Warnschuss: Thriller (German Edition)
neue Outfit an, das in der Einkaufstüte gelegen hatte. Sie besprühte sich eben mit Parfüm, als er mit zwei Drinks in der Hand ins Schlafzimmer trat. Er sah sie an und nickte wohlgefällig.
»Der Unterschied hat das Warten gelohnt.«
»Danke.«
»Passt es?«
»Perfekt.« Sie hielt den Tellerrock an beiden Enden fest und drehte eine Pirouette.
»Nichts Ausgefallenes«, sagte er. »Aber er hat mir auf den ersten Blick gefallen.«
»Mir auch. Sehr sogar. Vielen Dank.«
Er hatte sein Anzugjackett und die Krawatte abgelegt. Die zwei obersten Knöpfe seines Hemdes standen offen. Er schickte ihr einen vielsagenden Blick zu und schloss die Schlafzimmertür. Sie sah kurz auf ihre Uhr. »Mrs Berry wird gleich das Abendessen servieren.«
»Ich habe ihr gesagt, sie soll es warm stellen, wir können uns also Zeit lassen.«
Er kam auf sie zu und reichte ihr ein Glas. Dann stieß er mit seinem Glas Scotch gegen ihres. »Darauf, dass wir diese Schießerei und ihre unangenehmen Nachwehen endlich vergessen können.«
»Darauf trinke ich auch.«
Beide nahmen einen Schluck, dann zog er sie zum Bett, ließ sich auf der Bettkante nieder und postierte sie zwischen seinen gespreizten Beinen. Er stellte sein Glas auf dem Nachttisch ab und legte die Hände auf ihre Taille. »Ich weiß nicht, ob ich warten kann, bis du ausgetrunken hast.«
Sie nahm ein paar kleine Schlucke und stellte ihr Glas neben seinem auf den Nachttisch.
Seine Hände strichen sanft über ihre Rippen. »Bist du immer noch wütend auf mich, Elise?«
»Wegen des Privatdetektivs? Nein, Cato. Das habe ich dir doch immer wieder erklärt. Natürlich musstest du so etwas glauben. Alle Anzeichen deuteten auf eine Affäre hin. Es war dumm von mir, dir Colemans Situation nicht zu erklären.«
»Selbst wenn, hätte ich nicht gewollt, dass du dich in einem Hotelzimmer mit ihm triffst.«
»Ich wollte ihn bestimmt nicht scharfmachen.« Sie lachte
kurz auf. »Das hatte ich schon probiert, als wir beide in der Highschool waren. Es war eine Katastrophe. Auf diese Weise war er nicht an mir interessiert.«
»Dann war er nicht nur schwul. Er muss tot gewesen sein.«
Das Telefon läutete. Er warf einen kurzen Blick darauf und sah, dass das Lämpchen für den Küchenanschluss aufleuchtete, demnach hatte Mrs Berry den Anruf entgegengenommen. Er legte die Hand in ihren Nacken, um ihren Kopf zu seinem herabzuziehen.
Aus der Sprechanlage war Mrs Berrys Stimme zu hören: »Richter Laird, bitte entschuldigen Sie die Unterbrechung. Dieser Detective Hatcher besteht darauf, mit Ihnen zu sprechen.«
Cato hielt Elises Blick mehrere Sekunden lang gefangen, dann nahm er die Hände weg und griff nach dem Hörer. Er drückte auf die rot blinkende Taste. »Detective Hatcher?«
Elise griff nach ihrem Glas, stellte fest, dass ihre Hand zitterte, und hoffte, dass Cato es nicht bemerkte.
»Ich verstehe«, sagte er. Das Gespräch dauerte nur ein paar Sekunden. »Ich werde meine Termine entsprechend verlegen. Wir werden da sein.« Langsam legte er den Hörer wieder auf und starrte dann, ohne ein Wort zu sagen, auf das Telefon.
Sie konnte ihre Angst nicht länger unterdrücken. »Was wollte er? Du hast gesagt, wir werden da sein? Wo denn?«
»In der Polizeizentrale. Morgen früh um zehn Uhr.«
»Warum?«
Erst jetzt sah er zu ihr auf. »Wir haben ein Problem, Elise. Genauer gesagt hat die Polizei ein Problem.«
»Weswegen?«
»Wegen deiner Beziehung zu Coleman Greer. Sie glauben dir nicht.«
Duncans Wagen kroch die Straße entlang, während er die Hausnummern ablas, bis er auf die stieß, die er suchte. Er lenkte den Wagen an den Straßenrand und hielt direkt vor dem Haus. Es war ein gefährliches Viertel mit extrem hoher Kriminalitätsrate, das man mit Recht als Slum bezeichnen konnte. Jedes Gebäude in der Straße zeigte die Spuren von jahrzehntelanger Vernachlässigung und Verfall, aber dieses Haus wirkte besonders baufällig.
Vielleicht spielte die Dunkelheit seinen Augen einen Streich, aber er hatte den Eindruck, dass der einfache Holzbau gefährlich windschief stand. Im Garten wuchs nichts außer einer einsamen alten Eiche, die mit viel zu viel Louisianamoos behängt war. Der Baum selbst wirkte wie ausgesaugt.
Er schaltete den Motor ab und zog die Waffe aus dem Holster. Die Pistole in der rechten Hand, stieg er aus und sah sich argwöhnisch um. Die Straße war menschenleer. Vielleicht war »verlassen« der passendere Begriff. In einigen Häusern in diesem Block brannte noch
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