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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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habe. Sie wirft den Kopf in den Nacken und lässt es einfach aus sich heraussprudeln. Sie und Nora schwelgen in gemeinsamen Erinnerungen. Julie dreht sich zu mir und sagt etwas, lädt mich mit einem Wort und ihren blitzenden weißen Zähnen ein, an einem Scherz teilzuhaben, aberich antworte nicht. Ich schaue sie einfach an, bette mein Kinn in die Hand, meinen Ellenbogen auf den Tresen, und lächele.
    Zufriedenheit. Fühlt sich das vielleicht so an?
    Nachdem ich mein Glas geleert habe, spüre ich einen Druck in meinen unteren Körperregionen und stelle fest, dass ich pinkeln muss. Ich hoffe, ich weiß noch, wie das geht.
    Ich schwanke auf die Toilette und lehne vor der Kloschüssel meine Stirn an die Wand. Ich mache den Reißverschluss auf und schaue nach unten. Da unten ist es. Dieses mythische Instrument von Leben und Tod und dem ersten Mal auf dem Rücksitz. Jetzt hängt es schlaff und nutzlos da, verurteilt mich stumm für all die Jahre, die ich es missbraucht habe. Ich denke an meine Frau und ihren neuen Liebhaber, wie sie ihre kalten Körper wie Geflügel in einer Verpackungsanlage aneinanderklatschen. Ich denke an die namenlosen Vergehen meiner Vergangenheit, die inzwischen bestimmt alle tot oder Tote sind. Dann denke ich an Julie, die zusammengerollt neben mir in diesem riesigen Bett liegt. Ich denke an ihren Körper in dieser lachhaft unpassenden Unterwäsche, an ihren Atemhauch auf meinen Augen, während ich die Linien in ihrem Gesicht studiere und mich frage, was für Geheimnisse der leuchtende Kern einer jeder ihrer Zellen wohl verbirgt.
    Dort in der Toilette, im beißenden Geruch von Pisse und Scheiße, frage ich mich: Ist es für mich schon zu spät? Lässt sich den mahlenden Zähnen des Himmelsrachens irgendwie noch eine zweite Chance entreißen? Ich will eine neue Vergangenheit, neue Erinnerungen, eine neue erste Liebe. Ich will von vorn anfangen, wo immer möglich.
    Als ich aus der Toilette komme, schwankt der Fußboden. Gedämpfte Stimmen. Julie und Nora sind in eine Unterhaltung vertieft, stecken die Köpfe zusammen und lachen. Ein Mann Anfang dreißig kommt zum Tresen und sagt offensichtlich etwas Anzügliches zu Julie. Nora starrt ihn an und erwidert etwas, das sarkastisch zu sein scheint. Julie scheucht ihn weg. Der Mann zuckt mit den Schultern und geht zurück zum Poolbillardtisch, wo sein Freund auf ihn wartet. Julie ruft etwas Beleidigendes, und der Freund lacht, aber der Mann grinst nur kalt und ruft etwas zurück. Für einen Augenblick wirkt Julie wie erstarrt, dann drehen Nora und sie dem Billardtisch den Rücken zu, und Nora flüstert etwas in Julies Ohr.
    »Was ist … los?«, frage ich, als ich zum Tresen komme. Ich kann spüren, dass die beiden Männer mich beobachten.
    »Nichts«, sagt Julie, doch sie klingt aufgewühlt. »Alles in Ordnung.«
    »R, könntest du uns ganz kurz allein lassen?«, fragt Nora.
    Ich schaue von der einen zur andern. Sie warten. Ich drehe mich um und verlasse die Kneipe. Auf der Dachterrasse sinke ich am Geländer nieder, die Straßen liegen sieben schwindelerregende Stockwerke unter mir. Die meisten Lichter in der Stadt sind erloschen, aber die Straßenlaternen flackern und pulsieren wie tierische Leuchtorgane. Julies Diktiergerät in meiner Hemdtasche wiegt hartnäckig schwer. Ich hole es hervor und starre es an. Ich weiß, dass ich es lassen sollte, aber … ich habe das Gefühl, dass ich einfach muss …
    Mit geschlossenen Augen, einen Arm auf dem Geländer, spule ich die Kassette kurz zurück und drücke auf Play.
    »… wirklich so verrückt? Bloß weil er … was immer er ist? Ich meine, ist ›Zombie‹ nicht einfach nur so ein blöder Name, den wir …«
    Ich spule wieder zurück, und es kommt mir in den Sinn, dass die Lücke zwischen dieser Aufnahme und dem Ende der vorherigen die ganze Zeit einschließt, die ich Juliekenne. Jeder bedeutungsvolle Augenblick in meinem Leben passt in ein paar Sekunden des Ratterns einer Kassette.
    Ich drücke Stop, dann Play.
    »… glaubt, dass niemand sonst es weiß, aber alle wissen es, sie haben nur Angst, etwas zu unternehmen. Er wird auch immer schlimmer. Er hat gesagt, dass er mich heute Nacht geliebt hat. Hat echt diese Worte benutzt. Hat gesagt, dass ich wunderschön und alles war, was er an Mom geliebt hat, und wenn mir jemals etwas zustoßen würde, würde er den Verstand verlieren. Und ich weiß, dass er es ernst gemeint hat, ich weiß, dass all das wirklich in ihm ist … aber er musste sternhagelvoll sein,

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