Warme Welten und Andere
sagte das Mädchen, und das Strahlen ihrer Sehorgane mußte an die 430 Millimikron heranreichen. Mit ihrer Unterlippe blies sie einen köstlichen Laut hervor, der weiche Haarsträhnen aufwirbelte. »Hör zu, du kannst auf der Straße nicht einfach ausflippen. Nicht hier.« Sie stieß sich zurück und betrachtete ihn prüfend. »Hast du ‘n Auto?«
Jetzt hatte er telepathischen Kontakt zustande gebracht. »Nein«, lächelte er.
Ein Lautsprecher fing hinter ihnen zu bellen an. »Heiliges Toledo«, schimpfte sie.
Flucht! Furcht! Sachte dachte er seine Worte in sie hinein.
»Der holde Frühling ist deine Zeit«, beschwor er sie. »Ist meine Zeit, ist unsre Zeit, denn Frühling ist Liebe, und es lebe die Liebe. E-e-Cummings. Ich bin Filomena.«
»Oh-h-h…?« schluckte sie. War das ein Erkennen? Sie hörte auf, davonzulaufen. »Ich bin Filomena. Dich werden sie bald einlochen.« Zu seiner Freude ergriff sie seinen Arm und begann, ihn zur Einundzwanzigsten Straße zu ziehen.
»In dieser neuen Form fühle ich mich noch ziemlich verwirrt«, sagte er und streichelte einen Feuerwehrjeep.
Filomena zog ihn von dem Jeep weg. »Wem geht das nicht so? Wie heißt du?«
»So einen Himmel und so eine Sonne hab’ ich nie geschaut!« stimmte er zu.
»Wie du heißt! Dein Name. Ich kann mich nicht an dich erinnern.«
»Name.« Langsam drehte er sich im Kreise, bewunderte die Wildnis der Pennsylvania Avenue. »Rex?« sagte er. »Rexall-Liggett? Pumpel Eul!« Alles war so vollkommen. Das Weibchen zog und zerrte ihn durch eine reißende Hut von Fahrzeugen hindurch und sagte jedesmal: »Komm, komm, beeil dich!« wenn er stehenblieb, um alles zu genießen. Alsbald erreichten sie eine weit offene Lichtung mit einem Kunstgegenstand mittendrin. Sie schien etwas zu suchen. Er wippte auf dem Randstein und starrte auf den Verkehr, der sich durch den Washington Circle wälzte. »Fantastisch! Oh, wie ursprünglich! Wie unverdorben! Was für ein Friede!« Tief sog er die Luft ein, während ein D. C.-Transit-Bus vorbeihustete.
»Oh, Muttchen.« Sie zog ihn vom Bordstein weg; ein sanftes Mädchen.
»Ich bin verzog… nein, ich zögere, meinen Handkoffer zu finden. Er wird schon an mich denken. Ich seufze.« Er seufzte ausgiebig, spähte dabei in ihre 0,43-Mikron-Augen. »Bist du ein typisches Exemplar? Ist meine Nase richtig?« Er veränderte Dubinskys Nase ein wenig, um das Beste aus dem Monoxid zu machen.
Filomenas liebliche Lippen öffneten sich da so weit wie ihre Augen, aber sie ließ seine Hand nicht los.
»Hei!« rief jemand ihnen zu.
RT hastete aufgeregt vorbei. Man nannte ihn RT als Abkürzung für Rikki-Tikki, obwohl er für einige Leute in White Plains nur der Schuyler Rotrot, Jr. war. »Habt ihr gehört? Ein nackiges Zehn-Meter-Monster marschiert auf das Weiße Haus zu. Die ganze Stadt ist in Panik!«
Filomena sagte nichts. RT ging an ihnen vorbei und stieß einer großen, gelbhaarigen Person, deren riesige, sandalenbekleidete Füße auf einer nahe gelegenen Bank ruhten, in die Rippen. »Wach auf Barlow!«
Als Barlow sich nicht rührte, trat der Fremdling mit Filomena ebenfalls an ihn heran. Er legte seine freie Hand auf Barlows Zehen. »Wie lieb mir doch der Schlaf ist«, sagte er. »Denn während Schmach und Ungemach verweilen, ist unsichtbar, unfühlbar mein Glück. Michelangelo.«
Barlows Augen klickten auf.
»Hab’ ich das richtig gemacht? Dein Lied?« Der Fremdling fühlte sich wunderbar; verwirrt, doch wunderbar. Er wandte sich um und legte seine Hand auf RTs Kopf. »Mit jeder Emanzipation wird ein Stück der menschlichen Welt und der menschlichen Beziehungen dem Menschen selbst zurückgegeben. Marx, 1818 – 1883. Einen groß-grubligen Grock am Morgen!«
»Groß-grubligen Grock am Morgen«, sagte RT leise und wich zurück. Barlow erhob sich. Der Fremdling ließ seine Hand ein Stückchen mit RT gehen und zog sie dann ein. Er streckte beide Arme über den Kopf in die Höhe, stellte sich auf die Zehenspitzen, atmete ein, atmete aus, furzte, wirbelte herum und schnipste mit den Fingern. Funken sprangen aus den Fingern und schossen in sein Haar, das rot wurde.
»Oh, oh, oh!«
»Keine Zündeleien in den Anlagen!« Ein Streifenwagen fuhr vorbei. Filomena und ihre Freunde schoben und zerrten den Fremdling hinter die Trinksäule.
»War das falsch?« fragte er sie besorgt. »Der Vogelfreund ist nicht zu sehen, nicht zu hören. Laßt mich euch hören«, flehte er und griff nach ihren Händen.
»Du bist es!« heulte RT
Weitere Kostenlose Bücher