Warrior Cats - Die Macht der Drei 05 - Lange Schatten
würde.
Mit einem letzten Blick auf die mühselig weiterziehende Katzengruppe, in der er den schimmernden Pelz von Halber Mond zu entdecken versuchte, gesellte er sich zu Stein. Es wird sie so sehr kränken, dass ich gegangen bin, ohne mich zu verabschieden. Aber mit ihr gab es keine Zukunft für ihn. Er gehörte zum DonnerClan, wo er eine Heiler-Katze war.
Er wandte sich an Stein. »Wird der wirkliche Schwinge des Hähers jetzt zurückkehren?«
Stein schüttelte den Kopf. »Nein. Er verschwand zu Beginn ihrer Reise in die Berge.«
Eine Katze nach der anderen wurde von der Dunkelheit verschluckt. Keine hatte bemerkt, dass Häherpfote nicht mehr bei ihnen war. Häherpfote stand einen Moment reglos da, dann schüttelte er sich. »Gut, lass uns gehen«, sagte er leise.
Stein führte ihn hinter den Felsblock, wo sich ein schmaler Eingang zu einem Tunnel öffnete. Die alte Katze zwängte sich hinein und bedeutete Häherpfote mit der Schwanzspitze, ihm zu folgen.
Im Tunnel war es stockfinster. Häherpfote orientierte sich am Geräusch von Steins Pfotenschritten, während sie durch die stille Schwärze tappten. Kühle Luft zeigte ihm an, wo Seitengänge abzweigten, aber Stein führte ihn geradeaus hinab in den Berg. Häherpfote spitzte die Ohren, achtete auf irgendeinen Laut von Fallendes Blatt, aber von der verloren gegangenen Katze fehlte jede Spur. Wie viel Zeit würde vergehen, bis ihm klar wurde, dass die Katzen über der Erde weggegangen waren? Würde er wissen, wie viele Monde er in der einsamen Finsternis würde warten müssen, bis Katzen zum See zurückkehrten? Schaudernd hoffte Häherpfote, dass Fallendes Blatt keine Ahnung hatte, was ihm bevorstand.
Endlich führte der Tunnel wieder aufwärts. Steins Pfotenschritte verklangen, aber jetzt konnte Häherpfote Moos und Blätter riechen, die feuchten Düfte des Waldes. Wenig später trat er ins Freie und fand sich erblindet zwischen den vertrauten Gerüchen des DonnerClans wieder. Er wusste genau, wo er war.
Langsam suchte er sich seinen Weg über die Pfade, die zum Felsenkessel führten. Hatte er die Antworten gefunden, die er gesucht hatte? War er wirklich eine der Katzen gewesen, die einst hier gelebt hatten? Und waren diese Katzen gegangen, um den Stamm des eilenden Wassers zu begründen? Lag hier der Ursprung der Prophezeiung?
Im letzten Moment – er konnte den Felsenkessel bereits riechen – bog er ab und schlug den Weg zum See ein. Ein leiser Wind war aufgekommen, vereinzelt zwitschernde Vögel über seinem Kopf sagten ihm, dass die Morgendämmerung nahte. Am See tappte Häherpfote über das weiche Gras und fand seinen Stock am Ufer unter Wurzeln verborgen. Er zog ihn hervor und betastete die Kerben mit den Pfoten, wie er es schon so oft getan hatte.
Diesmal sprachen die Markierungen deutlich zu ihm: Namen und Bilder der Scharfkrallen kamen ihm in den Kopf, und er erinnerte sich an viele, denen er von Angesicht zu Angesicht begegnet war. Gezackter Blitz, Bewölkte Sonne, Scheues Reh, Feder der Eule … Am Mondsee liefen sie an seiner Seite, weil er einer der ihren war, die eine Katze, die zurückgekehrt war an den Ort, wo sie vor vielen, vielen Monden gelebt hatten. Bin ich deshalb mächtiger als der SternenClan?
Häherpfote fragte sich, ob Löwenglut und Distelblatt auch zu den Urkatzen gehört hatten, selbst wenn er ihnen in der Vergangenheit nicht begegnet war. Er fuhr mit seinen Pfoten noch einmal über den Stock und eine Vision blitzte vor seinem geistigen Auge auf: drei Katzen, die zusammen auf dem Kamm standen, hinter ihnen der Mond und vor ihnen drei Schatten, die sich lang und schwarz auf den silbernen See hinausstreckten.
Drei Katzen, Blut von Feuersterns Blut, mit der Macht der Sterne in ihren Pfoten. Und jetzt verstand Häherpfote, wie sie zusammengehörten, obwohl inzwischen viele, viele Blattwechsel vergangen waren.
»Wir sind zurückgekommen«, flüsterte er. »Die drei sind nach Hause gekommen.«
19. KAPITEL
Löwenglut wurde von einer hustenden Katze geweckt. Einen Moment lang vergrub er den Kopf tiefer im Moos und versuchte sich zu erinnern, wann er zum letzten Mal eine Nacht richtig durchgeschlafen hatte. Tigerstern geisterte durch seine Träume, verhöhnte ihn wegen seiner besonderen Kräfte, machte sich lustig über ihn, weil er beim Anblick von Heidepfotes blutgetränktem, totem Körper aufbegehrte. Und wenn er nicht schlief, schnieften und würgten überall im Bau der Krieger die Katzen, die gegen den Grünen Husten
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