Warnschuss: Thriller (German Edition)
einreichen, nicht mal was die Pinkelpausen angeht. Nichts läuft so, wie die beiden sich das vorstellen. Haben wir uns verstanden?«
»Da haben Sie mit mir kein Problem«, gab Cato glatt zurück.
»Doch, das haben wir.« DeeDee warf Hatcher einen besorgten Blick zu. »Unser Augenzeuge ist nicht besonders glaubwürdig …«
»Glaubwürdig genug.« Hatchers angespannte Reaktion brachte sie umgehend zum Schweigen. »Wir haben einen
Augenzeugen. Wir können Savich endlich festnageln, wenn Sie uns statt diesem Mörderschwein zuarbeiten. Ich will keine Verfahrenseinstellung sehen, nicht mal wenn die Geschworenen während der Verhandlung Zeitung lesen und auf ihren Handys die Live-Übertragung des Prozesses verfolgen.
Ich gebe mich mit nichts anderem als einer Verurteilung und einem Strafmaß zufrieden, das ihn bis an sein Lebensende hinter Gitter bringt. Ob er die Todesstrafe bekommt oder nicht, überlasse ich den Geschworenen.«
Der Richter sah sie nacheinander an und ließ seinen Blick zuletzt auf Hatcher liegen. Obwohl er den Mann aus tiefstem Herzen hasste, hätte er ihn am liebsten geküsst. Dieser aufgeblasene Idiot ahnte nicht, dass er Catos Problem gelöst hatte: wie er seine Partnerschaft mit Savich beenden konnte, ohne dessen Rache fürchten zu müssen.
Erst vor Kurzem war er zu dem Schluss gekommen, dass ihr Arrangement nicht mehr zukunftsfähig war. Er hatte ein Vermögen damit gemacht, mehr Geld, als er je ausgeben konnte, obwohl er das nach seiner Pensionierung nach besten Kräften versuchen würde.
Nicht dass er allein des Geldes wegen diese Vereinbarung eingegangen war. Ursprünglich hatte ihn vor allem das Verbotene daran gereizt, die Gefahr, erwischt zu werden. Er hatte es geliebt, fortwährend mit dem Desaster zu flirten.
Aber inzwischen lief das Geschäft fast zu locker. Der Reiz war verblasst. Ihre Partnerschaft war eine verletzliche Stelle, das Risiko war entschieden zu hoch. Allerdings hätte er sein Leben in Gefahr gebracht, wenn er versucht hätte auszusteigen. Derlei Partnerschaften wurden von Savich beendet, nicht von seinen Partnern.
Savich würde bis an sein Lebensende ins Gefängnis wandern oder sogar hingerichtet. Wer würde noch auf ihn hören, falls er sich beschwerte und von bestechlichen Richtern
faselte? Im Todestrakt zeterte und grollte jeder gegen irgendwen, doch niemand schenkte diesen Leuten Gehör, schon gar nicht, wenn sich ihr Groll gegen den Richter richtete, der sie verurteilt hatte.
Er musste sich zusammenreißen, um angemessen ernst zu wirken, als er gelobte: »Savich wird bekommen, was er verdient hat. Dafür werde ich sorgen.«
Hatcher starrte ihm in die Augen, als wollte er seine Vertrauenswürdigkeit testen. Schließlich blickte er offenbar zufrieden Detective Bowen an und nickte. Ohne ein weiteres Wort wendete sie den Wagen und fuhr zum Gerichtsgebäude zurück.
Trotz seiner pochenden Hoden hätte Cato am liebsten vor sich hin gesummt.
Das Vorzimmer war leer, Kenny war nirgendwo zu sehen.
Die Tür zu Savichs Büro war angelehnt. Im Zimmer war es dunkel bis auf die kleine Lampe, die einen Lichtkreis auf den Schreibtisch legte. Er hatte den eleganten Kopf über ein paar Papiere gebeugt. Der Scheitel war so präzise gezogen, dass er aussah wie mit dem Skalpell geschnitten.
Als würde er fühlen, dass er nicht mehr allein war, fasste er unter den Schreibtisch, wo die Pistole steckte, hob dann den Kopf und sah seinen unerwarteten Gast an.
Seine strahlenden Augen weiteten sich kaum sichtbar, aber seine Verblüffung verschwand sofort hinter dem undurchdringlichen blauen Blick, den so mancher als Letztes in seinem Leben gesehen hatte.
Er sagte: »Ich habe den Aufzug gehört und dachte, du bist Kenny.«
»Wie Kenny sehe ich wirklich nicht aus.«
Er lächelte, dass die Zähne weiß aus dem überschatteten Gesicht leuchteten. »Dein Humor hat nicht gelitten. Gut zu wissen, dass sich das auch nach dem Tod nicht ändert.«
Elise drückte die Tür auf und trat in sein Büro. »Ich bin noch sehr lebendig.«
»Wie ich sehe. Du siehst gut aus. Obwohl ich nicht behaupten kann, dass mir deine neue Frisur gefällt, und deine Kleidung sehr zu wünschen übrig lässt.«
»Du wirkst nicht besonders geschockt, mich zu sehen«, stellte sie fest.
»Ich verlasse mich ausschließlich auf Fakten, Elise. Die Schilderung deines Todes war skizzenhaft, spekulativ und keinesfalls schlüssig. Hat Napoli dich von der Brücke gestoßen? Bist du gesprungen, nachdem du ihn
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