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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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deren Staat weiterlebt. Wie diese sterbenden Schädel, die zum Meer hüpfen. Nur damit andere wieder zeugen und sterben, zeugen und sterben. Das Gebäude, die Türme aufgerichtet und eingestürzt, ohne Ende. Ekel schüttelte ihn kalt. Dafür habe ich…
    In nichts sei so maßvoll wie in der Liebe zum Menschen!
    Seine Verräter-Seele stöhnte schwer, und er kämpfte gegen sie an. War es möglich, daß ein Mann sein Leben lang mit all seiner Kraft seiner Gattung, seinen Jungen diente – und sich zuletzt abwandte? Das ist das Sterben des Körpers, nichts anderes, sagte er sich. Auch mit dem Gehirn ist schließlich Schluß.
    Er zwang sich, sich wieder umzudrehen, hinauszuspähen.
    Immer noch kamen welche. Noch ein Angriff. Der letzte, der letzte. Es war so dunkel hier. Oder ging der Tag zur Neige? Alles vorüber bei Einbruch der Nacht…
    Hier kommen sie. Diesmal machen sie uns fertig.
    Gut, dachte er, gut! Treue Ameise. Vergiß der Seele schwachen Protest. Später können Menschen vielleicht einmal… Keine Zeit. In seinem Inneren tastete er, mit geschlossenen Augen, nach dem Kanal, dem Brennpunkt… und spürte nichts.
    Noion!
    Schwach in seinem Geist: »Du brauchst… das?«
    »Ja, ja!« schrie er in das Getöse. O Gott, keine Zeit… die Bestien waren an der Mauer.
    »Ja!« schrie er wieder, zwang sich, seine Not und sein Verlangen zu fühlen, sie in die Kraft des noion hineinzupressen, hinauszugreifen, zu berühren… ah! Da! Siekam, sie war da, die Hilfe, die Öffnung… das noion war mit ihm. Jetzt spürte er das Leben der Bestien, von ihm berührt. Weg, weg, weg! Mit meiner letzten Kraft, mit meinem Tod, den ich freiwillig gebe! WEG mit meinem Tod, den ich nicht hätte sterben müssen…
    Der Kontakt brach ab, war verloren.
    Er öffnete die Augen.
    Der Turm eines gepanzerten Leibes stieß durch das Dunkel über ihm; der Stein, an den er sich klammerte, neigte sich, rutschte.
    Sie waren nicht abgebogen.
    Sie hatten die Mauer durchbrochen. Eine Lawine aus Pfählen fiel auf der Landseite der Mauer ins Wasser, die Donnerwelle erschütterte die Krippe, auf der er lag. Und in der Bucht, am Strand, die Kolonie aus seinen entsetzten Blicken fegend…
    »Noion! Noion!« schrie er, und ausgesetzt hing sein Sterben über ihm – er wußte, was geschehen war, was er getan hatte. Sein Wollen, sein Verlangen hatten sich zuletzt doch nicht bewährt – er hatte die Seinen zurück an den Dschungel verraten, an Angst und Schmutz. Sein menschliches Herz, seine Seele, hatte sie alle verraten…
    »Noion!« schrie seine Seele. »Nimm mich! Gib mir das andere, gib mir mein Selbst zurück!«
    Aber das Leben an seiner Brust zerrann, ging fort. Zu spät. Zu spät. Vertan. Er spürte den Zugwind seines Entweichens in seinem Hirn, spürte die fremden Unermeßlichkeiten sich seinem Schauen öffnen, öffnen – ein Augenblick lang war es, als hielte das noion ihm immer noch einen Weg offen, als lüde es ihn ein, sein Sterben mit ihm zu teilen, wenn er es vermochte. Die Sehnsucht stieg auf in ihm, die furchtsame Liebe zu dem, das jenseits seiner Vorstellungskraft lag… O ihr klingenden Stimmen der Luft: – Ich komme! Ich komme!
    … Aber allein konnte er nicht, nein, und sein sinnloser Tod hing über ihm, das Krachen schlug gegen seine sterblichen Ohren. Seine Lippen bewegten sich, weinend: »Der Mensch ist der, ist der, das…«
    Eine gewaltige, unpersönliche Masse fiel auf ihn, und weg von ihm wichen die Sterne ins Weite.

Und irrend hab ich dies gefunden
(And I Have Come Upon This Place By Lost Ways)
     
     
    Es war so schön.
    Evans überstark ausgebildete Bauchmuskeln spannten sich, als er den Gemeinschaftsraum betrat und sie um die große Aussichtsluke herum versammelt sah. Seinen Berg, ja sogar seinen gräßlichen Anzug vergessend, starrte er wie ein Laie auf die weißgekleideten Wissenschaftler im Heiligtum ihres Schiffes, wo sie sich allabendlich versammelten. Er konnte es immer noch nicht glauben. Ein Sternforscherschiff, staunte er. Ein Projekt der Sternwissenschaft, und ich bin dabei. Dem öden Leben eines Technikers entkommen, zum Wissenschaftler auserwählt und privilegiert, die Sterne zu erkunden…
    »Was darf ich dir geben, Evan?«
    Der junge Doktor Sunny Isham bediente die Getränkebar. Evan murmelte ein paar Liebenswürdigkeiten und nahm ein Glas. Sunny war der zweite Junior-Wissenschaftler und theoretisch Evan gleichgestellt. Aber Sunnys Eltern waren berühmte Forschungsdirektoren, und das Material seines einfachen

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