Warrior Cats - Die Macht der drei - Der Fluss der Finsternis - III Band 2
schön, wenn man ständig wegen jeder Kleinigkeit ausgefragt wird!« Er stolzierte aus dem Bau und ließ Distelpfote allein zurück.
Sie seufzte und ließ das Moos zu Boden fallen. Vielleicht wusste Häherpfote, was mit ihrem Bruder los war. Ihre Gedanken schien er jedenfalls immer sofort zu durchschauen. Vielleicht galt das ja auch für Löwenpfote. Sie lief zum Heiler-Bau und zwängte sich durch die Brombeerranken.
Häherpfote saß ganz hinten in der Felsspalte und sah die Kräuter durch. »Ich habe zu tun«, miaute er, ohne aufzuschauen. »Blattsee will, dass ich überprüfe, welche Kräuter wir brauchen, ehe sie aus der Kinderstube zurückkehrt.«
»Sind die Jungen krank?«, fragte Distelpfote besorgt.
»Minka hat eine Erkältung«, erwiderte Häherpfote. »Es ist aber nichts Ernstes.«
»Ich würde gerne mit dir über Löwenpfote sprechen«, sagte sie vorsichtig.
»Ist er krank?«
»Nein.« Distelpfote setzte sich. Sie wünschte, Häherpfote würde die Kräuter liegen lassen und sich richtig mit ihr unterhalten. »In letzter Zeit ist er ständig müde und schlecht gelaunt. Jedes Mal, wenn ich mit ihm rede, reißt er mir fast die Schnurrhaare aus.«
»Woher soll ich wissen, was mit ihm los ist?« Häherpfote schob einen Haufen dunkelgrüner Blätter zusammen. Distelpfote versuchte, sich an ihren Namen zu erinnern – schließlich war sie auch eine Weile Heiler-Schülerin gewesen –, aber es wollte ihr nicht einfallen.
»Es ist nur, weil du es sonst immer weißt.«
»Du wohnst doch mit ihm in einem Bau«, meinte Häherpfote. »Ich hocke die meiste Zeit hier bei Blattsee.« Seine Stimme bebte verbittert.
Distelpfote saß schweigend da. Zu ihrer Sorge um Löwenpfote kam noch der Traum von Maulbeerpfote, der ihr keine Ruhe ließ. Aber wenn Häherpfote sich nicht mal dafür interessierte, was mit Löwenpfote los war, scherte es ihn sicher erst recht nicht, was ihre FlussClan-Freundin bedrückte. Und doch …
Sie beschloss, es über einen Umweg zu versuchen. Ein guter Jagdtrick bei schwieriger Beute.
»Hast du bei der Großen Versammlung mit Maulbeerpfote gesprochen?«, fragte sie beiläufig.
»Nicht viel.«
»Ich glaube, sie denkt, du könntest sie nicht leiden.«
»Warum muss ich jede Katze mögen, die ich treffe?«, brummelte Häherpfote.
»Warum musst du jede Katze blöd finden, die du triffst?«, schoss sie zurück. »Maulbeerpfote ist wirklich nett. Du brauchst dich nicht absichtlich so aufzuführen, dass sie sich unwohl fühlt.«
»Ich führe mich überhaupt nicht auf.« Häherpfote wandte sich wieder seinen Kräutern zu. »Und sie kann fühlen, was sie will.«
»Fandest du nicht, dass sie bei der Großen Versammlung irgendwie besorgt wirkte?« Distelpfote ließ nicht locker. »Und dass sich der ganze FlussClan irgendwie seltsam benommen hat?«
Häherpfote schaute auf. »Vielleicht.« Seine Ohren waren gespitzt, als hätte Distelpfote endlich etwas Interessantes gesagt.
»Dann habe ich mir das nicht nur eingebildet?«
»Was eingebildet?«
»Dass der FlussClan sich über etwas Sorgen macht.«
»Glaubst du, sie machen sich Sorgen?« Häherpfote beugte sich jetzt zu ihr.
»Ich weiß es nicht.« Distelpfote wollte kein Gerücht in die Welt setzen, das dem FlussClan Schwäche nachsagte. Und vor allem wollte sie ihrer Freundin nicht in den Rücken fallen. Vielleicht hatte sie sich auch getäuscht. »Glaubst du es?«
»Ich habe nichts bemerkt.«
Distelpfote war frustriert. Dieses Gespräch drehte sich im Kreis.
»Aber vielleicht finde ich was heraus, wenn ich zum Mondsee gehe«, fuhr Häherpfote fort.
Natürlich! Bei Halbmond wanderten alle Heiler-Katzen zusammen zum Mondsee. Bis dahin waren es nur noch wenige Tage.
»Wenn Maulbeerpfote wegen etwas beunruhigt ist, sagst du es mir dann?«, fragte Distelpfote.
Häherpfote verengte die Augen. »Klar. Ich weiß auch schon, wie ich das feststellen kann.«
Distelpfotes Fell kribbelte besorgt. »Ich möchte nicht, dass du sie ausspionierst oder so«, maunzte sie. »Ich möchte nur wissen, ob ich mir unnötig Sorgen mache …«
»Ja, gut.« Häherpfote schüttelte sich und tastete mit der Pfote an einem weiteren Kräuterhaufen herum.
»Distelpfote!« Farnpelz rief auf der Lichtung nach ihr. Mit etwas leichterem Herzen hastete sie aus dem Heiler-Bau. Zwischen den Wolken über dem Felsenkessel zeigte sich ein kleines Stück Blau.
»Solange der Regen nicht kommt, können wir ein bisschen im Wald trainieren«, miaute Farnpelz.
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