Warnschuss: Thriller (German Edition)
das Benzin, das er in sein Fluchtauto gepumpt hatte, mit der Kreditkarte seiner Schwester bezahlt.«
Der Richter lächelte wenig amüsiert. »Das erklärt wohl, warum er als Gauner gescheitert ist.«
»Wahrscheinlich«, lachte DeeDee kurz auf. »Ich meine, gestern Abend hatte er nicht einmal Handschuhe oder Einbruchwerkzeug bei sich. Ist das zu fassen? Da fragt man sich doch, oder?«
»Was denn?«
Sie ließ ihr Lächeln fallen. »Was Gary Ray Trotter verflucht noch mal in Ihrem Arbeitszimmer gesucht hat.«
Nach kurzem, angespanntem Schweigen sagte der Richter: »Eines weiß ich ganz gewiss: Dass er meine Frau umbringen wollte.«
Das war Duncans Stichwort. »Womit wir bei einem
weiteren Punkt wären, den wir noch klären müssen, Mrs Laird.«
»Was müssen Sie noch klären?«, fragte der Richter.
»Sind Sie absolut sicher, dass Trotter als Erster gefeuert hat?«
»Natürlich ist sie sicher.«
»Ich habe sie gefragt, Richter.«
»Meine Frau hat Schreckliches durchgemacht.«
»Und wir haben einen Job zu erledigen«, schoss Duncan zurück. »Dazu gehört, dass wir ihr einige unangenehme Fragen stellen. Falls Sie dem nicht gewachsen sind, Richter, können Sie ja gehen.«
Elise hob die Hand und bremste den Richter, ehe er das aussprechen konnte, was ihm nach Duncans wütendem Anpfiff auf der Zunge lag. »Bitte, Cato. Ich möchte ihre Fragen beantworten. Es soll nicht den leisesten Zweifel daran geben, was vorgefallen ist.« Sie hatte ihren Mann angesprochen, doch DeeDee entging nicht, dass ihre grünen Augen dabei die ganze Zeit auf Duncans Gesicht gerichtet waren, so wie seine auf ihres.
»Wie ich Ihnen gestern Nacht schon erklärt habe«, sagte sie, »hatte ich versehentlich das Licht in der Eingangshalle eingeschaltet …«
»Verzeihung. Würde es Sie stören, wenn wir alles dort durchsprechen, wo es passiert ist?«
»Im Arbeitszimmer?«
»Falls es Sie nicht zu sehr belastet.«
»Es fällt Elise sehr schwer, den Raum zu betreten, solange er nicht wieder gereinigt und alles, was an den Vorfall erinnert, beseitigt wurde«, meldete sich der Richter zu Wort.
»Ich weiß, dass es nicht einfach ist«, sagte Duncan. Aber er zog seine Bitte nicht zurück.
Der Richter sah seine Frau an. »Elise?«
»Ich möchte auf jede erdenkliche Weise helfen.«
Zu viert machten sie sich auf den Weg in die Eingangshalle. Duncan trat an den verspielten Wandtisch. Unter der Marmoroberfläche war eine schmale Schublade eingelassen, die unter dem gesamten Tisch verlief. »Sie haben die Pistole aus dieser Schublade genommen?«
»Ja, ich kam durch diese Tür aus dem Anrichtezimmer«, erwiderte sie und deutete dorthin. »Dann blieb ich kurz stehen. Ich hörte nichts, aber wie ich gestern Abend schon gesagt habe, spürte ich, dass jemand im Arbeitszimmer war. Also ging ich zu diesem Tisch, um die Pistole zu holen.«
Duncan zog an einem der Schubladenknöpfe. »Haben Sie dabei ein Geräusch gemacht?«
»Ich glaube nicht. Ich habe versucht, ganz leise zu sein.«
»Haben Sie die Schublade wieder geschlossen?«
»Ich … ich weiß nicht mehr«, gestand sie stockend. »Ich glaube nicht.«
»Sie hat sie nicht geschlossen«, mischte sich der Richter ein. »Sie stand noch offen, als die ersten Polizisten eintrafen. Ich entsinne mich, dass ich sie darauf hingewiesen habe.«
DeeDee machte sich im Geist eine Notiz, den Bericht zu lesen, den Beale und Crofton geschrieben hatten.
Duncan fasste zusammen: »Dann sind Sie von diesem Tisch zur Arbeitszimmertür gegangen.«
»Genau.«
»Trugen Sie Hausschuhe?«
»Ich war barfuß.«
»Glauben Sie, dass Trotter Sie gehört hat?«, fragte Duncan. »Oder hatte er, bevor das Licht anging, keine Ahnung, dass Sie ihn bemerkt hatten?«
»Falls er gehört hätte, dass ich ins Arbeitszimmer komme, wäre er doch sicherlich aus dem Fenster geklettert.«
»Das wäre meine nächste Frage gewesen«, antwortete Duncan mit arglosem Lächeln.
»Also muss ich ihn aufgeschreckt haben, als ich das Licht einschaltete«, sagte Elise. »Er erstarrte, als es anging.«
»Ist das der Lichtschalter?« Duncan legte einen Schalter um, und das Deckenlicht im Arbeitszimmer ging an. Der zweite Schalter ließ eine fest montierte Lampe direkt über ihnen aufflammen. Er sah zu dem Licht auf und dann ins Arbeitszimmer. »DeeDee, würdest du Trotter spielen? Stell dich hinter den Schreibtisch.«
Sie löste das gelb-schwarze Band ab, das ein großes X in der offenen Tür bildete, trat ein und stellte sich hinter den
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