Warnschuss: Thriller (German Edition)
vielleicht doch einen Anwalt?«
Gordie war zu aufgelöst, um die Frage überhaupt zu hören. »Ich… ich hab noch nie wen erschossen. Ich hab Angst vor Waffen. Die machen mich nervös.«
»Genau darum werfen wir dir auch keinen Mord ersten Grades vor. Wir glauben nicht, dass du den armen Freddy gezwungen hast, sich in den Schlamm zu legen, dass du ihm die Zunge rausgeschnitten und ihm dann mit einer Fünfundvierziger den Hinterkopf weggeschossen hast.« Er tat so, als würde er eine Pistole abfeuern, und gab einen Knalllaut von sich.
Gordie wand sich auf seinem Stuhl. »Ich muss mal.«
»Du kannst es schon noch halten.«
»Duncan!«, mahnte DeeDee.
»Ich habe gesagt, er kann es noch halten!«
Sie sah Gordie mitfühlend an und hob ihre Schultern zu einem ratlosen Achselzucken.
»Hör zu, Gordie«, sagte Duncan. »Wir, die Drogenfahnder draußen, das FBI, wir alle wissen, dass du Freddy Morris an Savich ausgeliefert hast.«
»Seid ihr verrückt? An Savich? Vor dem habe ich noch mehr Angst als vor einer Waffe. Wenn Freddy nicht so blöd gewesen wäre, hätte er auch Angst vor ihm gehabt und seine Klappe gehalten.«
Duncan schickte DeeDee ein zufriedenes Grinsen, als würde er erwarten, dass sie ihm zu dem gewonnenen Punkt gratulierte. Zu spät ging Gordie auf, dass er sich verraten hatte. Augenblicklich versuchte er den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. »Wenigstens erzählt man sich das auf der Straße. Ich hab gehört, dass Freddy Morris, ähm, na ja, mit euch im Gespräch war. Natürlich weiß ich nichts Genaues.«
»Ich glaube doch, Gordie«, entgegnete Duncan süffisant.
»Nein.« Er schüttelte energisch den Kopf. »Ich nicht. O nein.«
Er zappelte auf seinem Stuhl. Er wischte sich die feuchten Hände an den schmierigen Jeans ab. Er blinzelte hektisch, als wäre sein Blick getrübt.
Duncan ließ ihn eine Weile zappeln, dann sagte er: »Erzähl mir von Savich.«
»Ein anspruchsvoller Kunde. Hab ich wenigstens gehört. Ich kenn ihn nicht persönlich.«
»Du arbeitest für ihn. Du kochst und verkaufst Crystal für ihn.«
»Ich verticke ab und an ein bisschen Dope, na schön. Keine Ahnung, woher das Zeug kommt.«
»Von Savich.«
»Nee, nee, der ist doch Mechaniker, oder? Baut er nicht Maschinen oder so?«
»Hältst du mich für beschränkt, Gordie?«, fragte Duncan zornig.
»Hä? Nein!«
»Wirklich nicht?«
»Nein, ich …«
»Dann piss mir nicht in die Hosentasche und erzähl mir, es würde regnen! Du bist nicht gerissen genug, um mich aufs Kreuz zu legen. Du bist einer von Savichs zuverlässigsten Kurieren. Bei deiner letzten Verhandlung haben wir Schulkinder aufgefahren, die gegen dich ausgesagt haben, Gordie, hast du das vergessen? Sie haben unter Eid ausgesagt, dass sie zu dir kommen, weil du immer liefern kannst.«
»Ich habe zugegeben, dass ich hin und wieder was verticke. Oder?« In der verzweifelten Hoffnung auf Unterstützung wandte er sich an DeeDee. »Das habe ich doch eben gesagt, nicht wahr?«
»Du bist viel zu bescheiden, Gordie«, sagte Duncan. »Savich verlässt sich darauf, dass du die Kinder zu neuen Süchtigen, zu neuen Kunden heranziehst. Du hast sie mit Crystal in Kontakt gebracht. Du hast sie dazu gebracht, die Medizinschränke ihrer Eltern zu durchwühlen und nach Schnupfenmittel mit Ephedrin zu suchen. Du bist einer der Pfeiler in Savichs Unternehmen.«
Der kleine Mann schluckte schwer. »Soweit ich weiß, handelt er mit Maschinen.«
»Hast du Angst, dass du wie Freddy Morris enden könntest, wenn du mit uns sprichst?«
»Soweit ich weiß, hat Freddy sich den ganzen Ärger mit einer Frauengeschichte eingehandelt. Ein Typ, keine Ahnung wer, hat Freddy umgelegt, weil der seine Alte gebumst hat. So hab ich es gehört.«
Duncan sagte leise, aber bedrohlich: »Du verarschst mich schon wieder.«
»Ich sage kein Wort über Savich!«, stieß Gordie mit gellender Stimme aus. Er klopfte mit einem schmutzigen, rissigen Fingernagel auf die Tischplatte. »Ihr bringt mich nicht dazu, dass ich irgendwas sage. Jetzt nicht und in Zukunft nicht.«
Weinerlich flehte er DeeDee an: »Wo ist mein Geständnis? Die Bullen, die mich verhaftet haben? Die haben gemeint, sie würden den Papierkram fertig machen. Sie haben mich hier warten lassen, und erst kreuzen die Drogenbullen auf und machen mich fertig. Und jetzt ihr zwei. Ich will endlich mein Geständnis unterschreiben, dass ich dem Typ gestern Abend eins mit der Bierflasche übergezogen hab. Schließt mich ein. Ich bin bereit,
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