Warrior Cats - Die Macht der Drei 05 - Lange Schatten
Schülerzeit war er manchmal daran verzweifelt, es dem grauen Krieger jemals recht machen zu können.
»Es gibt immer noch etwas zu lernen«, erklärte er. »Ich will so stark und fit bleiben, wie ich nur kann, damit ich für den nächsten Kampf bereit bin.«
Aschenpelz blinzelte nachdenklich. »Ich glaube nicht, dass es wieder einen Kampf geben wird. Jedenfalls vorerst nicht.«
»Der WindClan könnte wieder Ärger machen. Und außerdem brauche ich das Training«, insistierte Löwenglut. Er ließ die Krallen ausfahren, wollte schon frustriert Grasbüschel ausreißen, tat es dann aber doch nicht. Aschenpelz sollte nicht merken, wie viel es ihm bedeutete. »Bitte!«
»Na gut.« Aschenpelz wirkte immer noch nicht ganz überzeugt. »Wir könnten jetzt gleich eine Übung einlegen, ich will nur kurz Lichtherz einholen und sie bitten, Feuerstern zu berichten. Wir sehen uns dann bei der Trainingskuhle.«
Er sprang davon, worauf sich Löwenglut allein auf den Weg zum Übungsplatz machte. Plötzlich kam ihm das Sonnenlicht heller vor, er genoss die kühle Brise in seinem Fell und den Tau unter den Pfoten. Er wusste, dass er weiter trainieren musste, um den größten Nutzen aus seinen Fertigkeiten zu ziehen, wollte sich aber nicht mehr mit Tigerstern treffen.
Löwenglut erschauderte, als könnte er den finsteren Krieger heraufbeschwören, indem er nur an ihn dachte. Er blickte sich um, fand aber nirgendwo Anzeichen von dem gestreiften Schatten mit den glühenden Bernsteinaugen.
Anfangs hatte er sich besonders und gewürdigt gefühlt, weil er von Tigerstern zum Zusatztraining auserwählt worden war. Er war begeistert gewesen, weil er die übrigen Schüler mithilfe einer Technik schlagen konnte, die ihm der finstere Krieger gezeigt hatte. Aber in den letzten Monden hatte sich Tigerstern verändert, hatte eine boshafte Seite gezeigt und versucht, Löwenglut zu beherrschen.
Vielleicht hat er sich aber auch gar nicht verändert. Vielleicht sehe ich jetzt erst, wie Tigerstern von Anfang an gewesen ist.
Er erinnerte sich daran, wie Rauchfell Fuchsjunges und Eisjunges immer ermahnt hatte, bevor sie zu Schülern ernannt worden waren: »Wenn ihr euch nicht benehmt, kommt Tigerstern und holt euch!«
Die beiden Jungen hatten entsetzt aufgemaunzt und sich eng an den Bauch ihrer Mutter geschmiegt.
Wie konnte ich nur so mäusehirnig sein? Zu glauben, er würde mir helfen wollen, obwohl er mich nur benutzt hat?
Wenn er mit Aschenpelz trainierte, würde er Tigerstern nicht mehr brauchen. Und wenn Tigerstern ihn dann immer noch heimsuchte, würde er stark genug sein, um sich gegen ihn zu wehren.
Vielleicht lässt er mich in Ruhe, wenn ich ihm beweisen kann, dass ich auch ohne ihn ein großartiger Krieger bin.
Die Trainingskuhle lag so früh am Morgen verlassen da, Nebelfetzen hingen noch über der Wiese. Löwenglut tappte zur Mitte und fing an zu üben, sprang hoch und drehte sich in der Luft, stellte sich vor, wie er auf Tigersterns breiten Schultern landete und seine Krallen in den dunklen Tigerpelz bohrte.
»Nicht schlecht.« Aschenpelz’ Stimme ertönte von der anderen Seite der Kuhle.
»Danke«, keuchte Löwenglut.
Er drehte sich zu seinem Mentor um, als ihn Aschenpelz auch schon seitlich rammte und von den Pfoten stieß. Löwenglut jaulte auf vor Wut, weil er nicht damit gerechnet hatte. Er trat mit den Hinterläufen nach Aschenpelz, während dieser versuchte, ihn mit den Zähnen am Nackenfell zu packen. Der graue Krieger presste Löwenglut mit seinem ganzen Gewicht zu Boden, bis ihm die Luft wegblieb.
»Willst du immer noch weiterkämpfen?«, spottete Aschenpelz.
Mit größter Anstrengung gelang es Löwenglut, herumzurollen und Aschenpelz abzuschütteln. Heftig keuchend rappelte er sich auf die Pfoten und sprang Aschenpelz auf den Rücken, bevor sein Widersacher sich erholen konnte. Er verpasste dem grauen Krieger zwei flinke Schläge mit den Vorderpfoten und versuchte dann, wegzuspringen.
Aber Aschenpelz war zu schnell für ihn. Mit einer Pfote schlug er ihm die Beine unter dem Körper weg, dann rangen die beiden Katzen am Boden. Aschenpelz hatte Löwenglut eins aufs Ohr gegeben, was höllisch brannte. Mit den Vorderpfoten bearbeitete Löwenglut den Bauch seines Gegners, und es fiel ihm schwer, die Krallen nicht auszufahren, während ihn der rote Rausch des Kampfes zu überwältigen drohte.
»Schluss!« Löwenglut hörte das Jaulen kaum, aber Aschenpelz ließ sofort von ihm ab und sprang auf. Löwenglut blieb
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