Warnschuss: Thriller (German Edition)
mache mir keine Sorgen«, erwiderte Savich aalglatt. »Unsere Partnerschaft bleibt beständig wie eh und je. Zwischen uns beiden gibt es keine Probleme. Vorausgesetzt, Napoli hat die Wahrheit gesagt.«
»Die Wahrheit über –«
»Elises Tod. Es wäre Meyer Napoli durchaus zuzutrauen, dass er mit einer Lüge auf den Lippen vor seinen Schöpfer tritt. Vielleicht ist sie gar nicht tot.«
»Das ist nicht möglich.«
»Stellen Sie sich nicht dumm, Cato. Alles ist möglich.«
24
Duncan schlich aus dem Haus, ohne sie zu wecken. Er riskierte damit, dass sie untertauchte, während er weg war. Er glaubte nicht, dass sie das vorhatte, und wenn doch, würde sie nicht weit kommen.
Als er zurückkam, saß sie mit untergeschlagenen Beinen auf dem Sofa, in eine Decke gehüllt, die er noch aus Kindertagen kannte, und schaute in den kleinen Fernseher, der seiner Großmutter gehört hatte.
Mit Einkäufen beladen schob er sich durch die Tür und drückte sie mit dem Ellbogen wieder zu. Elise sah zu ihm auf und nickte zum Fernseher hin. »Cato.«
Er lud die Einkäufe in der Küche ab und setzte sich dann neben sie, um die Übertragung der Pressekonferenz zu verfolgen. Er fragte sich, wie Richter Laird die hagere, tief verzweifelte Trauermiene auf sein Gesicht gezaubert hatte. Hatte er tagelang gefastet, damit sein Hals so dürr aus dem Kragen ragte? Die dunklen Ringe unter seinen
Augen konnte er sich geschminkt haben, oder er hatte einfach absichtlich wenig geschlafen, seit sie verschwunden war.
Wie er sich auch auf seine Rolle vorbereitet haben mochte, er hatte gute Arbeit geleistet. Dem äußeren Anschein nach litt dieser Mann unerträglich unter dem Tod seiner Frau, seine Trauer war so tief, dass er sich höchstwahrscheinlich nie ganz davon erholen würde.
Der Auftritt war ebenfalls astrein. Zweifellos gut geprobt. Als würde er einen Gedanken abschließen und einen neuen fassen, hob Laird den Kopf und blinzelte in die Scheinwerfer – das war neu. Früher hatte er sich stets in ihrem Gleißen gesonnt.
»Trotz meiner persönlichen Tragödie …« Er verstummte, nahm die Hand vor den Mund und räusperte sich. »Trotz meiner persönlichen Tragödie bin ich überwältigt, welche Unterstützung mir Freunde, Kollegen und tatsächlich auch Fremde zukommen ließen. Ich danke dem Savannah-Chatham Metropolitan Police Department für seine unermüdlichen Anstrengungen, genau wie dem Chatham County Sheriff’s Office, der Küstenwache und den vielen Männern und…«
Ärgerlich schaltete Elise den Fernseher aus, warf die Fernbedienung beiseite, sprang vom Sofa auf und begann auf und ab zu gehen. »Das Beste hast du verpasst«, sagte sie. »Das über mein so tragisch kurzes Leben. Dass ich oft falsch verstanden wurde und wie eine Kerze im Wind erloschen bin.«
»Das hat er wirklich gesagt?«
»Er hat das Lied zitiert.« Sie hob die Decke auf, die beim Aufstehen zu Boden gefallen war, und wickelte sie wieder um ihren Leib. »Er spielt den trauernden Witwer mit Leib und Seele, aber ich habe nichts anderes von ihm erwartet. Er ist …«
»Hast du Hunger?«
Sie hielt in ihrer Tirade inne, sah Duncan an und nickte.
»Weil ich am Verhungern bin. Das da«, er deutete auf den Fernseher, »kann warten.«
Er konnte kaum erwarten, alles zu hören, was sie ihm zu erzählen hatte. Gleichzeitig fürchtete er sich davor, weil damit alles aufgerührt würde, was sie gestern Abend in Savannah zurückgelassen hatten. »Kannst du kochen?«, fragte er.
»Ja.«
»Gut. Ich nämlich nicht. Ich mache Kaffee, aber erwarte nicht, dass er einen Geschmackswettbewerb gewinnt.« Er verschwand in der Küche und begann, die Einkäufe aus den Tüten zu packen.
»Bin gleich wieder da.«
Sie eilte ins Schlafzimmer und schloss die Tür, mutmaßlich, um sich anzuziehen. Duncan wäre es recht gewesen, wenn sie weiterhin seine Shorts und das T-Shirt getragen hätte. Er hatte genug gesehen, um festzustellen, dass sie gut darin aussah. Genauer gesagt phantastisch. Und ihm gefiel der Gedanke, dass der Stoff, der zuvor auf seiner Haut gelegen hatte, jetzt über ihre strich.
Er löffelte gerade Kaffee in den Filter, als sie in den sackigen Jeans und dem T-Shirt, das sie gestern Abend getragen hatte, wieder auftauchte. »Wie viel Wasser hast du reingetan?«, fragte sie.
»Ungefähr acht Tassen.«
»Dann reicht der Kaffee.« Sie begutachtete, was er an Vorräten eingekauft hatte, und nickte zustimmend. »Das wird reichen. Schüsseln? Töpfe und
Weitere Kostenlose Bücher