Warnschuss: Thriller (German Edition)
seinem Körper zu.
Schreie und Warnrufe schallten durch den Gerichtssaal.
»Unten bleiben!«, brüllte Duncan Elise an. Dann rollte er sich in einer geschmeidigen Bewegung auf den Rücken und sprang geduckt auf, die gezogene Waffe feuerbereit in der Hand.
Aber die Gefahr war bereits gebannt. Es hatte nur ein einziges Opfer gegeben.
Epilog
Der Novembertag war sonnig, aber kühl. Eine Brise kräuselte die Oberfläche des Kanals zwischen Beaufort und Lady’s Island. Der Tag war wie geschaffen für einen Spaziergang, doch Duncan und Elise zogen es vor, die frische Luft durch das offene Fenster zu genießen und im Bett zu bleiben.
Sie waren am vorigen Abend spät eingetroffen. Sie waren nicht mehr hier gewesen, seit sie dieses Haus getrennt verlassen hatten, er mit DeeDee, sie allein in seinem Wagen, um Savich zur Rede zu stellen.
Seither waren vier turbulente Monate verstrichen. Sie hatten nicht besprochen, wann sie wieder nach Lady’s Island fahren würden, aber sie hatten die stillschweigende Übereinkunft getroffen, dass sie erst herkommen würden, wenn sie das Ende ihres Kampfes feiern konnten und ihre Rückkehr einen neuen Anfang symbolisieren würde.
Gestern Nachmittag um 16 Uhr 38 – Duncan hatte auf die Uhr gesehen, als das Urteil verlesen wurde – war Robert Savich des Mordes an Meyer Napoli für schuldig befunden worden.
Adams hatte drei Tage lang Anträge vorgebracht, um Elises Zeugenaussage zu verhindern.
Die nächsten vier Tage hatte er damit zugebracht, ihre Aussage in Zweifel zu ziehen.
Aber die Geschworenen ließen sich von seinen Winkelzügen und seinen Einschüchterungsversuchen nicht irreführen. Sie glaubten Elise. Als sie sich in den Beratungsraum
zurückzogen, hätte niemand darauf wetten wollen, dass Savich freigesprochen würde.
Duncan hatte der Staatsanwaltschaft geholfen, den Fall vorzubereiten, aber nur als Privatperson. Offiziell war er bis Ende des Monats vom Dienst suspendiert. Nachdem Elise in diesem Fall eine so wichtige Rolle spielte, hatten sie sich zwar regelmäßig gesehen, aber keineswegs so oft, wie Duncan sich gewünscht hätte.
Sie hatte sich standhaft geweigert, in sein Stadthaus zu ziehen. »Du hast schon genug Schwierigkeiten mit deinen Vorgesetzten«, hatte sie gesagt.
»Dass ich während der laufenden Ermittlungen mit dir geschlafen habe, habe ich schon zugegeben. Ich ertrage meine Bestrafung wie ein Mann. Welchen Unterschied macht es da, ob du bei mir wohnst oder nicht?«
»Ich bin der Grund für deine Suspendierung. Wie würde es aussehen, wenn ich jetzt schon bei dir einziehe?«
»Mir doch egal.«
Worauf sie ruhig erwidert hatte: »Mir nicht.«
Damit war diese Frage ein für alle Mal geklärt. Weil er begriffen hatte, dass sie damit nicht nur seine Disziplinarstrafe meinte, sondern auch die Tatsache, dass sie eben erst zur Witwe geworden war.
Tagelang hatte die Szene im Gerichtssaal, die mit Cato Lairds blutigem Selbstmord geendet hatte, sämtliche Schlagzeilen beherrscht. Man konnte den Fernseher nicht einschalten und keine Zeitung aufschlagen, ohne mit den unglaublichen Ereignissen konfrontiert zu werden, die sich an jenem Nachmittag im Gericht abgespielt hatten.
Mehrere Zeugen hatten beobachtet, wie Cato die Pistole aus dem Halfter eines der beiden Polizisten gerissen hatte, die ihn aus dem Gerichtssaal führen sollten. Jeder schilderte auf seine Weise, wie er sich den Lauf in den Mund gestoßen und abgedrückt hatte, bevor einer der überraschten
Polizisten oder der entsetzten Zuschauer ihn aufhalten konnte.
Die Story wurde wochenlang und aus den verschiedensten Perspektiven wiederholt, der grausige Ausgang blieb immer derselbe.
Lairds kriminelle Aktivitäten wurden in allen Details durchgekaut und kommentiert. Die sensationslüsterne Öffentlichkeit hungerte nach mehr und mehr, und die Medien bedienten ihren nicht nachlassenden Appetit.
Die öffentliche Meinung äußerte sich im Allgemeinen empört über Cato Laird und seinen Missbrauch von Amt und Würden. Die Witwe, die seine Intrigen aufgedeckt hatte, wurde mit Sympathie und Bewunderung bedacht.
Dennoch hatte Elise die Öffentlichkeit gemieden. Auf diese Weise wollte sie nicht berühmt werden. Ihr Triumph war klein und schlicht, aber er bedeutete ihr viel – endlich konnte sie den Sarg ihres Bruders exhumieren und ihn mit einer ordentlichen Bestattungsfeier auf einem anständigen Friedhof beisetzen lassen. Chet Rollins war kein Heiliger gewesen, aber diesen grausigen Tod hatte er nicht
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