Warnschuss: Thriller (German Edition)
große Hilfe, Richter, wenn Sie Ihre Waffen kontrollieren würden, sobald Sie nach Hause kommen.«
Der Richter reagierte empört. »Wollen Sie etwa andeuten, dass Elise mit einer Pistole bewaffnet losgefahren ist, um sich mit Meyer Napoli zu treffen?«
»Sie wusste, wie man mit einer Handfeuerwaffe schießt«, bemerkte DeeDee, nachdem es so aussah, als wäre keiner außer ihr Manns genug, das anzusprechen. »Das hat sie uns doch selbst erzählt, oder?«
Der Richter drehte sich zu ihr um und sah sie mit glühendem Zorn an. »Ja, das hat sie Ihnen erzählt. Sie hat Ihnen auch erzählt, dass sie nur auf mein Drängen hin schießen lernte. Sie mochte keine Waffen. Sie hätte bestimmt keine mitgenommen.«
»Wenn alle Ihre Waffen noch zu Hause liegen«, sagte Duncan, »und darauf würde ich wetten, können wir ausschließen, dass Napoli mit einer Ihrer Waffen erschossen wurde. Bis dahin gehen wir davon aus, dass Napoli mit seiner eigenen Waffe getötet wurde.«
»Während er draußen an der Brückenbrüstung um diese Waffe gekämpft hat?«
»Das ist eine Theorie«, erwiderte Worley auf Gerards Frage. »Momentan ist das nur eine Mutmaßung.«
»Eine Mutmaßung!«, ereiferte sich der Richter. »Sie haben keine Ahnung, was wirklich vorgefallen ist, nicht wahr?«
»Immerhin wissen wir«, reagierte Worley genauso gehässig, »dass irgendwann einer von beiden oder beide zusammen auf dem Rücksitz saßen.«
»Dem Rücksitz?«
Worley war vollauf damit beschäftigt, sich in seinem Erfolg zu sonnen, deshalb musste Duncan die Erklärung übernehmen. »Bakers Jungs haben Krümel auf der Fußmatte gefunden. Vor dem Fahrersitz, dem Beifahrersitz und dem Rücksitz.«
»Was zum Teufel reden Sie da? Was für Krümel?«
»Wir müssen die Bestätigung des Labors abwarten, bevor wir ganz sicher sein können, aber es sieht nach gewöhnlichem Zement aus.« Worley rieb die Fingerspitzen gegeneinander. »Fast wie zu Staub zermahlen. Wir haben in der Pathologie angerufen und Dr. Brooks’ Assistenten gebeten, Napolis Schuhe zu prüfen. Er hat bestätigt, dass an den Sohlen Spuren einer grauen Masse haften. Sieht nach grobem Pulver mit Brocken darin aus.
Die gleichen Spuren haben wir auch an der Sohle von Mrs Lairds Sandale gefunden«, fuhr er fort. »Was, wie gesagt, bedeutet, dass mindestens einer von beiden hinten gesessen hat.« Er machte eine viel sagende Pause. »Wenn sie
im Labor das Zeug genau bestimmt haben und uns einen Tipp geben können, woher es kommt, haben wir vielleicht einen Hinweis darauf, wo Napoli mit Mrs Laird zusammengekommen ist.«
Duncan fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und lenkte damit DeeDees Aufmerksamkeit auf sich. Sie hatte ihn noch nie so aufgewühlt erlebt, nicht einmal nach den schrecklichsten Morden. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, wie viel er wirklich für Mrs Laird empfand.
Er verhielt sich nicht wie ein objektiver Polizist, der einen Fall aufzuklären hat. Natürlich hätte er sich um jeden Bürger Sorgen gemacht, der spurlos von einem Tatort verschwand, an dem ein anderer Mensch gestorben war. Aber diese Geschichte schien ihn fast übertrieben zu beschäftigen.
Sie starrte ihn so lange an, dass er das spüren musste. Als er ihren Blick erwiderte, fragte sie lautlos: Alles okay? Er erwiderte lautlos: Nur müde, und lauschte dann weiter Worley, der dem zornigen Richter seine Wortwahl erläuterte.
»Als ich ›zusammengekommen‹ sagte, wollte ich damit nichts Unanständiges andeuten, Richter. Das war nur eine Redewendung.«
»Elise hätte sich bestimmt nicht aus freien Stücken mit diesem Mann getroffen. Schon gar nicht allein. Ich bin überzeugt, dass er sich gewaltsam Einlass in ihren Wagen verschafft hat.«
»Möglich.« Worley räusperte sich trocken. »Dem Wagen fehlt nichts, so wie es aussieht. Kein platter Reifen, nichts dergleichen. Wir wissen also nicht, warum sie am höchsten Punkt der Brücke rechts ranfuhren und anhielten, obwohl dort alle paar Meter ein Halteverbotsschild steht. Außerdem stellt sich die Frage, warum sie Richtung Innenstadt fuhren, denn das lässt darauf schließen, dass sie erst
woanders waren und sich auf dem Rückweg befanden. Irgendeine Idee?«
»Nein.«
Worley ließ sich nicht von der barschen Antwort des Richters einschüchtern. »Wir werden nach möglichen Augenzeugen suchen. Jeder, der vor dem Streifenpolizisten über die Brücke gefahren ist, hätte etwas sehen können. Wir können nicht voraussagen, was so ein öffentlicher Aufruf bringt.
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