Warnschuss: Thriller (German Edition)
Grünschnabel aus seinem Büro übergeben, der weder das Geschick noch die nötige Erfahrung besessen hatte, um die Geschworenen von Savichs Schuld zu überzeugen. Die Geschworenen konnten sich nicht auf eine Verurteilung einigen.
Aber damit nicht genug. Kurz darauf kam ans Tageslicht, dass der junge stellvertretende Staatsanwalt dem Verteidiger Stan Adams entlastendes Beweismaterial vorenthalten hatte. Der darauffolgende öffentliche Aufschrei hatte der Staatsanwaltschaft den Mumm zu einer zeitnahen erneuten
Anklage geraubt. Der Fall lag immer noch bei den Akten und würde dort wahrscheinlich versauern.
Diese Niederlage lag Duncan immer noch im Magen. Obwohl der junge Staatsanwalt eindeutig gepfuscht hatte, hatte Duncan sich den Misserfolg persönlich zugeschrieben und geschworen, Savichs Karriere als gut verdienendem Kriminellen ein Ende zu setzen.
Diesmal setzte er alles auf eine Verurteilung. Savich war des Mordes an Freddy Morris angeklagt, eines seiner vielen Angestellten, einem Drogendealer, den einige Undercoveragenten aus dem Drogendezernat beim Herstellen und Verteilen von Methamphetamin erwischt hatten. Die Beweise gegen Freddy Morris waren erdrückend gewesen, seine Verurteilung praktisch garantiert, und als Wiederholungstäter hatte er mit vielen Jahren Knast zu rechnen.
Die staatlichen Fahnder von der Drug Enforcement Agency hatten sich mit den Kollegen aus dem Drogendezernat des Savannah Police Department zusammengesetzt und Freddy Morris einen Handel angeboten – eine weniger schwerwiegende Anklage und eine deutlich geringere Haftstrafe im Austausch gegen seinen Boss Robert Savich, dem Strippenzieher, hinter dem sie eigentlich her waren.
In Anbetracht der Haftstrafe, die ihn erwartete, war Freddy Morris auf das Angebot eingegangen. Aber bevor die penibel geplante Operation erledigt war, war es Morris. Er wurde mit einem Einschussloch im Hinterkopf bäuchlings in einem Sumpfgelände aufgefunden.
Duncan war zuversichtlich, dass Savich diesmal nicht straflos davonkommen würde. Der Staatsanwalt war weniger optimistisch. »Ich hoffe, dass du recht behältst, Dunk«, hatte Mike Nelson am Vorabend gesagt, während er Duncan auf seinen Auftritt im Zeugenstand vorbereitet hatte. »Von deiner Aussage hängt eine Menge ab.« Dann hatte er, an seiner Unterlippe zupfend, nachdenklich hinzugefügt:
»Ich fürchte, Adams wird auf dem unzureichenden Verdacht rumreiten.«
»Ich hatte sehr wohl einen hinreichenden Verdacht, um Savich zu vernehmen«, wehrte sich Duncan. »Als wir Freddy den Vorschlag zum ersten Mal machten, erklärte er, dass Savich ihm die Zunge rausschneiden würde, wenn er auch nur in dessen Richtung furzte. Als ich Freddys Leichnam untersuche, stelle ich fest, dass nicht nur sein Hirn zu Pampe zerschossen, sondern auch seine Zunge rausgeschnitten worden war. Der Pathologe sagt, dass er noch am Leben war, als sie abgeschnitten wurde. Findest du nicht, dass mir das einen hinreichenden Verdacht gab, mich an Savichs Fersen zu heften?«
Das Blut war noch feucht und Freddys Leiche noch warm gewesen, als Duncan und DeeDee zu dem schaurigen Tatort gerufen wurden. Agenten der Drug Enforcement Agency und Fahnder des Savannah Police Department waren in einen erbitterten Streit verwickelt, wer Freddys Tarnung hatte auffliegen lassen.
»Sie sollten doch drei Männer abstellen, die jeden seiner Schritte überwachen«, brüllte ein DEA-Agent seinen Gegenpart vom SPD an.
»Sie hatten vier abgestellt! Wo waren die denn?«, brüllte der Drogenfahnder zurück.
»Die dachten, er säße zu Hause.«
»Ach ja? Tja, das dachten wir auch.«
»Jesus!«, fluchte der Bundespolizist frustriert. »Wie konnte er unbemerkt aus dem Haus kommen?«
Ganz gleich, wer die Operation in den Sand gesetzt hatte, Freddy war als Zeuge ausgefallen, darüber zu streiten war Zeitverschwendung. Duncan hatte es DeeDee überlassen, zwischen den beiden Fraktionen zu vermitteln, die sich mit Beleidigungen und Schuldzuweisungen überhäuften, und sich auf die Suche nach Savich gemacht.
»Ich hatte gar nicht vor, ihn zu verhaften«, hatte Duncan Mike Nelson erklärt. »Als ich in sein Büro gefahren bin, wollte ich ihn nur befragen. Ich schwöre es.«
»Du hast mit ihm gerauft, Dunk. Das könnte uns schaden. Adams wird das den Geschworenen unter die Nase reiben. Er wird etwas von unzulässiger Gewaltanwendung andeuten, falls er dir nicht direkt an den Karren fährt. Unberechtigte Festnahme. Scheiße, weiß der Geier, was er sonst
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