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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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wirklich nicht lange dauert.«
    Sie prüften vor allem Reflexe, und am Abend war ich wieder bei Bruno.
    »Nicht ansteckend. Jetzt gehen wir zu Mr. Mitchell.«
    Mitch lag, vollständig angekleidet, auf seinem Bett und las. Bruno hielt mich auf der Türschwelle fest. Mitch blickte nicht auf. Ich hatte gerade einmal aus-und eingeatmet, als er sich umblickte, dann aus dem Bett sprang und meine Hand ergriff. Eine Minute lang redeten wir beide gleichzeitig, Mitch strahlte Gesundheit und Normalität aus. Dann einen Augenblick lang Schweigen.
    »Heute können sie nach Hause fahren, Mr. Mitchell, wie versprochen«, sagte Bruno.
    Wieder das winzige Schweigen.
    »Großartig! Na, großartig!« rief Mitch lebhaft. »John, willst du nicht mitkommen. Maggie würde sich sehr freuen.«
    »Genau das wollte ich vorschlagen«, sagte Bruno. »Soweitunsere Ärzte sehen können, sind Sie absolut gesund. Aber ich wäre froh, wenn Captain James mitfahren könnte; nur, um auf Nummer Sicher zu gehen.«
    Später erklärte er mir: »Ich weiß einfach nicht. Er ist gesund, okay. Die Sache ist nicht pathologisch. Aber irgend etwas stimmt nicht. Wissen Sie, ich bin kein Arzt, ich bin Physiker. Wenn ich Ihnen meine Vermutung verraten würde, würden Sie lachen. Ich kann nur danach gehen, was ich denken würde, wenn er ein Stück Materie wäre, das ich… nun, sagen wir, einer Harmonie-Analyse unterziehen soll. Erzählen Sie mir mal eine Sache in allen Einzelheiten, das mit dem Dorf am Hafen: Sie sagten, die haben in den Himmel geguckt, ohne daß etwas da war? Wann haben sie damit angefangen?«
    Nun, wir zerpflückten die Einzelheiten, an die ich mich erinnern konnte; viel war das nicht. Wie gesagt, diese Shodars benahmen sich wie Leute auf der Straße, die irgendeinen Clown sehen, der sich hinstellt und auf nichts starrt, und es ihm nachmachen. Kein einziges Mal haben sie uns angesehen, soweit ich wußte. Wie alt sie waren? Wer soll das schon sagen.
    Und so weiter. Etwas wollte er noch wissen – die Bodenbeschaffenheit.
    »Völlig flach, glaube ich… Ja. Nein, nicht neu gebaut. Keine Fahrzeuge… Regen? Es regnet dort nicht. Die Temperatur beträgt gleichbleibend an die 30 0 C.«
    Er schneuzte sich, putzte seine große, alte Brille, und dann warnte er mich.
    »Also jetzt, die Reise nach Hause. Kein Flugzeug! Auch keine Einwegbahn. Mit dem Wagen, würde ich sagen, und sehr langsam. Ja, nicht schneller als fünfzig.«
    »Was?«
    »Ja, ich meine es ernst. Sie könnten ihm schweren Schaden zufügen… oder vielleicht irre ich mich ganz und gar. Aber folgen Sie meinem Rat, wenn Ihnen was an dem Mann liegt. Und fangen Sie auch sehr langsam an – nehmen Sie überhaupt alle Veränderungen sehr langsam vor. Behandeln Sie ihn – nun, wie eine klebrige Flüssigkeit, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Ich verstand nicht, aber ich versprach ihm alles. Mitch wirkte auf mich ganz bestimmt nicht wie eine klebrige Flüssigkeit, und die fünfzig Kilometer pro Stunde setzten ihm arg zu. Er war der alte Mitch, abgesehen von diesen merkwürdigen kleinen Verzögerungen. Er brauchte eine Sekunde, um einen anzuschauen, und dann wieder eine, um wegzuschauen, und immer diese kleinen Löcher des Schweigens. Und für das Ein-und Aussteigen brauchte er seine Zeit. Auch sein Gang war merkwürdig. Er ging scheinbar so schnell wie eh und je, aber irgendwie blieb er zurück. Ich fing an, alles langsamer zu machen, und er blickte mich an, als verwirre ihn etwas.
    »Du auch«, sagte er. Wir kamen gerade aus einem Restaurant.
    »Wie meinst du das?«
    »Die Leute auf der Station waren irgendwie unheimlich. Immer haben sie mich unterbrochen. Immer Sprünge. Selbst du machst das.«
    Einen schlimmen Augenblick gab es, als wir vor Mitchs Haus hielten.
    Maggie flog heraus und riß die Wagentür auf. Mitch war noch nicht bereit für sie. Sie fiel fast in seinen Schoß und zog seinen Kopf herum, und im selben Augenblick fuhr Mitch herum, sie fast wegschleudernd. Sie griff nach seinem Arm und schien an ihm abzurutschen; sie landete auf dem Kies der Einfahrt.
    Mit aufgerissenen Augen starrte sie einen Moment lang auf ihre Hände, aber nichts war passiert. Nur, ich wußte, was sie wunderte. Ich hatte Mitch einmal am Arm genommen, um ihn durch eine Tür zu schieben, und der Arm war – na ja, glitschig, ölig irgendwie. Aber Öl war keins da, nur der grobe Stoff seiner Jacke.
    Das ist so ziemlich alles, was mir damals auffiel. Es war ein guter Besuch, auch wenn Mitchs Verhalten ruckhaft

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