Warnschuss: Thriller (German Edition)
macht. Warum wollte er ausgerechnet Sie ausrauben?«
»Bedauerlicherweise kann Mr Trotter darüber nicht mehr Auskunft geben, und so werden wir es kaum je erfahren«, sagte er. »Ich nehme an, er könnte über Napoli von uns erfahren haben, falls die beiden wenigstens eine kurzfristige gemeinsame Vergangenheit hatten. Darüber hinaus kann ich nicht einmal spekulieren.«
»Sie hatten nie direkten Kontakt zu Napoli?«
»Nicht außerhalb des Gerichtssaales. Meine Frau hat den Namen vor wenigen Minuten zum ersten Mal gehört.«
»Stimmt das, Mrs Laird?«
»Das stimmt. Ich habe noch nie von Napoli gehört. Genauso wenig wie von Trotter.«
DeeDee sog schlürfend den letzten Tropfen Cola durch den Strohhalm. »Dann haben wir wohl Ihre Zeit vergeudet. Danke für die Cola.« Sie fasste nach ihrer Handtasche, und der Richter nahm das als Zeichen, dass die Unterhaltung beendet war.
»Es gibt hier einen exzellenten Shrimpssalat«, bemerkte er. »Ich würde Sie gern dazu einladen.«
DeeDee dankte ihm für das Angebot, schlug es aber aus. Der Richter stand auf und reichte ihnen die Hand. DeeDee lächelte Elise an und verabschiedete sich von ihr.
Duncan wollte schon an Elises Stuhl vorbeigehen, doch dann zögerte er und reichte ihr die Hand, fast als wollte er sich selbst auf die Probe stellen. Erstens war es nicht leicht, einer Frau die Hand zu reichen, die ihm einen Ständer
beschert hatte und das genau wusste. Und zweitens musste er daran denken, was geschehen war, als sie sich das letzte Mal die Hand gegeben hatten. »Auf Wiedersehen, Mrs Laird.«
Sie zögerte und ergriff dann seine Hand. Oder klammerte sie sich daran? »Auf Wiedersehen.«
Es war schwieriger, den Blick von ihr zu lösen, als seine Hand aus ihrem Griff zu ziehen. Er folgte DeeDee ins Clubhaus und durch das Restaurant. Sie sprachen erst wieder, als sie in der Lobby angekommen waren und DeeDee dem Pagen den Parkzettel ausgehändigt hatte. »Was meinst du?«
Ehe Duncan darauf antworten konnte, kam Stan Adams angeschlendert. »Na, Detective Sergeant Hatcher, wie ich sehe, haben Sie nach Savichs Prozess mit Richter Laird Frieden geschlossen.« Er grinste Duncan an und begrüßte danach DeeDee.
»Das machen Sie also in Ihrer Freizeit?«, fragte sie. »Im Country Club abhängen, bis Savich den nächsten Mord begeht?«
Der Anwalt lachte, wurde aber gleich wieder ernst und wandte sich an Duncan. »Untersuchen Sie immer noch den Schusswechsel im Haus des Richters vorgestern Abend? Wie hieß der Bursche noch, Trotter? Ich dachte, es sei Notwehr gewesen. Wieso sind Sie noch an der Sache dran?«
»Genau wie Sie versuchen wir ständig neue Aufträge aufzutun.« Duncans Grinsen war so liebenswürdig wie das des Anwalts und genauso falsch.
Adams war klar, dass er nicht mehr von ihnen erfahren würde. »Also, ich hoffe, dass Sie mich empfehlen, falls sich herausstellen sollte, dass Mrs Laird einen guten Verteidiger braucht.«
Er spazierte davon und war schon am Eingang angekommen, als DeeDee ihm nachrief: »Ach, Mr Adams, mir ist
noch was eingefallen. Ihr Zahnarzt hat angerufen. Sie sollten sie mal wieder bleichen lassen!« Sie tippte sich an die Schneidezähne.
Der Anwalt feuerte eine Fingerpistole auf sie ab und rief zurück: »Gut gegeben, Detective. Sehr gut.«
Dann war er verschwunden. DeeDee murmelte halblaut: »Arschloch. Wenn ich nur an diesen Prozess denke …« Sie knurrte und ballte die Fäuste.
Duncan schaute sie an, ohne sie wirklich zu sehen. In Gedanken war er weder bei Savich noch bei seinem schmierigen Anwalt. Sondern bei dem Richter. Seinen cremefarbenen Leinenhosen, seiner kühlen Höflichkeit.
»Trinken Sie wenigstens etwas … Sie machen hier einen exzellenten Shrimpssalat.«
Er war die Ruhe selbst gewesen.
»Da ist der Wagen«, sagte DeeDee und ging zur Tür. Als sie merkte, dass er nicht folgte, drehte sie sich um. »Duncan?«
Er war in Gedanken immer noch bei dem Richter. Wie er die Hand seiner Frau in seine Armbeuge schob. Besitzergreifend.
»Dann verraten Sie mir, welches Motiv Cato Laird haben könnte, Sie umbringen zu wollen.«
»Sie würden mir nicht glauben.«
Aus einer Eingebung heraus befahl Duncan DeeDee, allein zu fahren. »Ich bleibe noch ein wenig hier.«
10
Der Richter und Mrs Laird ließen sich Zeit beim Essen. Duncan beobachtete sie schon seit – er sah kurz auf die Uhr – einer Stunde und zwölf Minuten.
DeeDee hatte sich dagegen gewehrt, allein zu fahren, und ihm vorgehalten, dass er dann hier
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