Warrior Cats - Die Macht der drei - Der Fluss der Finsternis - III Band 2
stellten sie fest, welche Duftmarke zu wem gehörte?
»Farnpelz?«
Distelpfotes Mentor blieb auf den nassen Blättern stehen und drehte sich mit blitzenden Augen zu ihr um. »Hast du Beute gerochen?«, fragte er hoffnungsvoll.
Distelpfote schüttelte den Kopf. »Ich habe mich nur gefragt …« Sie suchte nach Worten, um das Unbehagen zu erklären, das an ihr nagte.
»Ja?«
»Also, ich habe mich gefragt …«
Farnpelz schüttelte den Regen von seinen Schnurrhaaren. »Was ist denn, beim SternenClan?«
»Wenn die neuen Jungen im SchattenClan meine Verwandten sind, muss ich dann trotzdem gegen sie kämpfen?«
»Natürlich, wenn sie deinen Clan bedrohen.« Farnpelz drehte sich um und lief weiter durch den Wald. Seine Nase zuckte, als er zwischen dem nassen Gestrüpp nach Gerüchen suchte.
»Aber was ist, wenn mein Clan sie bedroht und ich das nicht richtig finde?«
»Warum sollten wir das tun?« Farnpelz stellte die Ohren auf und sank in die Kauerstellung.
»Aber angenommen, es wäre so? Sollte meine Loyalität dann nicht meinen Blutsverwandten gelten?«
Farnpelz scharrte mit den Hinterpfoten am Boden. Er hatte etwas entdeckt und bereitete sich auf den Sprung vor. Doch Distelpfotes Kopf war hungriger als ihr Bauch.
»Man darf keine Katzen verletzen, die das gleiche Blut haben«, wandte sie ein. »Heißt das, es gibt Wichtigeres als das Gesetz der Krieger?« Sie blinzelte beunruhigt. »Wenn das so ist, wie können wir dann wissen, was richtig ist und was …«
»Still!« Farnpelz’ Zischen brachte sie zum Schweigen. Eine Fuchslänge entfernt bebte ein Blatt und eine kleine, braune Gestalt flüchtete hastig in die Sicherheit ihrer Erdhöhle.
Farnpelz setzte sich auf und schaute seine Schülerin verärgert an. »Anstatt über das Gesetz der Krieger zu grübeln, solltest du lieber anfangen, es zu befolgen! Dein Clan hat Hunger und leidet unter der Nässe. Wie wär’s, wenn du dich darauf konzentrieren würdest, deine Gefährten mit Beute zu versorgen, anstatt dir Gedanken darüber zu machen, was richtig ist oder falsch.«
Distelpfote ließ den Schwanz hängen. Er hatte recht. Sie hatte Beute verjagt, die ihre Clan-Gefährten gesättigt hätte. »Tut mir leid«, murmelte sie.
»Jetzt hör auf, ständig Fragen zu stellen, und such etwas, das du zurück ins Lager bringen kannst!«
Distelpfote gab sich noch mehr Mühe beim Jagen als sonst und kehrte mit drei Mäusen ins Lager zurück. Farnpelz, der eine Krähe im Maul trug, führte sie durch den Dornentunnel und ließ den Vogel auf den Frischbeutehaufen fallen, der bereits von einer anderen Jagdpatrouille aufgefüllt worden war.
»Gut gejagt«, gratulierte er ihr. Sie war froh, die verlorene Maus wieder wettgemacht zu haben. »Jetzt geh und trockne dich in deinem Bau«, sagte er. »Ich bringe Mausefell und Langschweif etwas zu fressen.«
Der Regen hatte aufgehört, aber der Wald war immer noch tropfnass. Distelpfote tappte zum Schülerbau. Alle Nester waren leer, bis auf das von Löwenpfote. Sein goldenes Fell hob und senkte sich sanft im Schlaf. Wie konnte er nur den ganzen Morgen verschlafen, während alle anderen damit beschäftigt waren, den Clan zu versorgen?
»Hat Aschenpelz keine Arbeit für dich?«, rief sie gereizt.
»Hä? Was?« Löwenpfotes Kopf fuhr hoch und er blinzelte sie an. »Ist schon Morgen?«
»Fast schon Sonnenhoch!«
Löwenpfote sprang auf und seine runden Augen blickten schuldbewusst. »Hat Aschenpelz nach mir gesucht?«
»Weiß ich nicht. Ich war jagen«, entgegnete Distelpfote spitz. Sie zerrte an dem feuchten Moospolster vor sich, packte es mit den Zähnen und schüttelte es, um die Feuchtigkeit zu vertreiben und frische Luft hereinzulassen. »Warum bist du überhaupt so müde?«, fragte sie.
»Ich habe schlecht geschlafen.«
Distelpfote schaute ihn an, aber er sah zu Boden, als wollte er ihrem Blick ausweichen. »Stimmt was nicht, Löwenpfote?«
»Nein«, miaute er hastig.
»Bist du sicher?«
»Natürlich!« Er klang gereizt.
Eine Woge der Traurigkeit kam über Distelpfote. Früher hatten sie sich alles erzählt, aber wenn sie jetzt Einzelheiten von ihrem Bruder erfahren wollte, war es wie Flöhe von einem Igel zu picken: Wenn sie nicht von selber heraussprangen, kam sie nicht an sie heran.
»Ist ja gut! Du brauchst mir nicht gleich den Kopf abzubeißen!«, miaute sie und zupfte weiter an ihrem Moos.
Löwenpfote tappte an ihr vorbei. »Ich habe dir nicht den Kopf abgebissen«, murmelte er. »Aber es nervt ganz
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