Warnschuss: Thriller (German Edition)
allein mit Gerard zurück, der seine Lesebrille an der Krawatte sauber rieb. »Stimmt das, was Ihre Partnerin sagt? Bekommen Sie bei der Lady feuchte Augen?«
»Ich müsste ein Eunuch sein, um nicht auf sie zu reagieren, Bill. Das würde Ihnen nicht anders gehen.«
»Ich habe sie gesehen. Ich kann das verstehen. Darum muss ich eines wissen. Können Sie die Scheuklappen aufsetzen und objektiv bleiben?«
»Sie ist verheiratet.«
»Das ist keine Antwort, Dunk.«
»Sie ist eine zentrale Person bei unseren Ermittlungen.«
»Das auch nicht.«
»Wir haben keine handfesten Beweise, um sie des Mordes anzuklagen. Noch nicht. Aber ich habe mich persönlich dafür eingesetzt, dass wir weiterermitteln, und falls wir den benötigten Beweis finden, bringen wir sie vor Gericht.«
Gerard setzte die Brille wieder auf und griff nach einem Papierstapel auf seinem Schreibtisch. »Mehr wollte ich nicht hören.«
15
»Elise?«
Sie fuhr herum, wohl wissend, dass sie aussah wie auf frischer Tat ertappt. Wohl wissend, dass sie auf frischer Tat ertappt war. »Cato!« Sie lachte stockend. Er stand mit einer Einkaufstüte in der Hand in der offenen Tür. »Hast du mich erschreckt! Wann bist du heimgekommen?«
»Gerade eben. Was machst du hier?« Er trat in sein Arbeitszimmer, doch in seiner Neugier lag ein Hauch von Misstrauen.
»In dem Zimmer bekomme ich immer noch eine Gänsehaut.«
»Warum bist du dann hier?«
»Ich wollte die Reparaturen überprüfen.«
Sie deutete auf die ausgebesserte Wand, aus der man die Kugel aus Trotters Waffe gebohrt hatte. Gestern hatten die Polizisten das gelbe Absperrband abgenommen und ihnen erklärt, dass sie den Raum wieder benutzen konnten. Cato
hatte schon jemanden auf Abruf gehabt, der das Arbeitszimmer in den Zustand vor dem Schusswechsel zurückversetzen sollte.
Der blutfleckige Teppich war eingerollt und abtransportiert worden und sollte vernichtet werden. Der Richter wollte ihn nicht wiederhaben. Dann war der gesamte Raum von Spezialisten gereinigt und desinfiziert worden.
»Ich bin mit den Arbeiten nicht zufrieden und ich weiß, dass du auch nicht zufrieden sein wirst«, erklärte Elise ihm jetzt. »Deshalb habe ich in deinem Schreibtisch nach der Visitenkarte des Malers gesucht. Ich wollte ihn gleich morgen früh anrufen.«
»Mrs Berry hat seine Visitenkarte.«
»Ach so.«
»Ich werde sie bitten, ihn noch einmal kommen zu lassen.«
»Ich finde, das solltest du tun. Du willst doch, dass es ordentlich gemacht wird. Ich weiß, wie gern du in diesem Zimmer bist.«
»Wie süß, dass du dich so um mich sorgst.« Er lächelte. »Leistest du mir bei einem Drink vor dem Essen Gesellschaft?«
»Gerne.« Sie kam hinter dem Schreibtisch hervor und schaute auf seine Einkaufstüte. »Was ist das?«
»Ein Geschenk.«
»Hmm.« Sie griff nach dem rosa Einschlagpapier, das aus der Tüte herausragte.
»Das kann warten.« Er stellte die Tüte auf dem Boden ab, legte die Arme um ihre Taille und versuchte sie zu küssen, aber sie entzog sich seinem Griff. »Eigentlich wollte ich mich noch frisch machen, bevor du heimkommst. Ich habe mich heute Nachmittag hingelegt, so wie du vorgeschlagen hast, und bin tatsächlich eingeschlafen. Ich habe mir nicht mal die Zähne geputzt.«
»Mir egal.«
»Mir aber nicht. Ich gehe kurz nach oben und mache mich vorzeigbar. Du machst solange die Drinks.«
»Ich weiß etwas Besseres. Ich mixe die Drinks und bringe sie mit nach oben.«
»Das ist wirklich noch besser.« Sie löste sich aus seiner Umarmung und ging zur Tür.
»Hier, nimm die Tüte mit.« Er hob sie auf und reichte sie ihr.
»Darf ich reinschauen?«
Er lachte. »Nur zu, das tust du ohnehin, ob ich es dir erlaube oder nicht.«
Scheinbar ebenso unbekümmert wie er spazierte sie aus dem Raum und rief ihm über die Schulter zu: »Wodka Tonic bitte. Viel Zitrone, viel Eis.«
Sie eilte im Laufschritt die Treppe hinauf und direkt ins Schlafzimmer. Sobald sie die Tür geschlossen hatte, lehnte sie sich schwer atmend und mit klopfendem Herzen dagegen. Sie zitterte am ganzen Körper. Sie wäre um Haaresbreite erwischt worden.
Seit seinem Geständnis, dass er einen Privatdetektiv angeheuert hatte, war Cato besonders zärtlich und liebevoll und hatte sie immer wieder gefragt, ob sie ihm sein Misstrauen verziehen habe. Sie versicherte ihm, dass sie ihm alles vergeben habe. Sie zeigte sich warmherzig und liebevoll. Oberflächlich betrachtet schien alles perfekt.
Sie putzte sich die Zähne und zog schnell das
Weitere Kostenlose Bücher