Warnschuss: Thriller (German Edition)
Umständen habe ich beschlossen, den üblichen Gottesdienst abzusagen. Es wird nur eine private Beisetzung geben.«
»Wird der Leichnam eingeäschert?«
»Ihr Mitgefühl rührt mich, Detective. Aber wie gesagt, ich will das privat regeln.«
Hatchers Wolfslächeln löste sich in Luft auf. »Steigen Sie in den Wagen.«
Während des Wortwechsels hatte Hatcher ihn mehr oder weniger zu seinem Lexus geschleift, dessen Motor lief und neben dem Detective Bowen in der offenen Tür stand. »Guten Abend, Richter.«
»Sie haben meinen Wagen aufgebrochen?«
»Das gehört zu dem neuen Servicepaket des Police Department«, erklärte sie ihm. »Dass wir VIPs nach ihrem anstrengenden Arbeitstag nach Hause fahren.«
»Ein Richter, der so streng zu uns Polizisten und so nachsichtig gegenüber allen Kriminellen ist, bekommt natürlich eine Sonderbehandlung«, ergänzte Hatcher.
Cato versuchte seinen Arm aus dem Griff des Detectives zu winden, obwohl er vom ersten Moment an wusste, dass er damit keinen Erfolg hätte. Er sah sich nach Hilfe um, aber der Parkplatz war menschenleer. »Lassen Sie mich los.«
»Sobald Sie im Wagen sitzen.«
»Das wird Sie Ihren Job kosten, Hatcher.«
»Möglich. Wahrscheinlich. Aber davor singe ich laut und deutlich die traurige Ballade von der verstorbenen Mrs Laird und von ihren Verbindungen zu dem Berufsverbrecher Robert Savich.«
Das war bislang nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Der Richter wollte, dass das so blieb. Er hörte auf, sich zu wehren.
»Aha!«, sagte Hatcher. »Wie ich sehe, kennen Sie die Melodie.« Sein Griff wurde fester. »Jetzt steigen Sie ein, oder ich breche Ihnen den Arm, was ich ehrlich gesagt mit dem größten Vergnügen täte.«
Hatchers Blick verriet, dass es ihm ernst war. Offenbar dachte Detective Bowen ähnlich. Sie sah ihren Partner entgeistert und ein wenig ängstlich an.
»Dafür wandern Sie ins Gefängnis.« Trotz dieser Drohung stieg Cato hinten in seinen Wagen. Hatcher setzte sich neben ihn. Detective Bowen nahm hinter dem Steuer Platz, legte gewissenhaft den Gurt an und fuhr dann vom Parkplatz.
Cato wusste nicht, ob es ihn beruhigen oder beunruhigen sollte, als er sah, welche Richtung sie einschlug. Er hätte erwartet, dass sie entweder zu ihm nach Hause oder zur Polizeizentrale fahren würden. Stattdessen fuhren sie in Richtung Fluss.
Schon wenige Blocks hinter dem Gerichtsgebäude wurden die trendigen Cafés und Boutiquen des Viertels um den Market Square durch heruntergekommene Sozialbauten, Lagerhäuser und uralte Fabrikgebäude, die größtenteils längst aufgegeben und leergeräumt waren, abgelöst. Boulevards schmolzen zu engen Straßen zusammen, die zu beiden Seiten von Maschendrahtzäunen mit Stacheldrahtkronen gesäumt wurden. Der Wagen hoppelte über Eisenbahngleise.
Links von ihnen erhob sich massig die Talmadge Bridge. Dahinter lag der weitläufige Gebäudekomplex der Hafenmeisterei. Cato wusste, dass deren Tore von bewaffneten Wachleuten gesichert wurden, aber die nutzten ihm auf diese Entfernung wenig.
Niemand sprach ein Wort, bis Hatcher sagte: »Hier.«
Detective Bowen lenkte den Wagen an den Straßenrand und hielt, ohne den Motor abzustellen.
Der Richter sah sich um und wandte sich dann Hatcher zu. »Sehr eindrucksvoll.«
»Finden Sie?«
»Eine verlassene Gegend. Voller Gefahr und unterschwelliger Bedrohung.«
Er fürchtete sich weniger, als dass er sich ärgerte. Hatcher wollte ihn vielleicht einschüchtern, aber er würde ihm nichts antun. Wie konnte er die Frechheit besitzen zu glauben, dass er Richter Cato Laird so herumschubsen konnte? Der Detective war nicht nur unverfroren, sondern obendrein ein Trottel.
Jedenfalls war es an der Zeit, das Blatt zu wenden. Er lächelte Hatcher herablassend an. »Erzählen Sie. Befriedigen Sie meine Neugier. Haben Sie meine Frau gevögelt? Oder nur davon geträumt?«
Es war amüsant zu beobachten, wie sich die Miene des Detective verhärtete, nein, versteinerte. Cato lachte leise. »Seien Sie nicht zu streng zu sich, Detective Hatcher. Elise hat auf die meisten Männer diese Wirkung. Nicht einmal ein ausgezeichneter Gesetzeshüter wie Sie ist ihrem Charme gegenüber immun. Sie sind bei Weitem nicht einmalig. Und Sie sind längst nicht so hart, wie Sie vorgeben.«
Er hatte nichts geahnt. Hatcher reagierte so unvermittelt, dass Richter Laird erst begriff, was ihm widerfahren war, als der Schmerz aus seinem Unterleib nach oben
schoss und er sich schreien hörte, während ihm
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