mehr auf uns herabblickt als dieser leere blaue Schädel.
    Klugerweise antwortet Perry nicht. Ich nehme die Stille hin. Ich stehe auf und laufe weiter.
    In einem weiten Bogen um alle Laternen mache ich mich auf den Weg zu Julies Haus. Dort kauere ich mich an die Hauswand, der Balkon bietet mir ein wenig Schutz. So warte ich, während der Regen auf das Metalldach trommelt. Stunden, so kommt es mir vor, vergehen, bis ich in derFerne die Stimmen der Mädchen höre. Diesmal jedoch rufen ihre Rhythmen keine Freude in mir wach. Der Tanz ist eine Totenklage, die Musik ist unbedeutend.
    Sie laufen auf die Haustür zu, Nora mit ihrer Jeansjacke über dem Kopf, Julie hat die Kapuze ihres roten Sweatshirts fest um das Gesicht gezogen. Nora erreicht die Tür als Erste und stürmt hinein. Julie bleibt stehen. Ich weiß nicht, ob sie mich in der Dunkelheit sieht oder einfach nur den fruchtigen Hauch meines Körpersprays riecht, irgendwas jedenfalls bringt sie dazu, um die Hausecke zu schauen. Zusammengekauert wie einen verängstigten Welpen sieht sie mich im Finstern hocken. Die Hände in den Taschen ihres Sweatshirts vergraben, schlendert sie langsam auf mich zu. Sie geht in die Hocke und linst mich durch die schmale Öffnung ihrer Kapuze an. »Bist du okay?«
    Ich nicke, obwohl es nicht stimmt.
    Sie setzt sich neben mich, auf den schmalen, trocken gebliebenen Streifen, und lehnt sich gegen die Hauswand. Sie schlägt die Kapuze zurück und streift die Wollmütze darunter ab, um sich das nasse Haar aus den Augen zu streichen, dann setzt sie sie wieder auf. »Du hast mir Angst gemacht. Du warst einfach weg.«
    Ich gucke sie jämmerlich an, sage aber nichts.
    »Sagst du mir, was passiert ist?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Hast du, ähm … hast du Tim und seinen Freund ausgeknockt?«
    Ich nicke.
    Sie lächelt in einer Mischung aus Verlegenheit und Freude, so als ob ich ihr gerade einen übergroßen Blumenstrauß überreicht oder ihr einen schlechten Love Song geschrieben hätte. »Das war … süß«, sagt sie und unterdrückt ein Kichern. Eine Minute vergeht. Sie berührt mein Knie.»Wir hatten doch Spaß heute, oder? Trotz der paar blöden Momente?«
    Lächeln kann ich nicht, aber ich nicke.
    »Ich bin ein bisschen angeheitert. Und du?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Wie schade. Es ist lustig.« Ihr Lächeln wird breiter, ihr Blick verliert sich

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