Warnschuss: Thriller (German Edition)
nicht angedeutet.«
Der Richter meldete sich unwirsch zu Wort. »Das reicht, Detectives. Keine weiteren Fragen. Sie hat Ihnen alles erzählt, was Sie wissen müssen. Das Gesetz besagt eindeutig, was Notwehr ist. Dieser Eindringling befand sich innerhalb unseres Hauses, und er stellte eine unmittelbare Gefahr für Elises Leben dar. Hätte er überlebt, würden Sie ihn jetzt wegen einer ganzen Reihe von Verbrechen vor Gericht bringen, darunter Angriff mit einer tödlichen Waffe. Es war gerechtfertigt, ihn zu erschießen, und ich finde, meine Frau ist ausgesprochen großzügig, wenn sie wünscht, er hätte überlebt.«
Duncan sah ihn streng an. »Ich muss Sie noch einmal daran erinnern, Richter, dass ich diese Ermittlungen leite. Stellen Sie sich das als Gegenstück zu Ihrem Gerichtssaal vor. Ich habe Ihnen aus Höflichkeit zugestanden, dass Sie anwesend sein dürfen, während ich Mrs Laird befrage, falls Sie noch einmal ungefragt reden, müssen wir die Befragung ohne Sie weiterführen.«
Das Kinn des Richters rutschte ein winziges bisschen vor, und in seinen Augen glitzerte kalter Ärger, doch er schwenkte abfällig die Hand. Es war keine Geste des Beigebens. Er wollte es so aussehen lassen, als gebe er Duncan die Erlaubnis fortzufahren.
Duncan wandte sich wieder Elise zu. »Sie haben nach seinem Puls gefühlt?«
Sie zog die Hand aus dem Griff ihres Mannes, kreuzte die Arme vor der Brust und umschlang ihren Körper. »Ich wollte ihn nicht anfassen. Aber ich zwang mich dazu. Ich ging ins Zimmer …«
»Hatten Sie die Pistole noch bei sich?«
»Die hatte ich fallen gelassen. Sie lag auf dem Boden, gleich an der Tür.«
»Okay«, sagte Duncan.
»Ich ging ins Arbeitszimmer und trat hinter den Schreibtisch. Dann ging ich in die Hocke und legte meine Finger hierhin.«
Sie berührte ihren Hals etwa dort, wo ihre Halsschlagader verlaufen musste. Duncan fiel auf, wie schlank ihre Finger waren. Sie wirkten blutleer, kalt. Wohingegen die Haut an ihrer Kehle …
Er riss den Blick von ihrem Hals los und sah den Richter an. »Ich habe zufällig mitbekommen, wie Sie Officer Crofton erzählt haben, dass Sie Elise zusammengesunken hinter dem Schreibtisch sitzen sahen, als sie ins Arbeitszimmer kamen.«
»Ganz recht. Sie saß zusammengekauert auf dem Schreibtischstuhl. Ich dachte … also, Sie können sich gar nicht ausmalen, welche Angst mich packte. Ich dachte, sie sei tot. Ich eilte zu ihr. Erst da sah ich den Mann auf dem Boden liegen. Ich schäme mich nicht zuzugeben, wie erleichtert ich in diesem Moment war.«
»Sie hatten Blut an Ihrem Morgenmantel.«
Er schauderte angewidert. »Da hatte sich schon eine große Blutlache unter dem Toten angesammelt. Der Saum tauchte darin ein, als ich mich über die Leiche beugte. Ich fühlte nach einem Puls. Da war keiner.«
»Was haben Sie in diesem Moment getan?«
Wenn DeeDee Elise diese Frage nicht gestellt hätte, hätte Duncan es getan. Er hatte sie aus dem Augenwinkel beobachtet. Sie hatte gespannt der Schilderung ihres Gemahls gelauscht. Hätte er etwas anderes erzählt, als sie erlebt hatte, hätte sie das gezeigt.
»Ich habe … ich habe gar nichts getan. Ich saß nur auf dem Stuhl. Ich war wie betäubt.«
Zu betäubt, um zu weinen. Ihre Augen waren trocken gewesen; nichts hatte darauf hingedeutet, dass sie geweint hatte. Sie hatte keine Träne vergossen, aber wenigstens hatte sie ihnen nichts vorgelogen.
Der Richter sagte: »Elise stand unter Schock. Wahrscheinlich kann ich mich an die folgenden Ereignisse besser erinnern als sie. Darf ich sprechen?«
Duncan wusste wohl, dass der Richter ihn zu manipulieren versuchte, aber er ließ es geschehen. »Bitte, Richter«, antwortete er übertrieben höflich.
»Ich hob Elise aus dem Stuhl und trug sie aus dem Raum. Dabei stieg ich über die Pistole, die wie gesagt knapp innerhalb des Zimmers auf dem Boden lag. Ich ließ sie dort liegen und rührte danach weder den Leichnam noch etwas anderes in diesem Zimmer an. Nachdem ich Elise hier im
Wohnzimmer abgesetzt hatte, rief ich von diesem Telefon dort die Polizei an.« Er deutete auf ein schnurloses Telefon an seinem Couchtisch. »Bis die Polizei eintraf, hat niemand mehr das Arbeitszimmer betreten.«
»Haben Sie Ihre Frau gefragt, was passiert war, während Sie auf die Polizei warteten?«
»Natürlich. Sie konnte nur unzusammenhängend erzählen, aber das Wesentliche konnte ich verstehen. Auf jeden Fall war offensichtlich, dass sie einen Einbruchsversuch vereitelt
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