Warnschuss: Thriller (German Edition)
Ich bin fasziniert. Was für einen Deal?«
»Wenn ich aussage, was ich gesehen habe, wirst du wegen Mordes verurteilt.«
»Oder?«
»Oder ich widerrufe die Version, die ich Duncan erzählt habe. Ich behaupte, dass ich Napoli genau wie Trotter in Notwehr erschossen hätte.«
»Hatcher hat dir diese Notwehrgeschichte schon einmal nicht geglaubt. Wieso sollte er sie diesmal glauben?«
»Ich werde behaupten, dass ich die Geschichte mit dir nur erfunden habe, weil ich wusste, dass er sofort darauf anspringen würde. Jedenfalls hat Duncan nichts gegen dich in der Hand, falls ich als Augenzeugin ausfalle. Er hat keine Beweise, die dich belasten würden. Ohne mich kann er dir nichts anhaben.«
Er saß reglos da und starrte sie ohne zu blinzeln an. Die Sekunden verstrichen. Schließlich sagte er: »Ein unglaublich großzügiges Angebot, Elise. Damit machst du dir nicht nur deinen blonden Beau zum Feind, du riskierst auch, selbst vor Gericht gestellt zu werden.«
»Dieses Risiko akzeptiere ich, wenn du mein Angebot akzeptierst.«
Er sah sie scharf an, denn er wusste, dass sie einen hohen Preis verlangen würde. »Was willst du dafür? Es muss etwas sein, das dir schrecklich wichtig ist. Etwas, das du um jeden Preis haben willst.«
»Genau. Und du kannst es mir beschaffen.«
»Was?«
Sie sah ihm ruhig in die Augen. »Ich will Cato.«
Als DeeDee dem Richter den Schlüssel zu seinem Lexus in die Hand drückte, vermied sie es, ihm in die Augen zu sehen, so als könnte sie sich dadurch von dem distanzieren, was eben geschehen war. Grundsätzlich teilte sie Duncans Auffassung. Aber dass er den Richter so grob angefasst hatte, war unverzeihlich. Er hatte eine Grenze überschritten. Und er hatte es Elise Lairds wegen getan.
Sie sahen dem Richter nach, bis der Wagen verschwunden war, und kehrten dann zu ihrem Auto zurück. »Das ging genau wie geplant«, bemerkte Duncan fröhlich, als er auf dem Beifahrersitz saß.
»Hast du total vergessen, was wir eigentlich erreichen wollen, Duncan?«
»Wir wollen erst Savich festnageln und dann dieses Arschloch von Richter.«
»Mit allen Mitteln, erlaubten wie unerlaubten?«
»Die erlaubten haben nichts gebracht.«
»Er könnte dich verhaften lassen.«
»Stimmt. Aber das wird er nicht. Er wird seinen Arsch retten und seinen Ruf bewahren wollen.« Er sah auf seine Uhr. »Das ging sogar schneller als geplant. Wir schaffen es leicht in sein Büro, bevor er heimfährt. Also los.«
»Jetzt?«
»Natürlich jetzt. Wann denn sonst?«
»Ich dachte, du würdest korrekt vorgehen«, rief sie aus. »Einen Haftbefehl besorgen. Deinen Vorgesetzten konsultieren. Sagt dir der Name Gerard was? Oder Worley? Wir sind keine Desperados. Wir sind Polizisten. Wir brauchen Unterstützung und …«
»Nein«, schnitt er ihr barsch das Wort ab.
Sie sahen einander wütend an. Sie gab als Erste nach und versuchte es mit einer neuen Taktik. »Du hast jedes Maß verloren, Duncan. Bitte überleg dir noch einmal, was du da tust.«
»Ich habe alles reiflich durchdacht. Jetzt will ich nicht länger überlegen. Es ist Zeit zu handeln.«
»Meinetwegen, trotzdem müssen wir unserer Verantwortung gerecht werden und uns an die Gesetze halten.«
»Na schön«, knurrte er. »Wenn du Muffensausen hast, mach ich es allein. Falls uns die Scheiße um die Ohren fliegt …«
»Wenn uns die Scheiße um die Ohren fliegt.«
»Okay, wenn uns die Scheiße um die Ohren fliegt, willst du sicher nicht an meiner Seite sein. Ich wollte es nicht anders haben. Du schon. Jede Loyalität hat Grenzen. Ich entlasse dich hiermit offiziell aus allen Verpflichtungen mir gegenüber. Du kannst mit reinem Gewissen aussteigen und verschwinden. Aber ich ziehe das hier durch, und zwar so, wie ich es für richtig halte.«
Er drehte sich zur Seite und hatte schon den Türgriff in der Hand, als sie ihn am Arm packte. »Verflucht noch mal, Duncan! Du weißt genau, dass ich dich nicht allein in Savichs Büros spazieren lasse!«
Er ließ ein Grinsen aufblitzen. »Na schön, dann los.«
Sie fuhren schweigend. Als sie einen Block von Savichs Werkstatt entfernt waren, zog Duncan den Reißverschluss der Sporttasche zu seinen Füßen auf, nahm einen .357er Revolver heraus und steckte ihn in den Hosenbund.
DeeDee sah ihn überrascht an. »Wo hast du den her?«
»Von zu Hause, als ich mich umgezogen habe.«
»Wo ist deine Neun-Millimeter?«
»Der hier dient meinen Zwecken eher.«
»Warum das?«
Er antwortete nicht. Stattdessen stieß er
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