Warnschuss: Thriller (German Edition)
Duncan.«
»Nein.« Er senkte sein Gesicht in die Mulde zwischen ihren Brüsten. »So schön, Elise.«
»Du verlogener Mistkerl!«
Beide schreckten auf, als die Stimme durchs Zimmer hallte.
DeeDee Bowen stand in der offenen Haustür und sah sie wutentbrannt an. Mit einem zornigen Tritt schloss sie die Tür; sie knallte hinter ihr zu. »Du spielst sehr wohl Klavier.«
27
»Und offenbar kannst du damit sogar Tote erwecken.«
Über dem Klavierspiel hatten sie nicht gehört, wie der Wagen angehalten hatte und DeeDee die Stufen heraufgekommen war. Nicht dass es etwas zur Sache tat. Es wäre auf jeden Fall eine unangenehme Szene geworden, aber wenn Duncan ihre Ankunft geahnt hätte, hätte er sich wenigstens ein paar Sekunden lang gegen den unvermeidlichen Sturm wappnen können. Er hätte Zeit gehabt, eine Hose anzuziehen. So jedoch war er in Unterhosen erwischt worden, und sogar darüber konnte er sich noch glücklich schätzen.
Elise huschte ins Schlafzimmer und schloss die Tür. DeeDee starrte ihr nach, dann bohrte sich ihr glühender Blick in Duncans. »Wie lange weißt du schon, dass sie noch lebt? Seit sie verschwunden ist?«
»Seit vorgestern Abend.« Er versuchte ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem er ihr ganz ruhig erzählte, wie Elise in seinem Schlafzimmer auf ihn gewartet hatte, nachdem DeeDee ihn aus dem Smitty’s nach Hause gefahren hatte. »Ich hatte meine Waffe auf sie gerichtet, DeeDee, und dachte genau das, was du jetzt auch denkst. Dann rief Gerard an und erzählte mir, dass Richter Laird ihren Leichnam identifiziert hat.«
Elise tauchte angezogen wieder auf. Sie reichte ihm seine Jeans. Er dankte ihr und stieg hinein. »Wenn er so was macht, muss er Dreck am Stecken haben.«
»Er war am Ende, völlig erschöpft«, entgegnete DeeDee. »In seiner Erschöpfung hat er einen Fehler gemacht.«
»Das hat er nicht.«
»Das Zahnschema …«
»Stimmt mit den Zähnen der Leiche überein. Also muss
Elises Name auf den Röntgenbildern stehen, aber ihre Bilder sind das nicht.«
DeeDee grübelte darüber nach, während sie Elise von Kopf bis Fuß musterte. »Sie sehen schrecklich rosig aus für jemanden, der seit Tagen tot ist.«
»Vermutlich wünschten Sie, ich wäre es.«
DeeDee lief ebenfalls rosig an. »Ich lasse mich nicht gern verarschen. Bevor Duncan weich in der Birne – und hart in der Hose – wurde, hat er sich auch nicht gern verarschen lassen.«
»Es reicht, DeeDee«, sagte er.
»Ich fange gerade erst an«, feuerte sie zurück. »Ich will wissen, was zum Teufel hier gespielt wird, sonst rufe ich auf der Stelle Gerard an und erzähle ihm von eurem kleinen Doppelspiel oder was zum Teufel ihr hier treibt.«
»Beruhige dich, setz dich hin und hör zu, dann werde ich dir alles erklären.«
Mit Todesverachtung stapfte sie auf das Sofa zu und ließ sich darauffallen. Er schob einen Sessel hinzu. Elise setzte sich auf die Klavierbank.
Duncan begann mit der Frage, wie DeeDee ihn gefunden hatte. »Wenn du uns gefunden hast, könnte uns auch jemand anders finden.«
»Ich habe deine Mutter angerufen.«
»Meine Mutter?«
»Ich habe ihr erzählt, dass du nach dem Fiasko mit Laird, von dem sie gelesen hatte, ein paar Tage abtauchen und entspannen wolltest. Nicht dass sie oder irgendwer sonst das ganze Ausmaß der Geschichte kennt.« Sie schoss einen feindseligen Blick auf Elise ab. »Dann erzählte ich ihr, dass ich dich unbedingt sprechen müsste, weil sich etwas Wichtiges ergeben hätte, und ob sie eine Idee hätte, wo du zum Entspannen hingefahren sein könntest, nachdem ich dich auf dem Handy nicht erreichen konnte.
Sie gab mir die Telefonnummer, aber hier ging nie jemand ans Telefon. Also rief ich noch mal bei ihr an – inzwischen macht sie sich Sorgen um dich. Als ich mich bereiterklärte, hier hochzufahren und nach dir zu schauen, hat sie mir den Weg erklärt.«
»Du hättest noch mal auf dem Handy anrufen können.«
»Du bist nicht drangegangen.«
»Ich hätte dich zurückgerufen.«
Sie sah zum Schlafzimmer hinüber und ihn dann verdrossen an. »Wenn du mal dazugekommen wärst.«
Er ging darüber hinweg. »Hat sich was Wichtiges ergeben?«
Sie zog einen Ordner aus ihrer übergroßen Handtasche und reichte ihn Duncan. »Deine gestrigen Ahnungen haben dich nicht getrogen.«
Elise reagierte überrascht. »Gestrig? Was für Ahnungen?«
»Duncan hat mich gebeten, ein paar Sachen zu überprüfen.«
Elise sah ihn an. »Wirklich? Du hast mit ihr gesprochen? Mir hast du
Weitere Kostenlose Bücher