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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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»Scheint’s haben die Mütter gedacht, er hätte die Mädchen gleich mitgekauft mit ihren Kisten. Als er sie nicht mitnehmen wollte, rissen sie ihn fast in Stücke. Mit zerfetzten Kleidern und völlig verschmutzt kam er zurück.« Seine blauen Augen warfen Evan einen schnellen Blick zu. »Ein schöner Feld-Trip!«
    Evan errötete. Der Kapitän spielte auf die zahlreichen Entseuchungen an, die er, Evan, wegen seiner Forschungsgänge im freien Feld, außerhalb der Versiegelung, hatte beantragen müssen. Natürlich ging jede Entseuchung auf Kosten seines persönlichen Fonds, aber sie waren trotzdem einÄrgernis. Schlechter Stil! Die anderen verließen die Versiegelung nie, sie sammelten ihre Daten über Roboter oder – sehr selten – auf einer Fahrt in der versiegelten Schlittenblase. Aber Evan schien es nicht gelingen zu wollen, seine Daten über örtliche Kulturen auf diese Weise zu erhalten. Die Eingeborenen wollten mit seinem Waldoboter einfach nichts zu tun haben. Er mußte den Trick lernen, bevor er seinen ganzen Fonds verbraucht hatte.
    »Oh, sie sind wunderschön!« Ava Ling betrachtete die drei Kästchen aus hellem Kristall, die die Trophäenwand schmückten. Dies waren die ›Kisten‹, die Foster von den Newt-Menschen mitgebracht hatte. Evan runzelte die Stirn, versuchte, sich an den Eintrag in Fosters Logbuch zu erinnern.
    »Seelenkästen!« hörte er sich herausplatzen. »Die Kästchen, in denen sie ihre Seelen aufbewahrten. Wenn sie sie verloren, waren die Mädchen tot, deswegen haben sie mit Zähnen und Klauen gekämpft. Aber wie konnte…« Seine Stimme verlor sich.
    »Jetzt sind bestimmt keine Seelen drin«, sagte Doktor Pontreve leichthin. »Nun, was sollen wir sagen? Hat dieser Wein eine Pointe oder nicht?«
    Als sie schließlich in den Spielraum hinüberwechselten, war es Evans Pflicht, im Speisesaal die Lichter auszuschalten und die Servoboter zu aktivieren. Er vermied es, durch die Luken hinauszublicken, wo Clivorn in seinen Wolken brütete. Gelächter und Lichterblitzen kamen aus dem Spielraum; er ging hinüber. Sie standen an der Kontrolltafel eines Laserspiels für Kinder, das Sigma hieß.
    »Du gehst schon in die Falle?« Die kleine Ava Ling, vorübergehend aus dem Spiel ausgeschieden, atmete heiß. Evan fing den Duft ihrer Erregtheit auf.
    »Ich weiß nicht«, lächelte er. Aber sie hatte sich schon wieder abgewandt.
    Er ging weiter, seine eigenen primitiven Geruchsreflexe verabscheuend, und stieß die Tür zum Kommandoflügel der Laborabteilung auf. Der Lärm brach ab, als habe er ihn hinter sich weggeschlossen. Der Korridor glomm in asketischer Stille. Hier waren die hochwichtigen Labors, die geheiligten Tempel der Exakten Wissenschaft. Neben ihm das ewige Licht des Alkoven, der das heilige Band mit dem Projekt-Urprogramm in seiner Heliumkapsel verwahrte.
    Er ging den Gang entlang, und wie immer, wenn er hier war, kribbelte ihm der Nacken. In diese Laboratorien flossen alle Daten aus den Sensoren, den Stichproben, den Erkundungsrobotern, Bioanalysierern und Kybersonden, um von den erfahrenen Wissenschaftlern in Muster, die den Projekterfordernissen angemessen waren, geformt und schließlich ins Allerheiligste selbst, den Hauptcomputer des Schiffes, dem er sich jetzt näherte, eingefüttert zu werden. Von hier wurden die kostbaren Daten automatisch quer durch die Galaxis in den Computer der Menschheit in Gal-Central gestrahlt.
    Beim Eingang zur Chefkonsole stand eine Wache, zur Verhütung unbefugter Benutzung. Evan versteifte sich, als er den teilnahmslosen Blick des Mannes auf sich fühlte, versuchte, sich mehr wie ein Wissenschaftler zu halten. Bis aufs Mark durchdrang ihn hier das Gefühl, ein Hochstapler zu sein; eigentlich gehörte er in die grauen Reihen der Techniker, die ein anonymes Leben abschufteten. Wußte der Wächter das auch? Erleichtert bog er in die Abteilung ein, in der sich seine eigene kleine Arbeitskabine befand.
    Seine Konsole war leer. Pflichtgetreu hatte sein Assistent seinen unprofessionellen Verhau von Tonbändern und – peinliche Schwäche – handschriftlichen Aufzeichnungen aufgeräumt. Evan bemühte sich, Dankbarkeit zu empfinden. Es war nicht wissenschaftlich, über Rohmaterial nachzugrübeln, es sollte stets unverzüglich in das passende Programm eingegeben werden. Der Computer hat das menschliche Gehirn befreit, sagte er sich und rückte an einem Spulenständer.
    Hinter dem Ständer fiel ein vollgestopfter Ordner herunter. Ach ja, sein blöder Versuch,

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