Warrior Cats 03 - Die Macht der drei 06 - Sonnenaufgang
sich so nahe wie wir, würde sie wissen, dass Eichhornschweif uns angelogen hat und wir gar nicht ihre Jungen sind. Blattsee hätte niemals zugelassen, dass sie so etwas tut. Ich frage mich, was sie tun würde, wenn sie wüsste, wie ihre Schwester wirklich ist.
Häherfeder humpelte durch die feuchten Gerüche der Abenddämmerung zurück zum Heilerbau. Seine Beine schmerzten, und sein Kopf pochte an der Stelle, wo er sich im Fallen an einem Baum gestoßen hatte. Er war zu erschöpft, um nach Kräutern zu suchen, mit denen er sich selbst behandeln könnte. »Hoffentlich ist Blattsee jetzt zufrieden«, murrte er vor sich hin und rollte sich in seinem Nest zusammen. »Morgen bin ich bestimmt zu steif, um irgendwas zu tun.«
Er schloss die Augen, öffnete sie einen Herzschlag später und fand sich in einem dichten, grünen Wald wieder, in dem das Sternenlicht auf den Blättern tanzte. Seine Schmerzen und seine Müdigkeit waren verschwunden und eine warme, duftende Brise strich sanft über sein Fell. Die Blattleere in einem schneebedeckten Wald war nur noch eine ferne Erinnerung.
Ein schmaler Pfad wand sich vor ihm durch die gebogenen Farne. Häherfeder folgte ihm mit gespitzten Ohren und sah sich nach Katzen um, die er kannte. Er hörte es zu beiden Seiten des Pfads im Unterholz rascheln und erhaschte flüchtige Blicke auf schimmernde Pelze, als wären überall um ihn herum Katzen, doch niemand erschien, um ihn zu begrüßen.
»Wer ist da?«, rief er. »Gelbzahn? Blaustern? Hört mich jemand?«
Keine Antwort. Häherfeder, der mit jedem Schritt frustrierter wurde, folgte dem Weg, bis er auf eine grasbewachsene Lichtung trat. In ihrer Mitte befand sich ein kleiner Teich, in dem sich die Sterne spiegelten. Immer noch waren keine Katzen zu sehen.
»Wo seid ihr?«, jammerte Häherfeder und trat auf die Wiese. »Warum sprecht ihr nicht mit mir?«
Farnwedel neigten sich raschelnd und auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung erschien Tüpfelblatt. Häherfeders Erleichterung verflog sofort wieder, als er sah, wie argwöhnisch sie ihn betrachtete, den Schwanz hoch über ihrem Rücken gebogen.
»Tüpfelblatt«, hob er unsicher an.
»Wir können dir die Antworten nicht geben, die du suchst«, unterbrach ihn die schildpattfarbene Kätzin. »Geh zurück zu deinem Clan. Dort liegt die Wahrheit.«
»Aber – du musst mir mehr sagen als nur das!«, flehte Häherfeder. »Wusste der SternenClan die ganze Zeit über, dass Eichhornschweif und Brombeerkralle nicht unsere Eltern sind?«
Zorn flammte in Tüpfelblatts grünen Augen auf. »Wann begreifst du endlich, dass der SternenClan nicht alles weiß?«, fauchte sie mit peitschendem Schwanz. »Manchmal haben auch wir nur Fragen! Manchmal sind auch wir nur Katzen wie du!«
Ohne Häherfeder Gelegenheit zu einer Erwiderung zu geben, schoss sie herum und verschwand im Dickicht.
Häherfeder sprang los, um ihr zu folgen, spürte jedoch, wie der Boden unter seinen Pfoten nachgab. Jäh erwachte er in seinem eigenen Bau und öffnete die Augen in der Dunkelheit. Er riss das Maul weit auf und hätte am liebsten geheult wie ein von seiner Mutter verlassenes Junges.
Alle haben mich verlassen: Distelblatt und Löwenglut, meine übrigen Clan-Gefährten und nun auch noch der SternenClan. Ich bin ganz allein .
Sogar sein Glaube in die Prophezeiung, die einst so viel zu versprechen schien, war auf einer Lüge gegründet gewesen.
Ich könnte ebenso gut auch in meinen Träumen blind sein. Was soll ich jetzt nur tun?
10. Kapitel
Distelblatt bewegte sich unruhig in dem behelfsmäßigen Nest unter den Baumwurzeln. Neben ihr zuckten Löwengluts Ohren, als würde sein Schlaf von dunklen Träumen gestört. Distelblatt fragte sich, wie er so nah am Zweibeinernest überhaupt schlafen konnte. Selbst mitten in der Nacht knurrten Monster, kreischten Zweibeiner und bellten Hunde.
Ich war noch nie an einem so lauten Ort. Sie versuchte, einen bequemen Platz zwischen dem Laub zu finden. Wie ertragen die Hauskätzchen das nur?
Als die Morgendämmerung nahte, glitt sie in einen unruhigen Schlaf, nur um wieder geweckt zu werden, als Löwenglut aus dem Nest kletterte. Mit einem langen Gähnen folgte ihm Distelblatt.
Der orangefarbene Schein über dem Zweibeinerort war dem fahlen Licht des Morgens gewichen, die Dächer der Zweibeinernester zeichneten sich schwarz vor dem Himmel ab. Eine kalte Brise blies und jeder Grashalm war von Reif bedeckt. Brombeerkralle und die anderen Clan-Katzen standen zusammen da
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