Warnschuss: Thriller (German Edition)
hier. Das ist alles. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …«
Er wollte sich an Duncan vorbeischieben, doch Duncan umklammerte Savichs Bizeps, schleuderte ihn gegen die Wand und presste sich gegen ihn. Das Gesicht dicht vor Savichs flüsterte er heiser: »Haben Sie sie zu mir geschickt?«
»Das Mädchen, das Sie in der Bar an der River Street aufgerissen haben? Sie ist verflucht gut, oder?«
Duncan legte den Unterarm über Savichs Kehle. »Elise«, knurrte er.
»Ach, das schöne Richtersweib.« Weil Duncan so auf seine Luftröhre drückte, färbte sich Savichs Gesicht allmählich
dunkel, doch das Lächeln blieb. »Ich hatte also recht. Sie sind also nicht nur beruflich an ihr interessiert.«
»Hey, ihr beiden?«
Aus dem Augenwinkel sah Duncan zwei Wachpolizisten mit argwöhnischer Miene näher kommen. Er rief ihnen zu: »Hatcher, Savannah Police Department, Morddezernat.«
»Ja, ähm, wir kennen Sie, Detective. Brauchen Sie vielleicht Hilfe?«
»Nein. Ich regle das allein.« Er drückte fester gegen Savichs Hals und senkte die Stimme, sodass nur Savich ihn hören konnte. »Haben Sie Elise zu mir geschickt?«
»Ich bin doch kein Kuppler. Na ja, das eine Mal schon. Ich dachte mir, Sie hätten ein fröhliches, ausgelassenes Wochenende verdient.«
Duncan blinzelte den roten Zornnebel zurück, der ihm die Sicht zu rauben drohte. »Haben Sie Elise zu mir geschickt?«
»Warum sollte ich so was tun? Trauen Sie Ihrem Sexappeal nicht mehr?«
Die Wachmänner kamen langsam näher. Einer hatte die Klappe des Lederholsters an seiner Hüfte geöffnet und die Hand am Pistolengriff. »Detective Hatcher«, wiederholte er, »falls Sie Unterstützung brauchen …«
»Wollen Sie den Mann verhaften?«, fragte der andere. »Wenn ja …«
»Ich sagte, ich regle das allein!«, schnauzte Duncan sie an.
Inzwischen drückte er so fest auf Savichs Kehle, dass dessen Lachen wie ein Gurgeln klang. »Jetzt drehen Sie langsam richtig durch, oder? Armer Mann. Eine Niederlage nach der anderen.« Dann krächzte er leise: »Bleiben Sie tapfer, Detective. Vielleicht hat Napoli sie schnell und schmerzlos erledigt.«
Duncans Faust traf mit der Wucht eines Presslufthammers
auf Savichs Schläfe. Er sah die Haut platzen, sah Blut spritzen, sah Savichs schmerzverzerrte Grimasse. Doch seine Befriedigung war nur von kurzer Dauer. Die Wachmänner, denen zwei weitere zu Hilfe gekommen waren, stürzten sich auf ihn. Gemeinsam zerrten sie ihn von Savich weg, der lässig das Taschentuch zückte und es auf die Platzwunde an seiner Schläfe drückte.
Duncan wehrte sich nicht gegen die Wachen. Er ließ sich wegziehen. Aber sein Blick bohrte sich in Savichs Augen. »Machen Sie sich bereit. Ich werde Sie jagen.«
Vor Sekunden hatte Savich noch heiter gewirkt. Jetzt glitzerten seine Augen bösartig. »Ich freue mich schon darauf.«
22
Der Barkeeper wischte den Zitronensaft von seinen Fingern und trocknete die Klinge seines Messers an einem Handtuch ab. »Ich kann ihnen nicht verdenken, dass sie bei diesem Regen die Suche abblasen. Wahrscheinlich finden sie die Leiche nie. Ich schätze, das heißt, dass die Frage nie geklärt wird. War es Mord oder Selbstmord?« Er warf das Handtuch beiseite und beugte sich über die Theke. »Was meinen Sie?«
Duncan sah mit trüben Augen zu ihm auf und erklärte heiser: »Ich weiß, was passiert ist.«
Der Barkeeper im Smitty’s schnaubte. »Klar doch, Kumpel. Klar doch.«
Nach seiner Auseinandersetzung mit Savich war Duncan geradewegs zu dieser Bar gefahren. Die Wachmänner hatten
ihn aus dem Gefängnisgebäude begleitet und ihm geraten, sich vor einem neuerlichen Besuch abzukühlen. Er konnte es ihnen nicht verübeln. Sie hatten nur ihren Job getan. Wahrscheinlich konnte er sich glücklich schätzen, dass Savich keine Anzeige wegen Körperverletzung erstattet hatte.
Er war friedlich abgezogen und nicht zurückgekommen, da er begriffen hatte, wie sinnlos es war, die Wachleute wegen Gordie Ballews Selbstmord zur Rede zu stellen. Er war nicht in der geistigen Verfassung, eine so entscheidende Vernehmung durchzuführen. Außerdem wäre es wohl Zeitverschwendung. Niemand, der als Maulwurf für Savich arbeitete, würde ihn verraten. Nicht solange Gordies Blut noch nicht getrocknet war.
Er hatte Trost im Smitty’s gesucht, wo es unverdünnten Whisky und ungetrübten Herzschmerz gab. Gegen seinen Willen landete sein Blick erneut auf dem stumm geschalteten Fernseher hinter der Bar. Die Pressekonferenz
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