Warnschuss: Thriller (German Edition)
dann tat sie ihr enzyklopädisches Wissen mit einem Achselzucken ab. »Kinokinkerlitzchen.«
Sie kehrte zu ihrer Geschichte zurück und erzählte ihm vom Tod ihrer Mutter. »Eigentlich hatte ihr Geist lange vor ihrem Körper aufgegeben. Jedenfalls warf ich, sobald ich alles geregelt hatte, meinen Job hin, zog aus meiner Wohnung aus und nach Savannah.
Ich hatte das Gefühl, dass es mir leichter fallen würde, mich in Savichs Halbwelt einzuschleichen als in Catos gehobene Kreise. Chet hatte in seinem Brief erwähnt, dass Savich oft in einem Club namens White Tie and Tails zu finden war. Dort bekam ich einen Job.«
Duncan hatte die Klimaanlage eingeschaltet, aber sie fuhr das Seitenfenster nach unten und ließ den warmen Wind auf ihr Gesicht wehen. »Ich habe nie auf der Bühne getanzt. Und ich habe keine Lapdances gemacht. Ich bin nie mit einem Kunden weggegangen. Ich habe Drinks serviert. Sonst nichts.«
»Ich habe nicht gefragt.«
»Du hast dich sehr wohl gefragt, du hast es nur nicht ausgesprochen. Jeder fragt sich das.« Nach einer nachdenklichen Pause sagte sie: »Du wärst überrascht, aber manche Gäste waren ausgesprochen nett. Süß. Beinahe … ich weiß nicht, verlegen, so als wollten sie sich für ihren Besuch entschuldigen. Natürlich gab es auch laute, betrunkene, aufdringliche und vulgäre Kerle. Richtige Widerlinge. Trotzdem behielt ich den Job, bis ich Savich irgendwann auffiel.« Sie sah Duncan an. »Nicht so, wie du meinst.«
»Er war von deinem Verstand angetan?«, fragte er sarkastisch.
Sie lachte leise. »Das stimmt sogar. Der Club arbeitet praktisch ausschließlich mit Bargeld. Der Manager schob jeden Abend ein paar Hunderter ein, ohne dass das jemandem aufgefallen wäre. Ich stellte ihn vor die Wahl, mir die Buchhaltung zu überlassen, oder ich würde Savich, der dort stiller Teilhaber ist, von seinen Unterschlagungen erzählen. Der Clubmanager war zwar beschränkt, aber klug genug, um zu wissen, dass er nicht lang überleben würde, wenn Savich von seinen Veruntreuungen erfuhr. Die erste Option war wesentlich angenehmer. Also bat er Savich, eine Assistentin einstellen zu dürfen, und erzählte ihm, dass ich ein
Händchen fürs Geldmanagement zu haben schiene. Sobald ich die Stellung hatte, fand ich Wege, die Ausgaben zu kürzen und den Profit zu erhöhen.«
Duncan hielt an einer Ampel und bemerkte, wie sie traurig auf ein paar Kinder auf einem Spielplatz sah. Sie wartete, bis die Ampel umgeschaltet hatte, bevor sie fortfuhr: »Allmählich begann Savich mich zu respektieren und mir zu vertrauen. Soweit er überhaupt jemandem vertraut. Ich meinerseits traute ihm definitiv nicht, ich hasste ihn für das, was er Chet angetan hatte. Ich konnte es kaum ertragen, ihm nahe zu sein, aber immerhin verstellt er sich nicht. Bei Savich weißt du, woran du bist.
Im Gegensatz dazu sitzt Cato jeden Tag in seinem Gerichtssaal und richtet über andere Menschen. Er trägt seine Robe. Er klopft mit seinem Hammer. Er wirkt streng, weise und aufrichtig, er symbolisiert die Gesetze unseres Landes und die Zehn Gebote. Seine Verlogenheit macht mich krank. In meinen Augen ist er viel schlimmer als Savich.«
Duncan hatte einen Wal-Mart gefunden und einen freien Parkplatz entdeckt, aber keiner von beiden machte Anstalten auszusteigen.
»Jetzt kannst du Savich leichter kriegen«, sagte sie.
»Irgendwie bezweifle ich das.«
»Aber diesmal hast du eine Augenzeugin«, widersprach sie. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er kaltblütig einen Mord begangen hat.«
»Napoli«, bestätigte er. »Erzähl mir noch mal, was sich auf der Brücke abgespielt hat.«
»Ich habe vergessen, wo wir waren.«
»An dem Punkt, an dem du Napoli die Pistole abnehmen konntest.«
»Ich riss sie ihm aus der Hand und schleuderte sie über die Brüstung in den Fluss.«
»Hm.«
»Was?«
»Nichts«, sagte er. »Ich habe mich nur gefragt…«
»Was?«
»Warum du ihn nicht einfach erschossen hast.«
25
Sie sträubte sich spürbar, und in ihren Augen flammte Zorn auf. »Trotter musste ich erschießen, weil er mir keine Wahl ließ. Er feuerte zuerst. Napoli hingegen hatte keine Pistole mehr. Glaubst du, ich würde einen unbewaffneten Mann erschießen? Traust du mir das immer noch zu?«
Er wandte den Blick ab. »Dann bist du losgerannt, die Brücke entlang.«
»Beantworte meine Frage, Duncan.«
Er reagierte genauso gehässig. »Ich werde deine Frage beantworten, wenn meine Fragen beantwortet sind.«
Sie sah ihn lange
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