Warrior Cats - Die Macht der Drei 05 - Lange Schatten
verloren, und sie fürchtete, nie oben anzukommen.
Aber dann hörte sie endlich die Stimme ihrer Mutter. »Gut gemacht!« Zähne packten sie am Nackenfell und Eichhornschweif zerrte sie über die Klippe. Für eine Weile blieb Distelblatt keuchend liegen und sah, wie ihre Mutter Löwenglut nach oben half. Häherfeder lag neben ihr, seine Augen waren geschlossen und seine Flanken bebten.
»Kommt von der Klippe weg«, mahnte Eichhornschweif. »Der Fels ist brüchig.« Sie drehte sich um und zeigte ihnen den Weg durchs Gestrüpp.
Distelblatt stupste Häherfeder auf die Pfoten. »Nur noch ein bisschen weiter, dann kannst du dich ausruhen.«
Ihr Bruder bleckte die Zähne und fauchte schwach. Niemals würde er zugeben, wie sehr ihn die Klettertour angestrengt hatte.
»Wenn du willst, kannst du dich an meine Schulter lehnen«, bot Löwenglut an, der auf der anderen Seite von Häherfeder stehen geblieben war.
»Hör zu, Mäusehirn …«
Häherfeders verärgertes Fauchen wurde von einem zuckenden Blitz unterbrochen, der den ganzen Himmel erleuchtete und in der Erde einschlug, als wolle er alle drei Katzen gleichzeitig aufspießen. Die Büsche gingen in Flammen auf, Donner grollte über ihren Köpfen.
Entsetzt jaulte Distelblatt auf. Gierige, rote Zungen leckten nach ihr und ihren Wurfgefährten und versperrten ihnen den Weg vom Rand der Klippe. Rauchwolken quollen auf, als es auf die Büsche regnete. Distelblatt schnappte hustend nach Luft. Plötzlich ließ der Regen nach – und die restlichen Tropfen reichten nicht aus, um das Feuer zu löschen.
Eine heiße Welle rollte über Distelblatt hinweg. Instinktiv wich sie zurück, bis sie spürte, wie der Fels unter ihren Pfoten zu bröckeln begann. Sie spähte nach unten, wo sie die dunkle Lichtung mit den Flammenflecken erblickte. In dieser Richtung gab es kein Entkommen, selbst wenn sie den Abstieg durch Feuer und Regen schaffen würden.
»Was ist los?« Häherfeder duckte sich unter der sengenden Hitze. »In welche Richtung sollen wir gehen?«
»Wir können nirgendwo hin. Wir sitzen in der Falle.« Löwengluts Stimme klang fest. Flammen spiegelten sich in seinen Augen. »Eichhornschweif!«, rief er. »Bist du da? Hilf uns!«
Während er sprach, brach ein brennender Ast von einem Busch ab und Distelblatt konnte Häherfeder gerade noch rechtzeitig zur Seite zerren. Dicht gedrängt kauerten die Wurfgefährten nun direkt am Rand der Klippe.
»Ich bin hier!« Eichhornschweifs Stimme klang schrill vor Entsetzen. »Ich werde euch einen Ast zuschieben. Auf dem müsst ihr entlanglaufen, so schnell ihr könnt, bevor er Feuer fängt.«
»Gut. Wir machen uns bereit«, antwortete Löwenglut.
Dank ihres mutigen Bruders beruhigte sich Distelblatt ein wenig. Ohne ihn wäre sie, gefangen zwischen dem Feuer und der tiefen Schlucht hinter ihr, sicher in Panik geraten. Aber sie würden zusammenhalten, alle drei, beschützt von der Prophezeiung. Und das würde immer so sein.
Distelblatt hörte, wie hinter dem Flammenmeer etwas Schweres durchs Unterholz gezerrt wurde. Wie Asche im Wind flog ihre Zuversicht davon. »Das schafft sie nie«, flüsterte sie Löwenglut zu. »Was ist mit ihrer Wunde? Sie ist nicht stark genug.«
»Wenn Eichhornschweif etwas schaffen muss, dann gelingt es ihr auch«, antwortete Löwenglut.
Kleine Flammenzungen krochen jetzt durch das Gras, auf die zischend Regen fiel und den rauchenden Boden schwärzte, aber immer wieder tauchten neue Flammen auf, und beißender Brandgeruch erfüllte die Luft. Auf Häherfeders Pelz landete ein brennendes Blatt, das Löwenglut mit der Pfote wegschlug. Nun hing auch noch der Gestank von versengtem Fell in der rauchigen Luft.
Zwischen den orangeroten Flammen konnte Distelblatt Eichhornschweif erkennen, die sich abmühte, einen Ast zum Feuer zu zerren. Sie wirkte sehr erschöpft. Löwenglut spannte die Muskeln an. Er schien vorzuhaben, über den Busch zu springen, um ihr zu helfen.
»Nein!«, stieß Distelblatt hervor. »Das ist zu weit.«
Bevor Löwenglut ihr widersprechen konnte, tauchte eine weitere Gestalt aus dem Rauch neben Eichhornschweif auf. Seine Augen funkelten, sein grauer Pelz war mit verkohlten Blättern gespickt. In ihrer Verwirrung hätte Distelblatt fast geglaubt, einen ihrer Kriegerahnen im Rauch stehen zu sehen, aber dann erkannte sie, dass es Aschenpelz war.
Eichhornschweif ließ ihre Last fallen. »Hilf mir, den Ast durch das Feuer zu schieben!«, jaulte sie.
Aschenpelz packte mit seinen kräftigen
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