Warnschuss: Thriller (German Edition)
ihr?«
Duncan bückte sich und hob Elises Handtasche auf. »Er hat mich durchsucht, aber meine Handtasche hat er Gott sei Dank übersehen.« Sie holte einen kleinen Kassettenrecorder aus der Tasche und reichte ihn DeeDee.
»Der gehörte meiner Großmutter. Wir haben ihn getestet, er funktioniert.« Er sah wieder Elise an. »Als ich kam, plauderte er gerade über seine Partnerschaft mit Laird. Was ist mit Napoli?«
»Darum wollte er mich umbringen. Er sagte, es sei effektiver, eine Augenzeugin umzubringen, als mit ihr zu handeln. Ich war genau wie Napoli ein loser Faden, der abgeschnitten werden musste. Es ist alles auf Band.«
»Wartet.« DeeDee hob die Hand. Sie starrte Elise mit ehrfürchtig aufgerissenen Augen an. »Sie sind hier aufgetaucht und haben Savich erzählt, dass Sie den Mord an Napoli beobachtet haben?«
»Das war der Plan. Duncan war nicht damit einverstanden.«
»Das ist noch untertrieben.«
Sie lächelte ihn liebevoll an und sagte dann zu DeeDee: »Anders wäre es nicht gegangen. Sie haben mir von Anfang an misstraut. Statt Sie zu überzeugen, habe ich Duncan überredet, diesen angeblichen Doppelverrat zu inszenieren. Wir bauten darauf, dass Sie glauben würden, ich hätte ihn an Savich verraten.«
DeeDee versuchte das zu verarbeiten. »Der Streit zwischen euch, wer von den beiden der größere Fisch ist, Laird oder Savich, war auch nur für mich inszeniert?«
»Genau wie meine handfeste Unterredung mit Laird«, sagte Duncan. »Nicht, dass ich es nicht genossen hätte, ihn an den Eiern zu packen.«
»Woher wusstet ihr, dass ich heute im Haus deiner Großmutter auftauche?«
»Meine Mom hatte mir eine SMS aufs Handy geschickt. Sie wusste nicht, ob es klug war, dir zu verraten, wo ich steckte. Ich wusste, dass du auftauchen würdest. Elise und ich hatten abgesprochen, wie wir das Stück spielen würden, sobald du kamst.«
DeeDee schien ihm immer noch zu verübeln, dass sie nicht eingeweiht worden war, aber als sie Elise musterte, lag etwas wie widerwillige Anerkennung in ihrer Miene. »Sie haben Ihr Leben aufs Spiel gesetzt, als Sie ganz allein bei Savich aufgekreuzt sind.«
»Dazu war ich bereit. Auch ich verfolge eigene Ziele, vergessen Sie das nicht. Meinen Bruder zu rächen.«
»Trotzdem hat das Mut gebraucht«, sagte DeeDee. »Und ehrlich gesagt dachte ich … also …«
»Ich weiß, was Sie dachten. Und ich kann es verstehen.«
»Dennoch muss ich mich bei Ihnen entschuldigen.«
»Eigentlich nicht. Ich habe Ihnen absolut keinen Grund gegeben, mir zu vertrauen.«
DeeDee dankte Elise die großherzige Geste mit einem knappen Nicken und wandte sich an Duncan. »Und was dich angeht, Partner , du bist ein Arschloch.«
Ehe er sich darüber aufregen konnte, sah er, dass ein Polizist Savich die Rechte verlas. »Moment mal. Das übernehme ich persönlich.«
Savich saß immer noch in seinem Schreibtischsessel. Man hatte ihm Handschellen angelegt, aber jemand hatte ein Handtuch um seine blutende Hand gewickelt. Er litt offensichtlich Schmerzen, aber Duncan musste an die Opfer
denken, die er terrorisiert und ermordet hatte, und empfand wenig Mitleid. Eigentlich empfand er nichts als eine tiefe innere Befriedigung, als er Savich seine Rechte verlas.
Savich feixte. »Sie hätten diese Kugel nie im Leben abgefeuert.«
»Na, na, Bobby«, antwortete Duncan halb singend, wobei er absichtlich jenen Kosenamen verwendete, den Savich bekanntermaßen zutiefst verabscheute. »Als du vor ein paar Minuten geschrien hast wie ein kleines Mädchen, klang das nicht so selbstsicher.«
»Dieses Geständnis nutzt euch einen Dreck. Es entstand unter Zwang. Dieser Cowboyakt, den ihr hier abgezogen habt, bringt euch gar nichts.«
»Falsch. Außerdem hätte ich ihn auch nur zum Spaß abgezogen.«
»Weil Sie Ihre neue Freundin beeindrucken wollen.« Er warf einen Seitenblick auf Elise und grinste Duncan dann an. »Lässt sie dich im Mund kommen?«
Duncans Augen wurden gefährlich schmal. »Weißt du was, Savich? Du gehst mir immer noch auf den Geist. Vielleicht hast du recht. Dieses Geständnis wird uns womöglich vor Gericht nicht helfen. Außerdem sieht es so aus, als würdest du gerade einen Fluchtversuch unternehmen.«
Er zerrte die Pistole aus dem Hosenbund, zielte auf Savichs Nasenwurzel und drückte ab.
30
Am folgenden Nachmittag wirkte Robert Savich noch genauso erschüttert wie am Vorabend, als er in Handschellen aus seinem Büro abgeführt worden war. Nach einem kurzen Zwischenstopp in der
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