Warnschuss: Thriller (German Edition)
Rückendeckung geben kannst, wenn ich ein paar Tage verschwinde?«
DeeDee war besorgt und erklärte ihm, dass sie es nicht für klug hielt, wenn er jetzt allein blieb. Sie schlug ihm vor, psychologische Betreuung zu suchen und seine inneren Konflikte wegen der verstorbenen Mrs Laird aufzuarbeiten.
Er konnte nicht offen darüber sprechen, nicht während Elise neben ihm auf dem Beifahrersitz saß, aber er erklärte seiner fürsorglichen Partnerin, dass er jetzt vor allem ein paar Tage Erholung brauchte.
»Ich brauche nur etwas Zeit zum Runterkommen, DeeDee. Ein bisschen entspannen, den Kopf klar kriegen, dann bin ich wieder auf dem Damm und voll einsatzbereit. In ein, zwei Tagen rufe ich dich an.« Er verabschiedete sich, bevor sie sich erkundigen konnte, wo er seine selbstverordnete Auszeit absitzen würde.
»Ich frage mich, wer sie ist«, sagte Elise, als er das Handy wegsteckte. »Die Frau in der Pathologie, die meine Uhr trägt. Wer ist sie wohl?«
Duncan konnte sich das gut vorstellen, aber das behielt er für sich. Bevor er Elise wirklich trauen konnte, musste er noch einiges in Erfahrung bringen. »Eine Blondine. Ungefähr deine Größe. Richter Laird war als trauernder Ehemann schrecklich überzeugend. Wenn ich dir nicht leibhaftig gegenübergestanden hätte, wäre ich überzeugt gewesen, dass er den verunstalteten Leichnam seiner geliebten Gemahlin betrauert.«
Als sie sich der Talmadge Bridge näherten, spannten sich beide an. Erst als sie die Brücke überquert hatten, löste sich die Spannung wieder. Der South Carolina State Highway 17 war eine dunkle, schmale und gefährliche Landstraße, die für ihre tödlichen Unfälle berüchtigt war, aber Elise wurde spürbar lockerer, als Savannah hinter ihnen lag. Sie schlug die Füße unter und drehte sich auf ihrem Sitz zu ihm um. Ihm fiel auf, dass sie zitterte.
Eigentlich war das unmöglich, trotzdem fragte er: »Frierst du?«
»Kannst du vielleicht die Heizung anstellen?«
Er schwitzte, aber er stellte die Heizung an.
Sie ließ die Wange gegen die Nackenstütze sinken. Er
spürte, dass sie sein Profil studierte, während er den Blick eisern auf den Mittelstreifen gerichtet hielt. Die Scheibenwischer kämpften quietschend und erfolglos gegen den prasselnden Regen an. Sie sagte: »Du könntest dir eine Menge Probleme einhandeln, oder?«
»Schon passiert. Ich habe sie mir eingehandelt, als ich aus der Pathologie wegging und wusste, dass du nicht unter dem Laken liegst.«
Nach langem Schweigen sagte sie: »Du hattest sie schon lang davor, Duncan.«
Als er endlich den Mut aufbrachte, sie anzusehen, war sie eingeschlafen.
Sie schlief immer noch, als er den Wagen zum Stehen brachte. Er löschte die Scheinwerfer und stieg aus. Der Regen hatte nachgelassen, aber es nieselte noch stetig. Als er die Motorhaube umrundete, knirschten seine Schuhe auf der mit Muschelkalk bestreuten Einfahrt. Erst als er die Beifahrertür aufzog, wachte sie auf.
»Wir sind da.«
Sie setzte sich blinzelnd auf. »Wo?«
»Ich werde nass.«
»Ach. Entschuldige.« Sie stieg aus, wenn auch leicht unsicher wegen der Handschellen. »Wem gehört das Haus?«
»Es hat meiner Großmutter gehört.«
Das kleine Haus stand auf Pfählen, eine Vorsichtsmaßnahme, die schon mehrmals verhindert hatte, dass es überschwemmt wurde. Er stieg vor Elise die steile Holztreppe hinauf. »Vorsicht, die Stufen sind glatt.«
Oben zog er den Schlüssel unter dem Blumentopf hervor, unter dem er seit jeher lag, schloss die Tür auf und hielt sie ihr auf. »Als meine Großmutter starb, erbte es meine Mom«, erzählte er. »Aber meine Mom wäre als Kind einmal um ein Haar ertrunken und meidet jedes Gewässer,
das größer ist als ihre Badewanne. Dad kommt manchmal zum Angeln her, aber nicht besonders oft. Ich kann hier übernachten, wann immer ich will, aber ich komme nicht oft dazu.«
»Warum fährst du nicht öfter her? Das Haus ist hübsch.«
»In der Dunkelheit schon. Bei Tag siehst du das morsche Holz, die abblätternde Farbe, die rostigen Angeln. Es steht mehr oder weniger im Wasser, deshalb gibt es ständig was zu renovieren.«
Als er die Tischlampe anknipste, sah er, dass sie ihn anlächelte. »Du liebst dieses Haus.«
Ihr kleines, scharfsichtiges Lächeln, ihr Tonfall verliehen dem Augenblick eine kuschelige Wärme. Dies war definitiv nicht die Zeit zum Kuscheln. Er erwiderte barsch: »Früher war ich im Sommer dauernd hier.«
Sie trat an das nächste Fenster, hob die Vorhänge an und sah
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