Warnschuss: Thriller (German Edition)
erzählt, du hättest eine Nachricht auf ihrer Mailbox hinterlassen.«
»Eine Notlüge«, gab er verlegen zu. Dann sagte er zu DeeDee: »Napolis Sekretärin.«
»Hat ausgespuckt wie ein Geldautomat. Sie kann sich genau erinnern, dass sie Savich einen Umschlag per Einschreiben geschickt hat. Sie gab mir sogar die Quittung mit der Unterschrift von Savichs Sekretär. Dem Typen mit der perfekten Frisur und den getuschten Wimpern. Jedenfalls war der Umschlag versiegelt und versandfertig, als Napoli ihn seiner Sekretärin gab, trotzdem glaubt sie, dass Fotos darin waren.«
»Lass mich raten.« Duncan sah Elise an. »Die Fotos von dir und Savich. Die gleichen, die auch Cato bekommen hat.
Napoli wollte wie üblich aus beiden Töpfen schöpfen. Nur wurde Savich so sauer, dass er Napoli umbrachte.«
DeeDee sprang auf, als hätte er sie mit dem Elektroschocker gepiekt. »Verzeihung?«
Duncan wandte sich an Elise. »Erzähl’s ihr.«
Elise gab DeeDee einen knappen, aber vollständigen Abriss der Geschehnisse auf der Talmadge Bridge, wo sie beobachtet hatte, wie Savich Napoli erschoss. Als sie fertig war, sah DeeDee wieder auf Duncan. »Du glaubst das?«
»Ich weiß jedenfalls, dass Napoli dumm genug war, um Savich zu erpressen.«
Gleichzeitig erbost und verdattert sah Elise ihn an. »Und bis jetzt hast du das nicht geglaubt? Mein Wort hat dir nicht genügt?«
Er hatte keine Zeit, das zu beantworten, weil DeeDee bereits sagte: »Das ist noch nicht alles. Du hast auch vorgeschlagen, dass ich den Hintergrund jener Männer ausleuchte, die Savich bislang beseitigen ließ. Unnötige Kleinarbeit, um mich abzulenken, wie ich inzwischen weiß. Aber keine Zeitverschwendung.« Sie hielt inne und sah ihn selbstgefällig an. »Rate mal, wer mit Chet Rollins verwandt ist.«
»Elise ist seine Halbschwester.«
Dass er das wusste, nahm DeeDee etwas von ihrer Selbstgefälligkeit, aber es steigerte die Feindseligkeit, mit der sie Elise betrachtete. »Sie haben gehört, wie er mich gebeten hat, Rollins’ Hintergrund auszuleuchten, und ihm schnell alles erzählt, weil Sie sich absichern wollten.«
»Ehrlich gesagt hat Elise gar nicht mitbekommen, dass ich dich darum gebeten habe.«
»Warum hast du sie darum gebeten?« Elises Stimme sprang eine Oktave nach oben. »Warum, Duncan? Es sei denn …« Ihre Verblüffung schlug in Zorn um. »Du wolltest sicher sein, dass ich die Wahrheit sage«, griff sie ihn
an. »So war es, richtig? Trotz allem traust du mir immer noch nicht.«
»Wer hätte das gedacht«, murmelte DeeDee sarkastisch.
»Versetz dich in meine Lage«, sagte er. »Ich musste das überprüfen lassen.«
Sie sahen sich lange in die Augen, dann wandte er das Gesicht ab. Stattdessen sah er wieder DeeDee an. »Was hast du sonst noch herausgefunden?«
Sie nickte zu Elise hin. »Sie und Savich kennen sich schon ewig. Sie waren Busenfreunde, bevor sie den Richter heiratete.«
»Wir waren bestimmt keine Busenfreunde.«
»Ich habe die Bilder gesehen«, widersprach DeeDee. »Die Bilder, wegen der Sie Napoli erschossen haben.«
»Savich hat Napoli erschossen.«
»Wie praktisch, das einem Berufsverbrecher in die Schuhe zu schieben.« DeeDee war aufgestanden. »Ich glaube Ihre Brückengeschichte genauso wenig wie ich glaube, dass Sie Gary Ray Trotter in Notwehr erschossen haben.«
»Es stimmt aber, DeeDee.«
Sie wirbelte herum und sah Duncan an. »Wie kannst du…«
»Setz dich.«
»Sie…«
»Setz dich!« Er wartete, bis sie wieder Platz genommen hatte und schweigend vor sich hin köchelte. »Trotter war nicht in ihrem Haus, um sie auszurauben. Sondern um Elise umzubringen. Er hatte den Auftrag bekommen, sie zu töten. Von ihrem Mann.«
Mit offenkundigem Unglauben sah DeeDee abwechselnd auf Duncan und Elise und zuletzt wieder auf Duncan.
Der nutzte ihre vorübergehende Sprachlosigkeit und fragte: »Kannst du dich erinnern, wie ich dir an dem Abend
bei Smitty’s erzählt habe, dass Elise gleich zu Anfang unserer Ermittlungen mit einer Story zu mir gekommen sei, die ich ihr damals nicht geglaubt habe?«
»Dieser Story?« DeeDee schnaubte höhnisch. »Dass der Richter Trotter angeheuert hat, um seine geliebte, wunderschöne Gemahlin abzumurksen? Wie oft musste sie dir einen blasen, bevor du ihr das abgekauft hast?«
Er hörte Elises zorniges Luftschnappen, aber sein Blick blieb fest auf DeeDee gerichtet. Unter größerer Selbstbeherrschung, als er sich bis dahin zugetraut hätte und als seine Partnerin verdient hatte, sagte
Weitere Kostenlose Bücher