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Warnschuss: Thriller (German Edition)

Warnschuss: Thriller (German Edition)

Titel: Warnschuss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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aus den Augen und fasste mit der anderen nach dem Telefon. Er klappte es auf. »Ja?«
    »Rate mal, wer gestern hier hereingeschleift wurde und seither in der Arrestzelle hockt?«
    »Wie spät ist es?«, grummelte er und versuchte gleichzeitig, die Ziffern auf seinem Wecker in eine sinnvolle Anordnung zu bringen.
    »Gordon Ballew.«
    »Wer?« Wie schaffte es DeeDee, nicht mal am Sonntagmorgen verschlafen zu klingen?
    »Gordie!«, rief sie. »Gordie Ballew. Einer von Savichs Jungs.«
    »Kapiert.« Stöhnend wälzte er sich auf den Rücken und setzte sich auf. Die Frau, die neben ihm geschlafen hatte, war schon aufgestanden und suchte am anderen Ende des
Zimmers ihre Sachen zusammen, um sich anzuziehen. »Was hat er denn angestellt?«
    »Wen interessiert das?«, fragte DeeDee. »Hauptsache, wir können ihn zu einem Deal bewegen. Wir treffen uns dort.«
    Bevor er noch einen Ton sagen konnte, hatte sie aufgelegt. Er legte das Handy auf den Nachttisch zurück und schwang die Füße auf den Boden. »Tut mir leid, aber ich muss los. Die Arbeit.«
    »Schon in Ordnung.« Ihr Kopf ploppte aus der Halsöffnung ihres Tops. »Ich muss sowieso weg.«
    Er hatte sie in einem der angesagten Clubs am Market Square kennen gelernt. Sie war zierlich, hübsch und brünett. Das war praktisch alles, was er über sie wusste. Sie hatte ihm einiges erzählt, aber die Musik war laut gewesen, die Drinks waren stark, und eigentlich hatte er nicht wirklich zugehört, weil es ihn nicht interessierte, was sie zu sagen hatte.
    Er erinnerte sich an kein einziges Gesprächsthema, nicht mal an ihren Namen. Er konnte sich auch nicht erinnern, dass er sie mit nach Hause genommen hatte, aber offenbar war es so. Was den Akt selbst betraf, wusste er nur noch, dass er aufgepasst hatte, ein Kondom überzustreifen. Kaum hatte er sich von ihr heruntergewälzt, war er in Tiefschlaf gefallen.
    Es war eigentlich nicht seine Art, eine Fremde abzuschleppen, aber er hatte gehofft, dass ihn der Sex, und sei er noch so gedanken- und bedeutungslos, abhalten würde, immerzu an Elise Laird zu denken.
    Was für ein Quatsch.
    Offenbar konnte er nicht verhehlen, wie abgelenkt er war, und das war jeder Frau gegenüber unfair. Er bekam ein schlechtes Gewissen und sagte: »Hör zu, du musst nicht gleich abflitzen, nur weil ich wegmuss. Bleib doch noch.
Schlaf dich aus. Fühl dich wie zu Hause. Falls das nicht allzu lange dauert, könnten wir später zusammen frühstücken.«
    »Nein danke.«
    »Dann lass wenigstens deine Nummer da.« Er versuchte einen Anflug von Enthusiasmus in seine Aufforderung zu legen, war aber ziemlich sicher, dass ihm das nicht gelang. »Ich würde dich gern wiedersehen.«
    »Nein, würdest du nicht, das ist schon okay.« Sie war schon an der Tür, als sie sich noch einmal lächelnd umdrehte. »Du warst ein cooler Fick. Savich hat nicht zu viel versprochen.«
     
    Gordon Ballew war einer jener Menschen, die von ihrem ersten Atemzug an keine Chance gehabt hatten. Seine Mutter wusste nicht, wer sein Vater war, und fand das auch nicht besonders wichtig, weil sie das Baby sowieso nicht behalten wollte.
    Nicht einmal ein kinderloses Paar auf der Suche nach einem Adoptivkind wollte eines mit einer Hasenscharte nehmen, und so wurde Gordie noch im Kreißsaal zum staatlichen Mündel, das von einem Waisenhaus ins nächste gekarrt wurde, bis er so alt war, dass er aus dem System fiel und versuchen musste, auf eigenen Füßen zu stehen.
    Sein ganzes Leben war eine endlose Folge von Spott und Misshandlungen, was er seinem entstellten Mund, der unverständlichen Sprechweise und seinem Zwergenwuchs zu verdanken hatte.
    Duncan hätte vielleicht Mitleid mit Gordie Ballew gehabt, wenn er jemals versucht hätte, sein Los zu ändern, und sich bemüht hätte, der Abwärtsspirale zu entkommen, die sein Leben war, seit er sich aus dem Geburtskanal gequält hatte.
    Seit er seinem letzten Pflegeelternpaar Adieu gesagt hatte, hatte er so oft in so vielen Strafanstalten gesessen, dass sich
Gordie nur in einer Zelle wirklich zu Hause fühlen konnte, glaubte Duncan.
    Er betrachtete ihn gedankenversunken auf dem Videomonitor in dem Raum direkt neben dem Vernehmungsraum, wo ein Kollege aus dem Drogendezernat Gordie seit mehreren Stunden erfolglos durch die Mangel drehte.
    »Wurde die Staatsanwaltschaft schon benachrichtigt?«
    Ein anderer Drogenfahnder schüttelte den Kopf und schnaubte verdrießlich. »Diese Schweine haben behauptet, wir wären schuld, dass Freddy Morris weggepustet

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