Warnschuss: Thriller (German Edition)
aus und jene banalen Fakten, die frisch Verliebte so faszinierend aneinander finden.
Ein Teil ihrer Unterhaltung hatte jedoch einen wesentlich ernsteren Hintergrund. Jedes Mal, wenn Catos Name fiel, zuckte sie innerlich zusammen, doch sie spürte, wie viel Duncan daran lag, bald und hart zuzuschlagen. Er skizzierte Pläne. Sie hörte zu, widersprach, wünschte sich, sie könnten einfach durchbrennen und Cato mitsamt Savich dem Teufel überlassen.
Doch er konnte sich nicht vor seiner Verantwortung drücken. Und sie konnte ihren Schwur, Chets Tod zu rächen, nicht brechen.
Beide wussten das. Sie wussten auch, dass sie den unvermeidlichen Showdown vielleicht nicht überleben würden. Die Angst blieb unausgesprochen, aber sie war real und machtvoll wie ihre Lust. Die Ungewissheit über ihre Zukunft schürte das Feuer ihres Liebesspieles. Hungrig stürzten sie sich aufeinander, in ihrer Leidenschaft lag ein Hauch von Verzweiflung.
Außerdem war da noch etwas. So tief ihre Angst auch saß, dass sie ihn verlieren könnte, sie saß nicht tiefer als die Angst, er könnte immer noch an ihrem Charakter zweifeln. Einmal, als sie unvermittelt innehielt, blinzelte er sie fassungslos an und keuchte: »Warum hast du aufgehört? Ich meine, wenn du aufhören willst, ist das okay. Aber warum hast du angefangen, wenn du nicht willst …«
»Ich will sehr wohl.«
»Okay.« Aber seine Frage stand immer noch im Raum. Sie wich seinem Blick aus, bis er die Hand auf ihre Wange legte und sie zwang, ihm ins Gesicht zu blicken.
»Es geht um das, was du gestern Abend gesagt hast, Duncan. Du darfst nicht glauben, dass ich auch so war, wenn ich mit ihm zusammen war. Das war ganz anders.«
»Elise«, stöhnte er leise. »Du bist hier. Bei mir. Jetzt. Alles andere zählt nicht.«
Als hätte er ihr die Freiheit gegeben, ihn nach Herzenslust zu lieben, tat sie es. Noch jetzt wurde ihr warm bei dem Gedanken, wie einfallsreich sie seine Lust verlängert hatte, wie er ihren Namen gestöhnt hatte, als sie seinen Kopf zwischen ihren Händen festgehalten hatte, wie voll und hart er geworden war, bevor ihre Zunge ihn zum Wahnsinn getrieben hatte und er gekommen war.
Anschließend hatte er sich mit dem Bauch an ihren Rücken geschmiegt und sie in den Nacken geküsst. »Ruh dich aus«, schlug er ihr schläfrig vor. Er hatte einen Arm über sie geschoben und ihre Brust umfasst. Eine Weile lagen sie still da, dann begann er genüsslich mit den Fingerspitzen über ihren Nippel zu streichen.
»Wie soll ich mich ausruhen, wenn du so was machst?«
»Entschuldige.« Postwendend wanderte die Hand abwärts über ihre Hüfte, über die Schenkel, dazwischen.
Als er den Finger in sie schob, stöhnte sie seinen Namen.
»Psst«, flüsterte er. »Wenn du es versuchst, kannst du sehr wohl schlafen.«
Sie versuchte es. Etwa sechzig Sekunden lang. Dann murmelte sie: »Halt den Daumen still.«
»Okay.«
Aber natürlich hielt er nicht still, und bald darauf quetschte sie seine Hand in den Klammern eines traumartigen, allumfassenden Höhepunktes zusammen. Als das Gefühl verebbte, sank sie gegen ihn und flüsterte: »Betrüger.«
Sein leises Lachen war das Letzte, was sie hörte, bevor sie einschlief.
Jetzt fragte sie sich, wie lange sie wohl geschlafen hatte. Sie sah zum Fenster und schätzte am Sonnenstand ab, dass
es Nachmittag sein musste. Als sie aus dem Bett aufstand, beendete er Mozarts Sonate in C-Dur und setzte zum nächsten klassischen Stück an.
Schon nach den ersten Takten hatte sie die Melodie erkannt, und ihr wurde warm ums Herz. Schnell schlüpfte sie in ihren Pyjama und trat an die Tür. Dort blieb sie stehen und sah zu, wie seine Hände über die Tasten flogen, ohne auch nur einmal danebenzugreifen, so als würde er mit der gleichen Intensität Klavier spielen, mit der er sie geliebt hatte.
Sie trat hinter ihn und fuhr mit den Fingern durch seine Haare. Er drehte den Kopf und lächelte zu ihr auf, ohne in seinem Spiel innezuhalten.
»Für Elise« , sagte sie.
»Für Elise .« Er steigerte sich ins Crescendo, geriet mit Schultern und Armen genauso in Bewegung wie mit den Händen, und ließ danach Tempo und Lautstärke sanft über den letzten sehnsüchtigen Akkorden ausklingen. Er nahm die Hände von den Tasten und den Fuß vom Pedal. Nachdem die letzten Klänge verhallt waren, schwang er das rechte Bein über die Klavierbank, sodass er rittlings darauf saß, und legte die Hände auf ihre Hüften, um sie zu sich herabzuziehen.
»So schön,
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